Culturbüber aus 5er (5efcf?ic^te 5es Hfyem^aus.
1. Dtc iljemrdfe öcs Boilers Iran? oon dkftermdj im laljre 1818
«nö öcITm Gfmpfang ;u BüDcöfjeim.
3m 3 ei) re 1818 reifte ber Inifer granz Don
Cefterreid) Don Sien auf beit Kongreß ju Soeben.
Tie Banbesperren ber (Gebiete, melcpe ber bejahrte
9Jiomird) paffirte, ermiefen bemfelben (Eprenbezeu*
guitgen aller 31rt. 3lud) ÜRaffau tpat hierin fein
9J?öglid)[tes. Ter perzog [teilte eine große reid)
gefdmiütfte Jacht jm* Verfügung, bie ber Ä'faifer
ftu 3Uebricb beftieg, nadrbem er Don einem JyrartP
fnrter cs d) i ff nach Tdainz imb einem heffifcheu Dort
9)iain$ nad) 33iebrid) gefahren merben mar. Ter
Inifer trug graue Uniform, hohe Stiefeln unb
einen Treimafter mit geberbufd). (Sine Waffatter
9tegimentsmufif befanb [ich auf bem Sdjiffe unb
fpielte an beit tytfjciuorten Dorbeifahrenb ihre Seifen
Ter tfaifer flieg ju Sinfcl am 24. September
1818 Wittag* 1 Uhr aus, befudjte ben dürften
Don Wetternid) ,yt Schloß Johannisberg, nahm um
4 r 2 Uhr bas Tiner ein unb fehle, Dom Jürften
im Sagen begleitet, um 6 Uhr Borgens bie Steife
folgenbeit Tags ben 25. September 'fort. Um 8
lU)r TUorgeits mar er zu dtüDesheim. Tort empfing
ihn am Ufer ber Crtspfarrer ^eter 33enebift 33en$ing
mit bem Sirgermeifter unb bem ganzen ©emeiitbe*
rath. Seißgetleibete 3ungfrauen [tauben Dor ber
(Ehrenpforte rechts jttm (Empfange bereit. (Eine
betfelbett, 3lnna Waria Sdjunf, a iS Königin beS
Sejte» brachte bem Ä'aifer ihren ©ruß itt fttper
31nrebc bar unb überreichte bemjelben ben Don bem
ßüfermeifter ^eter* Schlotter aus Stitbeshcim bereit
gehaltenen ffftrentrunt ber Stabt iKübeSpeim, einen
eblett Stübcsheimer 3lu*lcfemein.
Tie 9tegiment»mu|if auf b*m Schiffe fpielte unb
ba§ $olf brad) auf 3eid)en Des Pfarrers in ein
begeistertes poch aus Ter A'aifer mar Don bem
(Empfang fidptid) gerührt, er tranf Dott bem Sein
nnb gab ben Jßofal mit Tan! jurüd. hierauf
beftieg er bas Schiff mieberum. Tie Urfacpe, bah
ber «ffaifer ^Stiibesheim anlanbete, mar bie Stuf*
n^hme beS Steuermanns (Epriftopp 3ung I., ber
bie (Ehre hatte, bie faiferlidje 3ad)t bis 9Ueberlapn=
ftein ju geleiten, mo ber ßaifer ein anbereS Schiff
beftieg. Tie ÜtübeSpeimer 33e0ölfeutng mar Don
bem leutfeligen einfachen Auftreten beS Monarchen
entjitdt, unb als fiep bie Sacht rpeinabmärts in
33emegung fepte, erbraufte ein nicht enben modern
bes poch, tüofür ber ßaifer mit bem Tafcpentucp
mintenb banfte.
3luch fonft im iftpeingau mürben bem Haifer
Dielfache (Ehrenbezeugungen ermiefen. (Ein Sitten*
ftütf batirt: (Eltbitfe, ben 1. September 1818
unb unterzeichnet: Don ©raff, befahl ben DrtS=
fd)ultpeißen gdgenbeS : „Seine Wajeftät ber taifer
Sranj mirb ben 24. September b. j, Don Wainz
unö iöiebrid) aus bie Üftpeinreife auf ber großen
perzoglichen 3adjt antreten. Tic 33emopner ber
am 3t hei nufer gelegenen ©emeinben merbeit fchon
Don felbft aus Slnpänglicpfeit an baS Oeftemtcpifdje
ßaiferpauS geneigt fepn, ihre Tpeilnapme bep bem
33orbepfapren beS JadüfchiffeS zu bezeigen, etmaburep
Zahlreiches üerfanteln am Ufer in feftlichen Kleibern,
burd) greubenruf, burcf) begleiten ber Jacht in
Zähnen, melche in biefem gälte Derziert fepn müffen,
Z- 33. mit Baut unb 331umen, mit giaggen Don
ben öfterreid)ifd)en unb naffauifepen garben. 33on
felbft Derftept es fid), baß alles jubrmglidje 31 n=
nähern an bie Sacht, um etma ©efdjenfe zu über*
reichen in ber 3lbftd)t, ©egengefepenfe bafür zu er*
palten, unterbleiben muffe. Sie merben nicht
allein (Ehrenbezeugungen ber ebenermähnten 3lrt auf
ade mögliche Seife zu beförbern fuchen, fonbern
auch bafür beforgt fepn, baß mäprenb beS 33orbep=
faprenS mit affen ©loden geläutet, aus 33ödern,
mo foldje oorpanben, gefeuert, auch mo möglich
am Ufer an geeigneten Steden pajfenbe 3$erzierungen
angebrad)t merben. TaS erf orberliche ^ßufoer zum
geuern mit ben Söllern fann auf Soften ber ©e*
meinbecaffe angefepafft merben, auch [inb Sie er*
mächtigt, an biefem feftlichen Tage frepe Tanzmufif
Zu geflattert."
Zugleich marb Don ben einzelnen 33ürgermei(tern
Bericht geforbert, mie bie Orte ihre 33eranftaltungen
getroffen, ba folche Berichte ber fftoffauifäen 9te=
gierung Dorgelegt merben fodten. Seiber ift nur
baS ßonccpt beS Berichtes beS 39ürgermeifterS
$ohlhaß zu (Erbach noch zugänglich ober erhalten,
tdohltrög berichtete am 28. September 1818 an
baS herzogliche 5fmt (EltDide, (Erbach habe mit aden
©loden geläutet, gapnen am Ufer aufgeftedt, für
2 V* ©ulben ^ulDer Derfcpoffen unb bret mit Saub
unb Slumen gefchmiidte ^äpne mären ber !aifer*
liehen Sacht entgegengefahren unb patten biefelbe
bis nahe an pattenpeim begleitet.
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II. Das peJtJterben im Iljciitgau im $al)rc 1666.
Hamburg ^atie in biefem Jahre eine Cholera*
epibemie ; im ^inblicf hierauf bürfte bie gef d)icbt=
lid^e Darlegung be* groben ©terben*, melche* ben
Aßittelrhdn im Jahre 1666 in golge ber s ^3eft
befiel, Oon Jntereffe fein. Seiber finb für ben
föfjeingau bie Alten über bie Aerlufte burch biefe
©euche nicht allgemein erhalten. Aor tfurjem
fam bem Unterzeichneten ein oon bem Pfarrer
Johann Aernarbu* ©tat d $u Oeftrich geführte*
^farrbuch in bie $änbe, melche* bie tarnen ber
Aerftorbenen unb bamit ftatift fdje* Material über
bie ©euche bietet. Aehnlich mie ;u Hamburg bei
ber föholera entftanb bie s $eft Oeftrich plö^lid),
bie 3ahl ber lobten flieg, lieg nach, um roieber
ju gemiffer |>öhe ju fteigen unb bann plöplich
nachjulaffen. Da* ©terben begann ju Oeftrich um
ben' 20. Juni 1666, meines auch ber 3eitpuntt
für bie übrigen ^eingauoirte im Allgemeinen fein
bürfte. Am 20. unb 21. Juni mürben nur jmei
Ißerfonen beerbigt, öom 22. Juni bi* 2. Juli
6 ßinber au* ber gamilie be* Jacobu* Aad unb
eine grau au» (Glabbach, oom 3. bi» 3Ch Juli
mürben beerbigt 23 ^erfonen, meiften* üinber,
barunter am 10. Juli ba* $inb be* ipofmann*
ßpriacu* in ber Surg unb am 23. Juli ein
jmeite* befjelben, am 30. Juli ein junger Atann
Flamen* Äartholomaeu* £>attamar. Aom 1.
Auguft bi* (Snbe biefe* Aßonat* mürben beerbigt
68 ^ßerfonen, barunter am 3. Auguft ein ®inb be*
Aietbrauet* Melchior 9Jtenjjian, am 23. Auguft
jmei $inber au» ber Familie be* Söenbelinu*
§berle, 00 m 1. ©eptember bi* ($nbe biefe* Atonal*
37 ^erfonen, barunter am 28. ©eptember ba*
#inb be* Sehrer* Johann Aßenbelmn* Sicht, oom
1. Oftober 6i* (£nbe biefe* Atonal* 49 ^erfonen,
am 12. Oftober berühret Öicftt, am 15. Oftober
befjen meitere* $inb unb am 19. Oltober beffen
grau. Aom 1. Aooembet bi» (£nbe biefe* Atonal*
mürben beerbigt 52 ^ßerfonen, oom 1. December
bi* 21. December bagegen nur 15. Ißftfonen.
Damit fcheint bie ©euc^e erlofchen gemefen ju fein;
e* ftarben nämlich nach bem ^fartbuch z u Oeftrid)
am 2. Januar 1667 ein $inb, am 19. Januar
ein meitere* unb am 1. gebruar ein Sutheraner,
ber nicht auf bem Kirchhof beerbigt mürbe. Aom
22. Dezember 1666 bi* 2. Januar 1667 fanb
feine 33eerbigung ftatt. ($* ftarben bemnad) ju
Oeftrich an ber ©euche etma 250 ^ßerfonen,
meiften* Ä inbet, mehr Männer al* grauen, ba
erftere mehr bem öffentlichen Seben unb bamit ber
Anftedung*gefahr au*gefe|t maren. Auch grembe,
Bettler, burcfeiehenbe gran^ofen unb Diroler erlagen
ber ©euche. Atag benfe fich bie ©eud)e ohne alle
Abmehr burch Aerjte, Arzneimittel, De*irtfedion,
mie foldje* Aüe* jept un* hiareichenb ju Gebote
#eht unb mirb ba* allgemeine (Slenb begreifen.
3m §inblicf auf ba* normale Ableben ber Aemotmer
Oeftrich* muh ba» 2öüthen ber ©euche 1666 ein
enorme* gemefen fein. (*» ftarben in golge be»
©infen* ber Aeoölterung oont 2. Januar bi* 23.
Juli 1667 nur fiebcit ^erfonen, barunter am 25.
Atürz beerbigt ber oon feinem burch bie ^peft
mahnfinnig gemorbenen Diener erftochenc gran^ofe
Johann Rupert unb ber Diener felbft burch oelbft*
morb nach ber Stbat. 33om 23. Juli 1667 bi*
(Snbe biefe* Jahre* ftarb Aiemanb, im ganzen
Jahre 1668 nur ztoölr s £erfoncn. Da* normale
Jahr 1665 oor Au*brud) ber ^eft hatte 31 Ae=
erbigungen geliefert, ©tatiftifch lägt fich bie 53e=
oölferung*abnahme Oeftrich* im Aerf)ältnih 5 ur
früheren (Binmohner^ahl annähernb feftftellen.
Oeftrich hatte 1525 243 öerbftätten, im Jahre
1671 nur nod) 98 mit 74 Männern, 72 grauen,
73 männlichen unb 62 meiblid>en ftinbern, ^u^
fammen 281 Ginmohner. auf jebe gamilie tarnen
nicht ganj ^raei Äinber unb hoch maren feit Auf*
hören ber s ^eft fünf Jahre öerflofjen, bie burch
3u^tg unb Geburten cinigermahen bie Süden
au* 5 ufüllen im ©tanbe maren. Oeftrich muh
faft $mei Dritttheile feiner s ^emohner an ber
Trautheit Oerloren hab^n, ein Verlieft, ber im
Alerhältnih bie ßholeraepibentie Hamburg* oon
1892 roeit überfteigt. Oian^e gamilien : bie $ron=
berger, 33unfert, (5Hen, Sip, § e B' ©nbre*, ^öpdel*
meper, $auft, ©rebert, 9Jtedel, ^lloerle'n, Söinfel
unb Anbere ftarben au* ober festen nur burch einen
©prop fich fort.
Da* fociale ®lenb ermedte bie ^JlUöt^ätigfeit
ber Seute. 3at)!rei(he ©penben floffen nad> ©itte
ber 3eit ber Kirche ju. ©ebaftian öunber fpeubete
20 Jmperialen für ein ©ebaftianu*bilb, Johanne*
Otunber 80 (Bulben ber Oeftricher Kirche, Hartha,
grau be* Heinrich ©turpel 10 Dhaler, Johann
Abam 15 Dhaler für gähnen, bie Slehlerin 2
Dhaler, bie grau be* Johann Akgner nach Aoth s
gölte* eine halbe Ohm Alein, §an* s 13tid)ael
Aerntrot lieh ba* Antepenbium jur Atonftran,^ in
©tiderei fertigen, am 17. Auguft 1666 oermachte
(Ebriftian 2Bagner ber Oeftrid)er ^iirche 12 Dhaler.
3u 9tübe*heim müthete bie peuche ebenfall»
Oerhecrenb , ber 3tath*h err f^ ar ^
1666 unb au* beffen £>au* ^roei ^Jtägbe unb bie
Dochter beffelben. Al* ^u Aothgotte* faft aüe
^apujiner geftorben, barunter ber später Aittor
unb menige Dage barauf s ^ater ©ijtu*, am 27.
Aobember später Aictorian, h Q lf en ^Oiatn^er
6-armeliter in ber ©eelforge au*. Au4 Pfarrer
Aitu* Abami unb ber grühmeffer gufeniu* ftarben
an ber ^eft, morauf ber S -Pater ©armelit ^eter
Dhoma* bie Pfarrei oertrat.
3u ßibingen ftarben bamal* jmei, brei unb
oiet Seute am gleichen Dage.
2
III. Jur §cfd)id)tc Der töattimrtbfcpafteit ?u Olctfenbeim.
Cie SBotfapren liebten einen guten irunf unt)
gemiiiplicpe ©efellfdpaft nicht minber als mir, ja
in mancher SÖejiepung waren foldje uns über. Cie
Crbnung ber ©irtlje 51 t ©etfenpeim Don 1524
bestimmte, eS füll fein ©irtp 1 Spiele: ©iirfel ober
anbere nad) bem Nbe 9Raria=2äuten bulben, wer
baS Übertritt, eS fei ©irtp ober ©aft, japlt jebeS=
mal brei Zornes, eine Damalige fDlünje bon etwa
4 $reujer, mitbin 12 Sheup. $ann ber ©oft
unb Spieler biefe Strafe nicht bejahten, fo ent 3
rietet fie ber ©irtp für benfelben. 'Me ©otteS*
läfterung ift im ©irtpSpauS bei Strafe Verboten,
$ein ©irtp barf Bürgers föinber ober Unechte
im ©irtpSpauS bei brei SorneS Strafe für jeben
Speil bulben. Mcp pier foll ber ©irtp bie bon
bem Bürger ober Unecht nicht gejaulte Strafe ent-
richten. ©enn bie :£aglöpnerglocfe „mpnglogf"
ober geierabenb lautete, mußten bie ©irtpe jumadjen,
menn fich nach biefem 3 e i c b en 3 emanb noch im
©irtpSpauS borfanb, zahlte ber ©irtp einen falben
©ulben Strafe, ber ©aft brei SorneS. Spielte
ein ©aft über biefe 3 p tt im ©irtpSpauS, fo foftete
bas ben ©irtp einen ©ulben, ben ©aft einen halben.
Md) baS Printen burch bie genfer nach biefer
3eit mar unterfagt. $am ein Nachtwächter tmr
ein ©irtfjShauS, fo mußte ihm ber ©irtp fofort
aufmadjen, gefchap baS nicht, fo japlte ber ©irtp
Strafe, mooon ber ©achter, melier bie Mjeige
gemacht, ein drittel befam. ©eftraft mürbe jeber
©achter, ber fich jurn Printen ins ©irtpSpauS
fepte. 23on ben Strafgelberu pielt baS ^aingeriept
als Crtspolijei eine Ntapljeit jährlich mit ©ein,
ber Nett floß in bie ©emeinbefaffe. Seber ©irth
mupte einen Neif ober fonfttgeS 3 e i$ en un h M üat
mit ©iffen bcS llngelterS auSftecfen unb burfte ohne
biejes bei Strafe nicht ben 3 a Pf beginnen. CaS
Ntaß, womit ein ©irtp ober Bürger, welcher als
§ecfenmtrtp zapfte, map, mußte Don TOetall unb
geaiept fein bei 10 Schilling geller Strafe.
©ine fpätere Crbnung fügte bet, fein ©irth fofle
einem ©aft über fed)S NlbuS ober etwa 60 '-Pfennig
borgen, befommt er baS ÜDteprgeborgte nicht, foll
ber ©itth fehen, mo unb wie er eS befomme,
©aren bie ©irtpe bes angepenben XVI. 3apt>
punbertS mehr 33eftper Dort Srinfftuben, fo forberte
ber oernteprte SBertepr in ber jmeiten §älfte biefeS
SaprpunbertS auch hie £)altung her Curcpreifenben
über Nacht. ©S warb Paper beftimmt, jeber ©irtp
müffe bie gretnben beherbergen, tpue er baS nicht,
jo foll er einen halben ©ulben Strafe erlegen.
3m Sapre 1594 beftimmte 3opann Don ©tod*
peim mit bem CrtSpaingericpt, fein ^Bürger ju
©eifenpeim bürfe ©ein Rapfen, er hänge Denn jw
Dor einen Scpilb aus unb nepme wie ein ftänbiget
©irtp Seute jur iperberge auf , im UeberiretungS:
faüe erlöfcpe beffen 3 a Pt 9 ere ^i 9 ^- ^itte bes
XVII. 3«P^hunbertS patten fiep bie©irtpe mieberum
in ©a.lwirtpe Don töeruf unb £>ecfenmirtpe ge= ..
fepieben. Nrn 18. gebntar 1643 napm ber
Schultheiß unb Natp ben MbreaS ©opnpart jum
„ftönbigen ©irtp" an unb feprieb ipm Dor, er
müffe alle 33ierteljapr baS Ungelb entrichten, bürfe
nur guten ©ein laufen unb müffe baS TOftpen
untedaffen. Sei ber ©ein ju gering, bafj er ber
©emeinbe Unepre maepe, fo foll ber 3apf heffelben
Derboten fein, Me ©infupr frember ©eine warb
ipm unter jagt, fo lange noch ©eifenpeimer ju be*
fommen fei. Md) ipm warb baS Spielen mit
harten unb ©iirfeln nach Me Ntaria ©eläute,
bie ©otteSläfterungen ber ©äfte ju bulben unb Der
©einjapf nach geläuteter ©einglode, baS borgen
über eine Ntaß ©ein Derboten unb in SBetrff ber
Nachtwächter bie alte Crbnung eingefepärft. 3)et
©irtp follte jeben fremben ©aft bei Strafe beper*
bergen, aber Derbäcptige ©äfte namentlich Soibaten
bem Scpultpeißen ober ben töürgermeiftern anjeigen.
Cer iRatp bepielt auch baS 'Jtecpt beDor, bemJBirtpe
Dierteljäprlicp ju fünbigen unb fieperte bemfelben
©leicpCy JU.
CaS „gemeine" ©irtpSpauS befanb fiep im
unteren Siodmerfe beS alten ftatppaufeS. ?lm 4.
3anuar 1659 matb OTartin Ceuerfauff al§ ge*
meiner ©irtp unD ©aftgeber Dom iRatp angenommen,
fein Nachfolger warb Nbam ©ambaep, an beffen "
Stelle burep ^’ünbigung am 24. Npril 1677 3o=
panneS ^peobori trat. Cerfelbe hielt am 9. Sep*
tember 1679 barum an, einen Scpilb auSjupängen,
raa§ ipm geftattet warb. Nußer biefem ©aftpauS
waren anbere oorpanben. ©0 je|t baS $au§ be§
Ifarl Bremer, Sinbenplap 88, fiept, befanb fiep
früper ber Naffauer §of nach hem NbelSgef^ledpte
Don Najjau als iBefiper genannt, bann ba§ ©aft*
pauS „jum Söwen". 1765 befaß b aifelbiu^Qii^ --
©eorg iRacfe auS Ntainj unb betrieb ©iitpfcbaft:
barin. Cie ©rone befanb fiep auf bem fJRarftplap
unb gepörte ber gamilie 3:peobori, ber ©ngel ftanb
an her ©infelpforte unb ift waprfcpeinlicp bie
©irtpfepaft jum iRoß Don 3a^b Scpenf, 1754
befaß ba3 §auS goponn Sepenbedfer, Don bem eS
an bie gamilie Cftern fam. ^)iefe £>üufer waren '
eigentliche ©aftpäufer jur iBewirtpung unb
perbergung Don gremben. Nebftbem beftanb eine niept
unbebeutenbe Nnjapl ^edenwirtpe mit Strauß,
giepte ober iReif als ©aprjei^en, barunter 1784
ber golbene A'nopf, ber Scplüffei, erftere§ ^>au§
jept iBollmer, leptere§ bem ifkter ^iffenauer auf
bem iBöpl gepörig unb an ber engen ©affe gelegen
Dürfte e3 jept Schleppers ©irtpfepaft fein, ©äprenb
bie ©aftwirtpe baS Ungelb 3apr auS 3öpt ein
mit NuSnapme ber ^irepweipe (jur Hälfte) be*
japlten, gaben bie ^ecfenwirtpe nur baS pQlbe
Ungelb. ^)abei beftanb bis ©nbe beS X V UL'
1 *
3
gaprpunbertS ber (Gebrauch, baß am ircf)tüeifteDor=
abenb bie ^meite ©lode ober Söcincjlorfe geläutet
mürbe um lieben U!)t unb non ba an bis jum
Sauten mit biefer ©lode auf Hircpmeibefonntag unb
auf Naddircpmeibe üon 7 bis 10 Upr flbenb» bie
fpedenroirtpe Dom Ungelb gang frei mären. tiefer
©ebraucp beftanb and) anbermärts im Npeingau.
©S muß ftetS ein anftänbigeS Duantum Sein $u
alter 3 e *t in ©eifenheim Dertilgt morbcn fein.
1743 zapfte bie Müllerin 8 3 /4 Opm, galob öiffenauer
4 1 /» Of)m, s $eter Bremer ebenfooiel, ©aSpar Ülapp
gar 12 J /* Opm, etmaS meniger aber alle mepr als
3 Opm galob Oftern, ^ßeter Sepenbeder, gopann
EMrner unb gojef Scholl.
Nucp ber Seroerbraud) mar ju ©eifenpeim friiper
ein auSgebepnter. ©S brauten E3ier ber öof bcS
8 t. ©larenfl öfters (jeßt gräflich Don gngcl=
peim’fcher 33ierpof) , ber Stodpeimcr f pater Don
3 mierlein , fd)e ipof, ber Sangel’fdie fpäter Hoppern
fteiner jeßt Don 3^ tcr l ein ’ f rf)t' £mf, ber £>of beS
©rufen Don Dftein , greiperrn fpäter ©raf Don
gngelpeim , ber Scpönburger, ber 8 irfinger ,vmf
(SBiegcr). £er 2 run! ber ©ofleute beftanb meift in
Ser, nur ^um fperbft unb vnn ,perbftfd)luß gab es Sein.
©inen eigenen 2 ranf bilbeten früher bie ge=
feuerten Seine f bie Dielfacp ju ©eifenpeim unb
©iDmgen bereitet mürben, eine Nrt Scpaummein.
3)er TOoft fam in einen heilbaren ©äl)rraiim unb
mürbe barin pr ftürmifepen ©äpruitg gebradjt unb
abgelaffen als poch entmidelter gebermeißer nicht
allein $u ©eifenpeim Derbraucpt, fonbern and) mit
Schiffen nad) fpollanb gebracht. Namentlich ber
NI oft ber früher ni ©eifenpeim allgemein gezogenen
Kleinbergerrebe eignete fiep hierzu. gm XVIII. gapr=
punbert tjörte biefer ©ebraud) auf. gm XVI.
gahrpunbert tarn baS Nnfteden gefeuerter Steine $u
©eifenheim Dielfacp Dor unb erregte 1588 einem
guten Seinjapre ben Qoin beS NicebomS in bem
($rabe, baß er fünf ©eifenpeimer , melche einen
Wiener eine» abeligett fpofS leiblich Derpauert, auf
acbtStage nad)©ltbillc ins ©efängniß ober „EMcS"
bringen unb bie ipedenmirtpfipaft , bie „fotpanen
Derberblicpen Stoff" geliefert patte, fdfließen ließ
unb „Don gott unbt rechts megen" allen berarten
„Unfug" Derbot.
geber ©aftmirtp unb £>edenmirtp burfte nur ächten
unDerfälfcpten „Npeingauer" Rapfen, baS ©egentpeil
marb beftraft. NlS 1688 ©priftoppel Napp , lieber*
rpeinifepen" japfte, foftete baS 10 fl. Strafe, inbent
eS ein „firaffbar panbelung" fei, „überrpeinifepen
Dor etpt eprlicpen Npeingauer" auSjufdpenfen. NlS
1723 ^ber Npeingauer Sein Döllig ungenießbar auS=
gefallen, marb bie ©infüprung Don Seht „Don ber
Nope" geftattet, boep nur für bie s $erfon unb ben
SBebarf beS SirtßeS.
2>er Sein mar 511 ©eifenheim früher jpottbiHig.
1501 loftete bie Nlaß ober ^mei Siter 8 geller,
nach unferem ©elbmertpe 20 Pfennig unb” faul
mäprenb beS ©eifenpeimer KircpenbauS (1510 bis
1518) auf 4 Jpeller (10 Pfennig) herab. NlS im
gapre 1610 bie ©emeinbe ©eifenpeim ben Arbeitern
am Hiupcntpurmbau Sein unb „gntbS" gab,
loftet ber Sein jebotp bereits 16 geller £a ließ
fiep billig trinfeu unb meniger als ein Nlaß marb
nid)t Derabreicpt. Nucp ba» Ser mar billig, gn
bem D. ©todpeim’fcpen jeßt D. 3nherleiit , fd)en £mfe
foftete baS Söier in bcr .pofmirtpfdiaft „vir Hanne"
1 rHlbuS bie Ntaß im gapre 1538, bie gi^irtpf d)aft
mar nur 2 * 2 NUmat jäprlid) in betrieb unb tränt
man 1538 bort 16 Cpm fiofbräu. gpr gnpaber
pieß 1538 „ipanne* Niebreuer ober Ntombauer ber
Nit" unb fpielte bie Nolle eines D. Storfpeim'fd)en
Cberpofmanns, nebftbem mar er Jöiermirtp.
5öei 5 >ocp^eiten, ben Seicpenfcptnäufen ober „glcnn-
effen" nad) Neerbigungen , beim Surdivig poper
^errfepaften burd) ©eifenpeim, bei vmlöigungen be=
forgte bie N'atppausmirthfcpaft bie Nemirtpung. So
laut unter anberm im Xecember 1530 Maifer
Hart V. auf ber Smrcpreife nach Höin, mo er feinen
Sopu gerbinanb trauen ließ, auch nad) ©eifenpeim.
2 >er Natp ließ fid) bie ©elegenpeit nidjt nehmen,
ben Änifcr v i bemirtpen. Xie Sdjuljugenb mar
Dom Scpulmeifter unter Einleitung bes NicebomS
VigeftuBt morben unb rief am NatppauS aufgcftellt :
Vive le imperör de Romaine b. p. : ©s lebe
ber römiftpe Haifer, raas bem Haifer überaus mopl=
gefiel. NISbann napm ber Maifer mit bem Sdjult*
Peißen unb Vaingeridit bas Cyffen im Natppaufe
ein. Safjelbe beftanb in:
1 . ©in foppen mit gereiften tünflein barinn,
2 . ©in fijd) in enner guten faß mit fped,
3. ©m groen ftuef rinbtflepfd) mit regelsbirn
unb epnem ermisbrep bar^ue,
4. ©pn miltfdjmepnsfopp in epner jd)mnrßen
foß,
5. ©pn groen falmeit mit epner foß,
6 . (Gebratenes lemblin mit qmctfdjen,
7. (> off ect unbt ob» unbt barste gar toftbere
mepn Dom Nepn."
^er bamalige gemeine ÜiMrtp üpeobor Nlom=
Dauer (Niebreuer) beredinete in Nil ein für biefeS
Haifereffen nebft Sein unb „pnep jeifcpmifjenen
Stpüffeln unb brep bcSgleidien (Gläfer" 30 ©ulben.
©S napmen an bem ©ffen üpcil : Naltpafar Hrnntb,
£>ans Sdierer, Silpeltn gucpS, ©rparbt gled,
|)einrid) EJIollcrS ©lais, gacob ^epenbeder, iöenebict
Scperer unb Silpelm Sinbed als Stabtratp, ber
Pfarrer (gopanneS Seiler) jomie ber ©erid)tsfd)reibcr,
auS bem faiferlid)en (Gefolge noep Dier^epn '^erfonen.
^ie ©fjensmeife mar früper in ben SirtpSpäufcrn
511 ©eifenpeim ein anberc als jeßt. Statt ber erft
um 1770 im Npcingau eingefüprten Kartoffeln
fpeifte man ©rbfen — ober Ipirfenbrei, baS äußerft
billige Silbbret, bie fepr häufigen Salmcn, £)ed)te
unb Karpfen lameit öfter auf ben 2 if(p, als ben
©äften lieb mar; ftatt Nlorgentaffee aß man eine
Nlorgenfuppe Don (Grüße ober £>afermepl unb tränt
ba^u 53ier ober Sein.
4
IV. IHe Pfarrkirche ?u iliiöcöbcim.
Sie Sage fdjreibt bie ©rbaumtg bei Aübe»=
Reimet ^farrfirdje bem Kicebotn Johann Krömfer
oon Aiibesbeim pt unb bringt bcn angeblich tiirfi*
f djen öolbmonb neb[t Stern auf bem e Sltrd)ü)urm
mit einer Befreiung biefes Kicebom» aus türfifdber
(Sief an gen f eba f t in Kepehmtg. prüfen mir biefe jo
oft erörterte Angelegenheit auf» Aeue unb poar
an ber .pattb ber llrfunben, fo ergiebt fiel) Jolgenbe»:
Ser Sburm ber Aübesbeimer .Niird)c entflammt
mit feinem Unterbau bem XIL Jabrbuubert anb
fegt jomit ein früher an benfelbeu angelcbnt ge=
toefenes ©otte»baus aus bietet Seit oorans. Sen
Kau ber jetzigen «Birdie fdjreibt man allgemein bem
Abeingauet Kicebom Johann Krömfet tum Aitöes*
beim puijd)en beit Jaf)ren 1 390 unb 1400 pt,
momit annähernb bie 43auformen ftimmen fallen.
Meuterei ift nun nicht ber jyafl, fonbern bie formen
ber Aübesbeimer Mirdje fint bereits fpätgotl)ifd)
unb fallen in etmas f pätere Seit als 1490 bi»
1400. Sobann laßt fid) urfunblid) nacbmeifen,
bau es poifdjen 1390 unb 1400 überhaupt feinen
Abeingauet Kicebom Johann Krömfer bau Aiibes*
beim gab. Kon 1386 bis 1400 mären Ulrid) 0.
Einbau, oon 1401 bis 1415 Üutio tum Sd)arfen=
ftein Abeingauet Kicebome._ Als Muno 1415 auf
Da» Aionftanpr (foneil 50g, mürbe ber bisherige
Mainpr C ber 4) of in e i ft e c Johann Kanntet tum
Aübesheint am 20. Secember 1415 beffen 3teÜ=
Oertreter für Die Seit feiner Abmefenbeit unb fommt
1417 urfunblid) als Abeiuganet Kicebom tun*. Als
.vturto uon Aionftaiß be'imfebrte, nahm er 1424 fein
Amt als Kicebom miebet auf unb Johann Krömfer
oon Aiibesbeim trat ab. Mitno oerpdttetc auf fein
Amt 1424, marb Äaftelan 511 s 2ucfmiibl unb mahnte
pi ©rbaät. Sein Aacbfotger im Amte marb 1424
Johann tum >>lmftatt. Johann Krömfer mar
Demnach nie eigentlidier Kicebom bes Atpingans,
fonbern nur fünf Jahre lang Stelloertreter mit
Aang unb Sitel eines foldjen. Sag er bmrnad)
als Kicebom bie Aübesbeimer Mird)e oon 1390 bis
1400 erbaute, ift unmöglich unb ber Amtstitel
minbeftenS anticipirt.
Sobann lagt fid) bie fy\t ber ©ntftebmtg ber
Aübesbeimer Mirche aunahernb feftftellen unb mit
ben peinlich fpätgotbifchen Kauformen in Döllen
©inflang bringen. Am 1. September 1424 näm=
lief) ertbeilte nach einer oon mir aufgefunbenen Ur=
f untre ber Kifd)of Kernarbu» (Cavallicensis epis-
copus) Allen, meld)e bie bem heil. JacobttS gemcifjte
Äirdjc jju Aübtibheim befudjen unb pi beren Kau bei*
trugen, oiapg Sage Ablag. SaS mar bei Kirchen*
bauten X. Wittelalter ein gatß gemöbnlidjer Kkg,
fid) bie Wittel 511m Kauen 511 Oerfdiaffen. Ser
Söortlaut ber Urfunbe fegt eine im ©ebraud) be=
finblidje, burcf) bie ©laubigen benufcbare, aber noch
nicht üollenbete Kirche oorauS unb lagt fid) barauS
fdjliegen, bag bie Aübesbeimer Kirche um 1424
fo meit fertig mar, bag betritt gebetet roerben fonnte.
Sas g>atronatsred)t ber Aübesbeimer Kirche be*
faffen feit alter Qtii bie ©bien oon Aiibesbeim,
jpüter ihre Aadpolger bie Krömfer oon Aübe»f)etm.
SiefeS fept oorauS, bag bie erfte Kirche oon ben
©bleu oon Aitbesheim erbaut morben unb babei
baS ^atronatsrecht auSbebungen marb. Sem an*
gcblich oon Johann Krömfer Oon Aiibesbeim poifeben
1390 bis 1400 erbauten jetzigen Aübesbeimer
©ottesbaus oerbanft mithin baS Patronat im Ke=
litte biefer Jamilie fetneSraegS feinen Urfprung,
fonbern ber erften ©rbattung Durch bie ©bien Oon
Aiibesbeim im XIL Jabrbuubert. — ©igentf)üm=
lichermeife tragt ber Sfjunn ber Aübesbeimer Kirche
eine Sarfteüung beftebenb aus palbtnonb unb
Stern als £>elmper. Sie Sage, bag Johann
Krömfer oon Aiibesbeim in türfifche ©efangenfehaft
geriet!) unb 311t Erinnerung an feine Kefreiung
ben .vmlbntonb unb Stern auf bie Kirche fegte, ift
fpätereu Urfprung» unb entbehrt aller Kegriinbung.
©s ift meber naebgemiejen, bag Johann Krömfer
oon Aiibesbeim je in türfifdjer ©efangenfehaft fid)
befattb unb nod) oiel meniger bag er bie Aiibe»=
beimer Uird)e erbaute unb barauf ©albmonb unb
Stern fegte. Ser £mlbmonb ift ba» tiirfifdje
Wappen unb bebeutet al» foldjeS bie Verbreitung
bes Mubamebanismu» unb fomit bie oon bem
Khtbamebanismus beberrjebte .palbfugel ber ©rbe.
And) bie djriftlidje tfunft badjte lief) bie ©rbe al»
balbfugelförmigen palbntonb unb bilbete Maria
bie Mutter ©ijrifti auf biefem ©albmonb ftebenb
ab ptm 3^dieu, bag bie ebrifiliebe Miröbe berufen
fei, bie ©rbe pi beberrfeben. ©» f)errfd)t hier
alfo eine oermanblfd)aftlid)e Anjd)auung. Aber
oollftänbig aus ber Öuft gegriffen ift bie Angabe,
ber .palbmonb, bie ©rbe, auf ber Aübesbeimer
Äirdje fei bas türfifche Spmbol. Jm ©egentl)eil
ift es nur ba» d)riftlid)e unb al» foldje» ganj an
feinem ^latt unb ber Stern über bem ^albmonb
bebeutet ba» StrahlenDc be» d)riftlid)en ©lau6en§
über bett ^albmonb, bie Erbe. Siefe Sarfteßung
finbet fid) nicht ju Aiibesbeim allein oertreten, auch
pt Jreibnrg im Kreisgau, an einer $ir<he ju
lUünftertbal im ©Ifag. früher and) an ber ©eifen*
beimer Äird)e finbet unb fanb fid) ber £)ülbmonb
mit Stern, ohne bag fid) an alle biefe palbmonbe
mit Stern bie Sage fnüpft, au» türfi jeher ©e=
fangenfdjaft gerettete ©bie hätten biefe SarfteHungen
Deranlagt. Sobann märe e» läd)erlid) geroefen,
ein mubamebatnjebe» Spmbol auf dpiftlicbe Kirchen
pi fegen unb fpräcbe biefe Kerfpottung be» djrift*
lid)en ©lauben» bem hierin tief religio» benfenben
Mittelalter §obn. Sie alten Aübesbeimer mären
feine Sürfen, fonbern gute ©briften unb hätten
fid) berartige Kerunperungen ihre: Sßfarrfirche
{ebenfalls oon beten ©rbauer entfcpieben öerbeten,
bulbeten aber felbftDerftänblid) bie 2>arftellung beS
bie ©rbe beperrfcpenbcn cpriftlicpen (Glaubens in
©eftalt trau £>albmonb unb ©tern, ba biefeS boll=
ftänbig djriftlic^er Rnfcpauung entfpracp. — ©ie
©age, Johann Btömjer habe in tür!ifd>er (Befangen*
fdjaft fid) hefunbett, ift jubem in ihrer lleberlieferung
unrein, ba auch ein ©ngelparb Brömfer genannt
unb fogar bie ©rbauung einer früheren Hircpe einem
auS türfifcher ©efangenjcpaft befreiten Brönpn non
RübeSpeim ^ugefiprieben rairb. $mi auf jold)e
Rrt entftanbenc Kirchen finb beS ©uten ju Diel.
©S liegt pier eine Berraedjfelung nor unb flieht
bie ©age bie Saprpunbette jpifammen. Rn ber
©age ift jedenfalls ber gefepiepttüpe Hern, bap ein
©bler non RübeSpeim auf einem Äreujjuge in ©e=
fahr gerietp, ein ©elübbe machte unb bie Hirdje
ju RübeSpeim im XII. Japtpunbert erbaute, ©aS
ftimmt als Seit ber Hreu^üge aud) beffer als bie
3eit, mann Bicebom 3opann Brömfer non RitbeS=
heim lebte unb feinen Hreu^ug mehr mitmachen
fonnte, weil es im XIV. 3abthuubert feine mehr
gab. ©ie ipatfaepe, bap ein ©bler non RübeSpeim
bie erfte Hircpe erbaute, blieb im ©ebäcptnip hängen,
man erinnerte fiep auch beffen gaprt inSBtorgenlanb,
nermechjelte biefen ©rbauer mit bem ^raeiten, bem
3opann Brömfer non RübeSpeim, ber als ©rbauer
gelten mag, raupte fid) ben £>albmonb nicht anberS
als türfifcpeS Sappen 511 erflären unb ber Unfinn
raar fertig. 3)ie Eingabe ber ©age, ber Bicebom
Brömfer habe bem hü ’Jacobu» eine Hird)e^ 51t
RübeSpeim ju erbauen gelobt, ift ber ^hatfadie
gegenüber, baf$ bie Hitcpe 311 RübeSpeim bereits
bein l)ü 3acobus geraeipt raar. ehe Johann Brömfer
geboren raarb, ebenfalls unhaltbar, Oie Hird)e
51t RübeSpeim hatte biefen ihren Patron bei ber
erften ©rbauung im XII. Japrpunbcrt bereits erhalten,
tnie benn alle ben Rpofteln geweihten flirdjen in
fehr alte 3 ß tten ragen. RuS bem ©pmbol bes f)ü
3acobuS als Hircpcnpatron, ber Blufcpel, entraicfelte
fich feit bem XIV. 3ap*h»nbert bas Rübespeimer
CrtSmappen : bie gacobsmufdjel.
©3 ift mithin gu fcheiben eine non ben ©bien
non RübeSpeim im XII. Japrpunbert, roaprfdjein*
lieh burd) ein in türfippe ©efangenfepaft geratpeneS
Btitglieb berfclben erbaute erfte Hircpe, bereu Reft
ber heutige üpurm unb bie 1424 bereits bem
©ottesbienft übergebene heutige, bem Bicebom
Johann Brömfer " non RübeSpeim jugefdiriebene
Hird)e unter Beibehaltung bes ^atronatS in ber
gamilie ber Brömjer non Rübesheint. Oie fonft=
hin nid)t unintereffante ©age löft fid) biefen RuS*
fühningen gegenüber als Btadjmerf bes X\ II-
gaprpunbertS in fich auf, ber ©rabftein bes ©onrab
Brömfer non Riibesheim (geftorben 1385) in ber
heutigen Hiupe ftammt cuis bem früheren ©ottes*
haus Riibesheims unb giebt beffen Benupung bis
1385 urfunblid) an, ber angeblich tiirfijcpe $mtb=
rnonb ift ein rein cpriftlicpes ©pmbol.
V. $tt lüdquö Der Iratt|ofen aus öemlpeingau 1796.
©nbe Ruguft 1796 lagen bie gran^ofen im
Rpeingau, bie Haiferlicpen patten ©aftcl befept unb
raollten bie gran^ojen aus bem Rheingau ner=
brängen. Die granjojen legten Berfchan^ungen bei
Biebrich an, woran fie baS Hanoncnfeuer ber
Oeutfcpen non ber Rite bei Bla in 5 I)inbecte. Oie
Rpeingauer raupten bie ©epan^en trop beS geuerS
ber Oeutfcpen anlegen, ein ©eifenpeimer unb ein
Rübespcimer mürben erfepoffen, ein Johannisberger
befam einen ©cpup ins Bein unb ftarb im fran*
jöfifepen Sa^arctp. £en 27. Ruguft 1796 machten
bie ieutjepen einen RuSfall aus ©aftel unb |er=
ftörten bie gemachten ©epan^arbeiten ber gran^ofen.
Bel biefer Gelegenheit raarb ein Btann au» ÖaÜ=
garten, einer auS Hiebrid) unb einer auS Rübespetm
erfcpoffeit. ©ie gran^ofen fapen bas Unhaltbare
iprer ©tellung ein unb retirirten. Bereits am 6.
unb 7. ©epiember gingen eine gröpere Rnjapl
Bagageraagen unb Btarfetenberfarren burd) ben
Rpeingau juriief, am 6. ©eptember tarnen bie
franjöfifcpen ©apeurS mit mehreren Sagen boll
©cpiffS= unb Brüdenfeilen, begleichen mit ^raei
ober brei Rachen auf Sagen gelaben pu JäMnfel,
iprent früheren ©tanbquartier, an. ©ie eapeurs
patten brei ©epaluppen bei Oppenheim unb_ bie
^ontonS ber franjöfijcpen ©epipriide bei Rüffels*
peini in Branb geftedt, ba fold)e fouft ben Haijer=
lid)en in bie &änbe gefallen mären, ©ie ©epaluppen
51t Sitifel füllten für ben Transport fertig gemacht
raerben unb mürben mit ben Borrätpcn bes BRa=
gajins Sin fei befrachtet. RacptS gingen anbere
Bor rät pe aus bem Biaga^in auf Sagen, besglenpen
um ben 7. ©eptember bie ©tpaluppen weg. _©ie
granjofen ücrlangten üorper ju Sinfel brei et üd
Rinböicp, bie fie jdpepteten unb baS gleifd) auf*
liibcn, nebftbem fecpS Cpm Sein, bie Sinfeler
raaren aber fo gejepeit, unter ben gelieferten Sein
bie £)älfte Sajfer mifchen. ©>as merfte alSbalb
ber bie ©epaluppen füprenbe ©ergeant unb begehrte
geraaltig auf. ©S fam 511 entfeplicpen ©ropungen,
raenn nid)t anberer Sein perbeigefepap roürbe^ bie
Sinfeler Derfpratpen baS, aber auS ber ^aepe
raarb nid)tS, ba bie gtanjofen abfapren mupten.
Borper patten fie ben Sein auSlaufen laffen, ba
6
fie ihn nicht trinfen mosten, aber auch ben Sinfetern
nidjt gönnten. Sie SapeurS machten oor ißrem
9töjug nod) tüchtig ©etb in ipre Safdpe. Sie
^ßfetbe, roelcpe fie oon ben Säuern aus bet ©egenb
üon Sarmftabt pm Sorfpann mitgenommen, felbft
Oerfdpiebene geliehene Sagen unb niete ©erätp=
fdmften roaren ipre Seute, bie fie ben Sinfetern
g_egen Paares ©etb nerfauften unb ju roapren
Scpleuberpreifen abfeßten. IRancpeS aus bem
fötagajin: Säger, Häute, Säde, Sieten, Segeltuch,
6i|'eit, ^anbroerfägefdjirr, Hotj unb Sorbe, Ätarn=
mern Oertauften fie ju febem IßreiS, ba fie fotcpe
0ad)en nicht mitfixfjren tonnten. SaS ^afermagajin
bro^ten fie in Staub ju fteden, bis fiep ©priftian
©ifenbeiS erbot, baffeibe für 3 SouiSbor ju taufen,
aber fofort ju räumen. SaS «Dtagajin mar in
bem Srabeder £of_ ju Sintet, Sag unb Macht
ftanb baS Spor beffetben offen, rBieleä roarb oon
ben Säufern roeggefcpteppt, roaS gar nicht getauft
toorben mar. Sag unb Macpt bauerte biefeS Un=
mejen, bie ©adje oerbreitete fiep im Mpeingau, fo
baß auch Seute aus ©eiiertpeim, gofjannisberg unb
SteppanSpaufen tarnen, um ebenfalls auf Sagen
fotdje billige Sachen roegjufüpren. Sie granjofen
faßen in ben SirtpSpäufern unb [offen Sag unb
fttadbt oon bem getoonnenen Selbe. Ser etroaS
taufen mottte, gab bem Sergeanten ein größeres
©tüd ©etb, Dafür erhielt er einen «ßajfirfcpein,
ben bie Sache am Mtagajin abnabm unb gegen
ein gutes Srinfgetb auflaben ließ, maS geber mottte.
Sie Sagen roaren beim Mbjuge ber granjofen
fo jcplecpt gepadt, baß aud) bie Sanbftraße ooti
perabgefatlener ©egenftänbe ba unb bort lag, ©e=
mehre unb ©übet maren in Stenge öerloren ge=
gangen unb mürben bie Seute ber Mpeingauer.
Stau glaubte, baß bie granjofen burd) ben Mpein*
gau bmab retirirten, allein biefelben gingen am
8. September ju ©rbacp auf Aachen unb Schiffen
über ben Mpein. Mn biefem Sage, bem geiertage
DMariä ©eburt, mar tein ©otteSbienft ju ©rbad),
bas geft marb acht Sage nachher abgehalten, ©anj
©tbacptoar ootl granjofen, bie Ueberfaprt nach
Heibenfaprt ging langiam ooran. Sie granjofen
oerübten aus Sangemeile Dielen Unfug unb befoffen
fich an Sein, ben fie nicht bejahten roottten, roetcpem
Unroefen bie Offiziere atsbalb fteuerten. Sie Ueber=
fahrt bauerte ben ganjen 8. September, bie Macpt
tjinburcp, am 9. September tarnen einjetne fteinere
Sruppentljeite, roelche nicpt übergefeßt morben, burd)
Hattenheim, Oeftrid) unb Sintet, roo fie Sein be=
gehrten, aber nicht bejaptten. Siefe Sruppentheite
maren fepr beftürjt unb patten eS fonft eilig. Um
6 Upr MbenbS hörte man ju Sintet Kanonen*
fcpüffe ber fiaiferticpen Dom Mpein herab. Sie
Haiferlicpeii maren auf 7 großen Madien ben Mpein
herabgefahren, bie gußtruppen am Ufer hinunter
marfcpirt. fie tonten aber ju fpät, um bie Ueber=
faprt ber granjofen aufjupatten. Siefetben patten
■bie ftriegslift gebraucht, bie S'aiferticpen irre ju
machen, inbem einjetne granjofen bei ©cpiciptein
unb Satti Lf bie Äaiferticpen glauben machen füllten,
baS_ gänje Heer läge nod) bafelbft, mäprenb ber
größte Speit ber granjofen bereits über ben Mpein
mar. 'Mts bie ßaiferlicpen bas mertten, befcpoffen
fie bie retirirenben granjofen mit Kanonen. )bne
benfetben jebodj ju fdjaben.
MtS bie Sinteter bie peranjiepenben $aiferlicpen be=
mertten, gingen fie ben oerfoffenen unb ftetS noch Sein
forbernben franjöfifcpen ©renabieren pari ju Seib.
©in Srupp «Männer unb erroacpfene junge Seute tarn
mit Hebeln unb Äeltermeffern, Äärften unb Haden auf
bie granjofen tos, juglcicp erfcpolt ber «Ruf : $aifer=
Itcpe ! Äaiferlidpe ! Sie granjofen tiefen, maS fie laufen
tonnten, man riß ihnen bie ©eroepre roeg unb
rooüte fie tobtfcptagen, baju tarn eS aber bei bem
©ebränge nicht. Sie granjofen mürben meiften»
tpeilS feftgepatten unb an bie ifaiferlicpen obgetiefert.
©egen 7 Upr gingen brei Machen mit ßaiferticpen
an Sintet oorbei unb ju gleicher $eit rüdten bie
fiTiferticpen gußtruppen buccp. Ser 3orn ber
Sinteter erftärte fid) baper, roeit biefelben erfahren
Patten, baß bie granjofen bie früher requirirten
jroei ©tüd Sein mitgenommen unb in MiibeSpeim
jurüdgetaffen patten. Sie Seute jogen mit ben
ffaiferlidjen nach MübeSpeim, roo auch bie beibett
gäffer fiep Dorfanben, raie benu bort ber größte
ipeü ber franjöfifcpen Sagage ftanb. Sa runter
befanb fiep aud) bie $?riegsfaffe. Sotbaten mie
dauern fielen barüber per unö machten an bem
erbeuteten ©etbe ein gutes ©efepäft. Sie gran=
jofen ftanben ju Singen unb fdpoffen mit Kanonen
ttaep fRübeSpeim. Sou bem Seine betrunfen legte
fiep Mttes fcplafen. ©in ©pioit pinterbracpte biefeS
ben granjofen. Siele fupren über na cp 9tübeS=
peim, oerjagten bie fiaifertfcpen unb ftaepen tobt,
maS ihnen in ben Seg tarn. DJteprerc |)äufer
mürben geptünbert, bann führten fie ben t8artpot= ;
mäuS Mntoni, ©priftopp Sepenbeder, Sietricp ®ron ■
unb gacob Sotff als ©eifetn nad) 58ingen. Mocp :
epe bie ffaiferlicpcn aus bem granfenfteiner, Mröntfer •
unb Ofteiner Hof, ihren Quartieren, jut »erftärfung I
ber geflüchteten Sachen perbeigeeitt maren, mar;
MtteS gefepepen unb bie granjofen bereits auf bemi
Mpein. MlSbatb oerbreitete fid) bie Macpricpt im:
fRpeingau, 'JtiibeSpeim, ©eifenpeim unb ©ibingert
feien oon ben granjofen geptünbert unb bie Seute'
umgebradjt, aud) patten bie granjofen bem gonjett
Mpeingau megen beS Mngriffs ju Sintet unb ber
^lunberung ber Sagage ju fRübcSpeim Macpe ge=
fdjmoren. ©s mar aber an ber Sache fein maprei
Sort, roopt aber roaren jmifepen ©eifenpeim unb
Sintet etliche granjofen tobtgefeptagen morben.
Sie^©rbitterung ber Seute mar ja auf baS Meußerfte
in gotge ber franjöfifcpen ©rpreffungen geroadtjfen.
MtSbatb ftettten fi^ bie dauern aus ber ©egenb
oon Sarmftabt im Mpeingau ein unb fucpten ipre
Oon ben granjofen geliehenen Sagen unb tßferbe.
©S gab oerfepiebenttiep Hänbet mit ben Sudelern,
7
bie foldje gefouft, aber gegen (Verlegung be§ Häuf*
betraget gab man bie Kathen heraus. 21 m 10 .
(September riieften Hurmainjer Solbaten mit brei
Hannone nach 9tübeSl)eim unö befdtoffeit bie grau*
jofen auf ber anbern Seite. Siefe feuerten nad)
9tiibe»beim mit ©ranaten unb Somben, jnaölf
Käufer gerietben am 12. Sept. ju SiibeSbeim in
Sranb unb brannten nieber. 21m gleichen Sage
fdüdten bie granjofen einen ^Parlamentär mit
weiter gaffne nad) Dtübesbeim unb berlangten für
2luSlieferung ber Dier ©eifein 25 Saufenb SiDreS,
fonft mürben biefelben erfdjeffen. Ser taiferlidje
0brift S3idiamS ließ ben ffranjofen fagen, e» fei
nad) bem HriegSredü nidEjt bergebradjt, raegen fte£>en=
gelaffener Bagage ©ontributionen ju erbeben, e»
mürbe nichts befahlt. Sen SübeSbeimern tierbot
er jebe Gablung an bie granjofen. Ser 21mtS=
Jeder p dtübeSbeim nahm bie Sache ernffer auf,
ba er ben granjofen mit bem ©rfebießen ber ©eifein nicht
traute. Ser 2tmt»apoibefer ^ölge§ au» 3tiiDe»beim
befanb ficb bamalS 5 U Singen. Siefem gab er
ben Üluftrag, roenn e§ ben ^ranjofen ernft roerben
fodte, bie ©eifein 311 erfdneßen, fode er fofort baS
©elb ju Singen aufnebmen unb ben granjofen
liefern. SiefeS gefdiab unb bie ©eifein tarnen
nad) 9tübe§beim jurüd.
2 lm 12 September 1796 brachten bie gratt*
jofen Hanonen nach Steinbeim, bie Ueberrbeiner
Säuern muhten bort Schanden aufroerfen. Sie
granjofen rooüten ficb burd) Ueberfad mieber be§
SRbeingaueS bemächtigen. 2 Jtittelbeim unb SBinfel
fodten in Sranb gefdroffen roerben. (Rechtzeitig
tarn ©egenbefebl. Sie granjofen fdjoffen am 14.
September nur brei Sdjüffe non Skinbeim her*
über unb begnügten ficb mit ber SMengftigung ber
SEßinfeler. 21(1 am 16. September eine 2tbtbeilung
Hurmainzer Solbaten ben Sbeingau hinab jog,
feuerten bie granjofen non Skinbeim aus mit 6 *
unb 8 *tpfünbern auf biefelben, brei Hügeln flogen
burd) ipäufer in ber Sdiroemmbad), nerurfadjten
aber außer ben Södiern feinen Sdjaben. 2 tm Dtad)=
mittag be» 18. September feboffen bie granjofen
mieber mit ipaubißen nach (RübeSbeint unb ftedten
mehrere Raufer in Sranb, roa» jebotf» halb gelöfdit
tnarb. Sie Stagb beS Seinborb ginf tarn babei
um. 2tm 21 . September brannte burd) ba» Ha*
nonenfeuer ber granjofen bie Scheuer be» '.peter
©ei 6 in ber ©briftopbelSgaffe ab. 21 m 28. Sep=
tember zogen bie granjofen nach ©auerfcbroaben*
beim unb ftedten boffelbe in Sranb, bie Haiferlidien
batten bort bie granzofen angegriffen, baS ©efeebt
bauerte non StorgenS 7 Uhr bis (RacbmittagS 3
Uhr, bie Seutfcben zogen fid) mit 18 Sobten unb
29 Sermunbeten jurüd, bie granjofen batten ftarfe
Serlufte. Siefelben zogen Serftärtungen an fid),
riieften nach Sauerfcbroubenbeint unb plünberteit
6 iö in bie 9tad)t hinein bie Raufer, bie ber Sranb
nerfdmnt batte. Stänner unb Skiber mürben auf
baS Sd)änblid)fte mißbanbclt, ber Stein floß in
ben Hedern. Sie granjofen feboffen am 29. Sep=
tember non ber Selj her auf dtieberingelbeim mit
£mubiljen, rooburd) jmei Käufer unb eine Scheuer
abbrannten, zugleich tarnen 600 Statin nah «Sauer*
fdjroabenftein unb nerlangten öerausgabe ber ßeute,
bie ben Sgg norber auf bie granzofen gefd)offen.
Sa§ Sorf roarb nochmal» in Sranb geftedt,
Söachen öerhinberten geben an bem Serlaffen be»=
felben. So tarnen 50 (Jkrfonen umS fiebern 2(m
6 . Cftober trieben bie ffaiferlichen unb Hurmainzer
Die granzofen Don ber Selz roeg bi» Hempten unb
am 27. Oftober gefebat) bie Sertreibung ber gran=
jofen au§ Singen; 1797 mar Da» franzöfifdje Sad
aber mieber im (Rbeingau.
8
VI. JSur §cfd)tdjlc Der JoljnnnrUlc fti (Seifettljeim.
06 bereits im Wittelalter gabrmdrfte 51t ©eifen=
bt'int abgef)«itert mürben, fleht jjroar nidEjt urfuttb*
lid) feft, bat aber große Waf)rf<beinlid)feit für fid).
2(m 5. guli 1686 geftattete, unb hier betreten mir
erft fiebern f)i|torifd)en 93oben, turfürft Ülnfelm
granj Bott Wainj ber ©emeinbe ©eifenbeim ba§
Stecht, auf ben Oienftag ttadj bern Sonntag ©jaubi
alljährlich einen gabrmarft abpbatten. Oiefer
Warft tarn jebenfafls halb in ©ebraucb, er erroie§
ftd)_ aber in ber golge als nicht in bie gabreSjeit
paffenb. Oie ©eifenbeimer erfaßten baljer ben
Surfürften um Verlegung beffelbeu. Oer Äurfürft
entfprad) biefem 'ttnfudjen unb Berlegte ben gabr=
marft oont Oienftag nach ©jaubi auf ben Wontag
nad) ßreujauffinbung alfo "ben Wontag nad) ber
©eifenbeimer Sirdjroeibe. Oa an biefem Sage fo
roiej'o geftliddeit 51 t ©eifenbeim mar, bie ®e=
fdjäftigungen ber Sanbleute unb fmnbroerfer aus=
gefegt unb frembe Seute in bem gleden anroefenb
waren, mar ber Sag nicht fd)led)t gemäpit : ,ttird)=
meitje unb gabrmarft jufammen. OiefeS beurfunbete
ber Üurfürft am 30. guli 1708. Oiefer Warft
Oerfdjmoij fpäter mit ber &ird)meif)e unb finbet
als eigentlicher Warft feit Sängern nicht mehr ftatt.
Oer noch heftetjenbe Slbüent», Jperbft= ober
„Wurfd)tmarft" nerbanft bem 18. guni 1687
feine ©ntftebung. ©ar manchen ©eifenbeimer auch
fonftige Öefudiet biefeS als SSolfSfeft beliebten
Warfte» biirfte ber Wortlaut ber ^erleitjungäurfunbe,
roefcpe nod) im ©eifenbeimer tWatbbau» moblerbnlten
aufbematjrt mirb, intereffiren. roesbalb biefer hier
wörtlich in alter Sdjreibroeife folgt :
„Wir Ulnffelnt grant) oott ©otte* ©naben be»
^epligen Stuf)l* ju Wainß (irjbifcfjoff, beS .fiepl.
9iömifd;en 9teid)* burd) ©ermanien 6 r$ ©anjjler
unb ©burfiirft rc. gitgen hiermit 51 t roiffen, als uns
unfere unbertfjanen Schultet;, 3tatl) unb fambtlidje
©enteinb Uußcr gledctt ©eifenbeim im Dtbeiugauro
unbertbiinigff ju öernebmen gegeben, maS muffen
bieffer Unffer gleden oor anbern eine geit bero in
merdlidjes abnebtnen ber nabrttng geratl)ni, ttt bem
ber ermadjffenbe Wein nid)t aderbingS in gered)tem
preip, mi» in oorigen jeiten, mehr anpbtingen,
auch fonft abn getoerb unb Ijanbel unb folglich an
ber confumption großer ntangel erfcbeine, mit ber
angebeffteu geborfamblid)c 93itt, Wir gnäbigft ge»
ruben mögten, p befto mefjrer SeforDeruiig ihres
gemeinen auffnebntett» unb nußens Sie gleid) anbere
Untere gleden in gemeltem Unferm Sanb be»
9ibeingauroä mit einem gabt Wardb p begnäbigen,
aUerntaffen Sie ber Hoffnung lebten, hierdurch
cjelegentjeit p erlangen, ihren Wacbffibumb an
Wein befto el)enber unb mißlicher p oertreiben unb
anpbringeit, baß Wir fottjane ahn Uns augelangte
unbertbänigffe töitt foroobl alß Unferer Unbertbanen
Berboffenbe» mebterS aufffommen in gnaben an»
gefeben, unb bemenad) obBermeltenUnfferenSchulteffen,
Statt) unb ©emeirtb Unffer» gledenS ©jeiffenbeint
ben »erlangten unb gebettenen gabt Wardt au§
hoher Sanbsfürftl. unb Obrigfeitlidjcr Wacht unb
©eroalt gnäbigft gegönnet, erleidet unb gegeben
haben, Sbun ba§ auch hiermit unb in trofft bieffeS
iöriep» alfo unb bergeftalt, baß felbiger Ißnfübro
jebeS galjr» ben Wontag Bor bem Slbßent gehalten
roerben, unb Sie Scbultbefj, 3tatb unb gemeinb p
©eiffenbeim nid) roeniger alß anbere bapin Äom=
menbe ein£>eimifdhe unb frembte mit ihren roabren
unb giitern biejenige ficberbeit, and) fcbuß unb
fchirm, melden anbere Unffere mit dergleichen gabr»
märdten nerfebene gleden im 'Jfbemgaum genieffen,
gleicbmeffig p genieffen unb fid) beffen p erfreuen
haben füllen, fjierauff Unferm jeitlidjen Wcebomen
unb Sanbfcbreibern auch anbern iBefeldjäbabern unb
tßebienten in Unffernt Sanb be» 91beinguum§ töe=
feblenb, baß Sie offtbefagte Schultbeffen,' 9tatl) unb
©emeinbe p ©eiffenbeim oon nun an binfübro
biefer ihnen att§ rechter Wiffenfcbafft unb mob©
beoacbtlid) Bon UnS gegönneten unb gegebenen
ga()r Wardt auff obgefeßte 3eit jebeS gabt obn»
gebinbert üben unb batten laffen, auch ihnen fo
nrnbl alß allen biefen ^abrmardt befucbenben
ÖanbelSleutben Bor ihre perfonen, mabren unb
güter einen obngebinberten ju« unb a 6 gang Ber=
ftatten, unb felbige gegen allen unbilligen gemalt
pebeSmabl» fräfftlicb f<hü|en unb fchirmen, ju mabln
aber impetrirenbe Schultbeffen, tRatb unb ©emeinbe
gegen bieffe Unffere SanbSfürftliche ©onceffion unb
Bergiinftigung nicht heleibigen, befd)roebren ober be=
einträd)tigen noch ba§ e§ Bon anbern gefchebe, ju=
geben unb nachfeben, fonbern ihnen ju |)anbt»
babung biefeS 3al)r Wardts oielmebr allen Sßorfcbub
unb befiirberung ju erroeiffett fid) angelegen fein
laffen fallen. Worbet) Wir iebod) UnS unb Unfferm
©rßttifft an beneit in Unfferm Sanb be§ 9tbein*
gauroS hergebrachten 9ted)ten unb Olußbarleiten
nicht» 6 egebeu, ionbern felbige auSbrudli’d) Borbe»
halten haben rooUen. 311 Urtunb beffen haben
Wir biefen 33rieff cigenbänbig unberfchrieben unb
Unffer ©an|lep Secrct baran benden laffen So
geben unb gefd)el)en Wainß Oonnerftag ben 18.
gunb be» Sechjebn bunbert Sieben unb 91d)jigften
gabrs.
91nfelmu» granciscuS 9lrd)."
Oer Warft roarb im gabre 1688 jum erften
Wale gehalten, geriet!) aber burcb ben franjöfifchen
Srieg 1689 — 1695 in Sergeffenbeit unb mußte
30. guli 1708 Bortt ^urfürften Bon Wain^ bie
©eredßfame erneuert roerben. So beftanb ber
Warft bis 1792, bi§ man il)n in biefem gal)rbunbert
unter Dtaffauifcher SRegierung tnieber erneuerte, nach=
bem er länger als groei gahrjehnte nicht abgebalten
roorbett mar.
VII. J)er deföngbudjkrmuöU ui Bitöcsljdm im Jnljvc 1787.
Ser Dtljeingau Ijatte feit ben ätteften $eiten einen
eigenen tateinifdien Äirchengefang, roouon mir eine
Sruduuggahe öag responsorium sive ordinatio
pro umformitate cultus divini ju 5) Ja ins mi f
«oitfii Des Dtpemgauer Sanbcapitelg 1755 gebrucft
L" üorliegt. 9 ?ad; nnb nach machte
L, f bn ! ® ebü rfniß ber Einführung eineg beutfcßeit
©efang6u<hg and, in fiurmcnn ä nnb int Bljeingau
geltenb, mag um fo meßr Berechtigung hatte ’ ba
bn§ nngenbe Bolf bie tateinifdien Serie unmöglich
oerftehen tonnte Um auch hier für bas qm, je
«urfurftenthum Bfain* eine Einheitlichfeit ru er*
ftreben, ließ ber hdtainjer fiurfürft ein beutidjeg
©e|ang= unb ©ebetbud) fjerauggeben, rooüon mir
bie eierte Stuftage mit bem Sitel : Beueg dbrift*
rathoItfcbeS ©efang* unb ©ebetbud) für bie BJainser
feräbiöäe|. Btains 1^88 Dortiegt. Siefeg Buch
^"geführt unb auch ber »heingau er*
hielt bajjelbe. Somit mar ber frühere tateinifdhe Dtf)ein=
gauer Ehoralgefang abgefdmfft. Sie Bheingauer Crte
® e 1 an 9 h rafti )<h erlernten unb beim
©ottesbienft unterftüßten. Sag neue ©efanqbud)
|anb uberag mi ^bemgau Abneigung’ unb
Dielja^en SBiberftanb. 35 ie ^f^?F _ f^Te7ri7r^
mißliche Sage, bem Bicariat 511 9 J?ain ä genügen
unb auch ihren ©emeinben Bedmung tragen iu
muifen. 3u Stübesheim mar bamafg ber be=
jahrte Sohann Stbam ©eiger Pfarrer, Eaplan
Beter £)etberger, ber bie Einführung beg neuen
©etangbuchegburchführen roodte. Sie KüDeäfieimer
©horali|ien bilbeten fid) insgemein Diet ein, lateinifcb
ltngen §u tonnen, fie fangen bei ben beutfcheii
fiebern nicht mit, fdnmpften bagegen unb heßten
bte Seute auf, fie füllten ebenfalls nicht mitfingen.
®“ 8 neue ©efang* unb ©ebetbud) ftanb im Ber*
buchte beg Sutfjerthumg, man nannte baffelbe eine
neue Sehre eg roarb unerhört albernes 3 eug gegen
baffelbe Derbreitet unb bod) roareu eg ttjeilmeife
uralte beutfehe &ird)cngefünge. Berfdjiebene Seute
bie anfänglich 311 Bitbegheim mitfangen ba e^
ihnen greube machte, fegt 311 berftefjen, mag fie
langen, ließen fid) burch biefe Sdimäßereien irre
madjen, Slnbere fchäinten fich, für Anhänger beg
" r €Uei L®! ,ün9£l1 '^ 5 ä u a^ten unb fdpiegen, legten
rf 3lir @eile °^ er Verbrannten fie qar
als fe|eri)d). Sie Biibegfjeimer mären bie Enten
!.~ Vrx"^ 0 :^' 0(6 Ü e 9 en ba “ neue ©efangbud)
öffentlich auftraten. Ein Bürger Samens Johannes
Eron toarb bas Söertjcug ber Uujufriebenen. Eroit
unb einige Bnbere fingen an einem Sonntag im
Chor ber Bubegheimer ffirdie an, mieber lateinifd)
au ltngen. Ser Slmtgfeller fuchte bem Eron burd)
beifep Bater unb Sdnoiegerbater biefeg au? bem
Ä0 if ä“ gingen unb lieg ihm feigen, baß er fid)
nicht um ben ©ottesbienft tümmern fotle, nament*
lieh feine Störung mehr mache. Stilein umfonft
$er Simtsfeller erfud)te ben Bater Eton§, feinem
<Sohn für ben nächfteit Sonntag bie Äirdje tu
hefueben üerbieton 311 mollert, 1005 biefec nicht ein*
ging. Sa aber Eron mieber lateinifchen Eljoral
fang, lieg in Slhmefenheit beg Slmtgfellerg ber
Slintgpracticant Sinn bie fiirdjentfjüren am 24 .
Buni mit bem Bürgeraugfdmß beroadjen, um ben
Eron Dom Befudge ber Birdie abjuffalten. Eron
mußte nidpg hierüon unb mar im Begriff, pir
tauche 311 gehen, als ein guter greutib, ber Don
ber Sache mußte, ihn berebete, mit nad) Eibingen
in bie talofterfivche 311 gehen, mo fie mieber einmal
ein lateinifches fpodjamt hören tonnten. Eron
mailte anfänglich nicht auf ben Befuch ber Bübeg*
heiitier Kirche Derjidjten, ging aber bie ©ad)e bod)
ein. __ Unterroegg tarn ein Stopp Bü0egf)eimer
©djiffleute, bie bem Eron fagten, baß man ißn
nicht in bie Dtübegheimer Kirche laffen roolle. Eron
mollte nun fofort in bie ftirdje. Sie Sdjiffleute
nahmen i()n in bie Bütte unb trugen ihn gleidjfant
in bie Äirche unb in ben Ehor', mo Eron mit
feinen Stoffängern mieber lateinifd) fang. Sie
Sdjiffleute unö Slnljänger Erong triumphirten, baß
|ie ben SBann hätten, ber ben beutfdjen @e=
fang mit ihnen augrotte. Sie Sache madjte ben
Eron unb beffen Slnljänger nur noch breifter unb
id) touren biefelber. fid) ju, feinen beutfdjen ©efang
metjr anffommen 311 laffen. Silit gleichen Slbenb
ging Der Sdjultheiß mit bem Slintgpracticant nebft
einem ?frnuen3immer am Bhein fpa3ieren. Slm
Iftheiii hatten Eron unb beffen Slnljänger eine Ber=
fammlung gehalten, ber Sdjultheiß rebete bie Seute
freunblid) an, fie füllten fich bod) rußig Derljalten
unb nadj £>aufe_ gehen. Er erhielt aber grobe
Slntmorteu unb fah fid), um Unannefjmlichfeiten
aus bem Süege 3U gehen, ge3routigen, nadj i'iaufe
311 gehen. Ser Slintgpracticant Sinn, ein geborener .
Stübegfjeimer, tarn mit bem Sljomag 3 ung in
SBortroedjfel unb Sinn nannte bie ©egner bes
beutfehen ©efamjeg bumme unb fdjledite Seute.
Sind) gab eg etliche £>iebe heiberfeitig. Sie Stn=
roefenben heßten ben Shamag ^ung auf, fid) nicht
gefallen 311 laffen, baß Sinn ißn unb SlnDere bumme
unb fchledjte Seute f dumpfe. Big jur SRüdfeßr beg
Slmtgfetlcrg nahm bie ©ähntng uon Sag 311 Sag
311. Slm 27 . 3 uni 1787 tarn Bung in bie 5 Imtg=
fetlerci unb Derlangte, baß Sinn ©enugthuung leifte.
3ung trat etroag ßanbfeft auf, morauf iljn ber
Simtsfeller in ben Shurm fperren ließ. Sag mar
feljr uriDorfidjtig, mie bie golge lehrte, ffaum
Oerbreitete fid) bie Bocfjricht Don 3 ungg ©efangen*
nähme, als bie Bübegljeimer ©türm läuteten, ' bie
® ei her rotteten fid) jufaminen, man holte S 3 red)=
eifeu aug ber Sdjmiebe am ©eifenheimer Sljor unb
fdjlug bie Stjiire beg ©efängniffeg auf. Sie Seute
10
auf bem gelbe liefen in golge be» Stürmen»
n ad) £aufe, ba fie fürchteten, e§ fei ein Branb
au»gebrocfen. Gron unb etwa 80 fanbfefte Männer
unb Diele SBeiber rlicften auf ba» Bmt»fau», mo
Sinn anmefenb mar, fid) aber in einer Kammer
nerborgen hatte, ba er [ich Dar ben gäuften ber
Bübe»feitner 31t fürchten jebenfall» Beranlaffung
genug haben mochte. Tie Bübesfeimer forberten
Dom Bmt»teller auch bie Serbeifcfaffung be§ Sinn
unb Dedangten, baf berfelbe bem gung ©enug*
tfuung leifte. 9 Ban rebete mit bem Bmt»feüer
auf: Tu, breite ihm, ihn in ben Tfurm 31t fteefen,
mit Umbringen unb machte ifm alle möglichen
(Grobheiten. Ter 9 (mt»teller 30g nun anbere
Saiten auf, gab gute SBorte, man falle ben Sinn
in feire» Bater» öau» auffuefen unb ihn bringen,
um ©enugtfuung 311 leiften. Sinn fanb fid) nirgettb»
unb fo mar bie Sache beim Blten geblieben. Tie
Bnmefenben mailten bie Sache prototoßirt haben,
fefneen aber fo burepeinanber, baf nichts 31t Der*
flehen mar. Ter Bmt»feßer bat ftch aus, baf
man bie SBeiber 3ubar megfdhicfe. Gran befahl
benfelben 311 geben. Trofbent nafm ber Tumult
nicht ab, ber Bmtsfellcr bat, nur biejenigen, meldje
etroa» oo^ubringen bitten, fällten bableiben. Gron
befahl biefe^ unb Ginige entfernten fid). Gron,
©iebel unb "pinr blieben allein ^uriief. Ter Btnt»=
feiler mailte bie 9 iüdfef)r ber Bttöeren Derbinbern
unb lief bas Thor bes 9 lmt»faufe§ burd) ben
BmtSbiener abfdpiefen. Tiefe neue Tummbeit
mad)te bie Sache nid)t beffer. Saunt rnerfte Gron
ba», als er bem Bmtsfeüer befahl, fafart mieber
auf3tifd)liefen, fonft mürben fie mit ihm unb bem
Bmt»practicanten halb fertig fein unb ihnen bie
Köpfe 3ured)tfe|eu. Ter BmtSfeßer lief in feiner
Slngft mieber auffd)Iiefert unb mad)te fid) an bie
gedigttng be§ ißrotofotls. Bl» baffelbe fertig mar,
las e» ber Btnt»feller ben brei Bürgern Dar, marauf
biefe unterfdjrieben. Tie brei Bürger gingen ruhig
nad) ©aufe.
Statt nun bie Sache berufen 31t laffen, fefidte
ber Bmtsfeller ba» ißrotofofl nebft einem uner*
fort übertriebenen Berieft an bie Kurmainser
Begierung. Gr felbft Derbuftete au» Bübesfeim.
Tie Bitbesbeimer glaubten bie Sadje gemonnen 311
haben. 9 Ban erfuchte alle Seute in jeber Bachbar*
fefaft, ben näcfften Tannerftag nicht au s Bübesfeim
31t gefeit, bi» ba» Gngelamt au» fei. Taffelbe
mürbe lateinifdj abgehalten. Buch molle man jeft
hinter ben Gaplan unb Sdjulmeifter rüden, baf
ifnen bie Bbfaltung be» beutfefen ©otte»bienfte»
gelegt raerbe. Gaplan ^erberger unb ber Schul*
tneifter mürben Don ifrm Anhängern gemarnt unb
Derftedten fief- Gin ©emeinberatf, ber ben beut*
fefen ©efattg begünftigte, mürbe abgefeft, aud) ber
gleicfgefinnte Scfultfeif fällte burd) einen anberen
erfeft merben. Tamit martete man aber bi» jum
anbertt Tage. Bl» ba» ^ßrotofoH mit bem Berieft
31t 9JJain3 anfam, fefte bie SBainjer Regierung eine
Unterfuchung»commiffion feft, unb fefidte einen
BRajor mit 300 BZann, fieben |)ufaren unb 3mei
Kanonen nad) Bübe»feim. Tie Btannfcfaft feilte
Bacbt» auf Schiffen ttadf Bübesfeim abfafren, au»
Borfid)t mürben alle Bachen rfeinabmärtS in Blains
angefalttn unb burften nicht fahren, bamit Bie*
manb bie Bad)ri<ht Don ber Bnfunft ber Solbaten
nad) BitbeSfeim bringe. Mein einige 31t Biaitt3
anraefenbe Bübesfeimer brachten bie Bachricht feim.
Tie Bübesfeimer Dermutfeten nicht, baf bie Sol*
baten fo rafcf tarnen unb fannten auch beten
Bnsafl nicht, fonft mürben fie gemif eiligft Boten
in bie Bachbarorte um ipülfe gefchidt faben, benn
in biefeit Orten, namentlich 31t ©eifenfeim, mar
bie lln^ufriebenfeit ebenfall» Dorfanben. gn biefem
Salle falte ein ©emefel bebenflicfer Brt entftefen
föttnen, ba ber 9 Bajor ben Befefl falte, im galle
bie Sanbung ber Truppen Derfinbert merbe, bie
eine Kanone mit ^ulDer laben unb abbrennen 3U
laffen unb, menn biefe» bie Seute nicht Dertreibe,
mit Kartätfdjen 311 fefiefen, bis bie Sanbung er*
folgt fei Um 9 Ufr BbenbS ritten bie |)ufaren
über bie Biain^er Brüde nach ©eifenfeim, bie
Solbaten 311 guf unb bie beiben Kanonen mürben
auf ber grofen Bleffau, bem granffurter Btarft*
fefiff, im ©artenfelb bei 9Bain3 eingefefiffi. Bor
4 Ufr ritten bie ipufaren in BübeSfeim ein. Tie
Bübesfeimer äuferten, mit biefen fefan fertig
merben ju moflett, blieben aber rufig, fpäter
ftürmte man mit ben ©loden. Bl»balb tarn aud)
bas Schiff mit ben Solbaten, Btänner unb SLÖeiber
liefen an ben Bfein. G§ fief: Saft fie nur fotnmen,
mit betten jinb mir halb einig. Ter 9 Bajor lief
ben Bacfen mit ben beiben Sanonen Dorfaf ren, bie
Kanonen laben unb auf bie Seute richten. Tie
Öälfte ber Solbatenj.mari bereits 31t ©eifenfeim
au»geftiegen unb ben Bfeinmeg finab geriidt, utn
fogleid) jur |)anb 31t fern. Bl§ biefe bie Biibe»=
feimer fafen, fant ifnen ber Bfutf, bie Bteiften
liefen baDon, Bnbere falfen fogar beim Sanben
be§ Schiffr». Tie Don ©eifenfeim ferabgetommenen
Solbaten falten fdjarf gelabett, bie 31t BübeSfeint
©elanbeten luten nach bem Bu»fteigen, fteüten fief
in Beife ttnb ©lieb unb marfefirten 3um Bppell
auf ben Btarftplaf. Tie beiben Kanonen, an
ihrer Seite bie Gonftabler mit brennenben Sunten,
ftanben ebenfalls bafelbft. jl_Unt neun Ufr tarn bie
llnterfuchuug»fommiffion Don 9Bain3 an, bie Unter*
fttchung begann. Tie Solbaten ftanben bi§ 3 Ufr
Blittag» auf bem BJarftplafe, bann mürben fie in
bie Käufer ber Bufftänbi fefen 3U fedj§, acht unb
jefn 9 Bann einquartiert. gür ben ©emeinen
murbett täglich 14 , für einen Gorporal 18 unb 1
für einen gelbmebel 24 Kreier Derlangt. Tie
brei öauptrebellen Gron, ©iebel unb Binr tarnen
in ber Bacft be» 29 . Jjuni 1787 unter militärifcfer
Bebedung auf einem Schiff nadh 9Bain3, fi c
ber ©emalt»bote Derf orte, ^n ben jmei folgenben
Bäcften mürben ^eter gofef Sd)unt unb Tfoma»
2*
iifcäöö
^!!"9 Wainä .geführt, bann famen noch
etlicpe JSeiber an bie Steiße, bie bis pm 20. gmi;
aur bem Dfjurm jn 5D?ainj faßen, bann in» Sur=
niatnjer 3uhtßauS jurn Söoflefpinnen famen. ©nbe
eeptember 1787 mürben biefe tffieiber entfallen.
3M)^er befam jebe berfelben fünfunbätnaiisia ®tocf=
Wage aufgewühlt unb mürben biefelben auf einem
ocbiffe nad) SHibeSßeim gebracht. 91m 6. 3uli
ii . 9 ,n 9 b,e €>älfte ber ©olbaten mieber nad)
-Wams jurutf, nadibem fiep bie SfübeSßeimer alle
nur erbenfl.tben fRobljeiten, Diebftaßl :c. Don biefem
m a 7. ” l |. ber Srentbenfegion äufammmgemürfelten
gf Mm mugen gefallen taffen unb mambeS
Sag ©e.n opfern muffen. 91m 21. 91uguft rüdte
bie Unterfudjunggfommiffion unb nadibem biefe in
Sicherheit gebracht, am 22. 91uguft ber 9feft ©ol=
baten ab. Die ju SDiaing eingefperrten Dfübes*
beimer mürben einige Doge oor ber ffieinlefe bis
auf ben ©ron freigegeben, füllten fid) aber auf
©ommanbo m»eber ju Maina ftellen. Die Familien
ber|elben ronren gerabeju an ben Settelftab gebracht
° a X te ^^ e ^ L - l< ^ un ^ unö Einquartierung eine lln=
ma|fe (Selb foftete. Um ben 15. 9toDem6er 1787
mürben ©iebel unb $inp allein nad) Maim citirt
unb ihnen ihr Urteil befannt gemacht. ©ron
■ftnj unb ©tebel erhielten jungt fünfunbjroanjiq
©tocfprugel, bann füllte ©ron am 23. ffJopember
einem Mainjer Marfttage an ber Stünje auf bem
-öranb an ba» IpalSeifen angefeffelt roerben, Setten
unb Süßen unb einen ©hilb mit ber
lluffchnft : „Solfsaufrüßrn" auf bei ®ruft. © 0
ftanb ©ron fed)§ ©tunben unb mußte fid) ben
®£J! Ö a„ DDU be f @eiftlid)teit ju SJtainj auf.
geßeßten »tenge gefallen laßen, Dann mürbe ©ron
Dom palSeifen loSgemacßt. erhielt jroölf ©tocffhläge
unb fam brei 3afjre auf bie ©hanje. ©iebel unb
funj erhielten ein halbe» gaßr ©djanjarbeit unb
am ©nbe oiefer Qeit fünfunbjmanjig ©tocfpriigel.
©ron erhielt alle gaßre am 24. guni als Sag beS
!ttube»heimer StufrußrS meitere ©tocfprügel atö 6r=
innerungsjeichen. ©ron marb ju Mainj front unb
fam |ted)_ unb gebrochen heim unb ba» alles roegen
eine» ©efangbud)», _ nadfbem doch fo Diele hunbert
^aßre baS frühere feine 91nerfennung gefunben hatte.
_ 91m 28. 91ugu|t 1787 mürbe auSgefhellt, baß
bet o ©ulben ©träfe fid) ben anbern Dag 9tie=
™ anb au§ n 9iüöeSf l eim entferne, ba baS Urtßeil um
( 1U u b r Borgens Derfiinbigt merbe. Daffelbe
lautete auf obige 93eftrafung beS ©ron, ©iebel unb
4>inr, Defhlagnahme ihrer ©iiter, bis bie Soften
1 i 07 Ul i ter l U ^ Un9 llnD ber Einquartierung mit
i , S.. getilgt feien, bie Öeftrafung beS
*d)unf unb DljomaS 3ung unb ber
Stauen, ißon Seßteren fam bie ©lifabetf)
©locf in 5.17a mg mit einem Sinbe nieber, mürbe
ichledit beßanbelt unb ftarb, eine ftürjte ficß in ber
Slferjroeiflung in ben schein. Dreißig «eilte hatte
man nad) Mainj gefcßleppt, Don Denen ber größte
Abeil fpüter befdjamt unb in ißrem Vermögen ier=
riittet feine .fmimatl) Derließ.
Der beutfcße ©efang hatte auch fortan feine
©egner, aber 511m öffentlihen 91nfftanb fam es nicht
mehr. 9ln 9lllem trug foroohl baS 93icariat ju
JJiainä al» bie fianbgeiftlihfeit bie ©d)ulb. Das
oicariat blieb^ fid) in feinen 9Inorbnungen niht
gleich unb befahl halb bie ftrenge Durchführung
be§ ©eiangbuh«, halb ftelfte es bie ©infüßrunq ben
Ortspfarrern anheim, ©s fam baju, baß in bem
einen Ort Iateini)‘d)er in bem anberen Ort bentf cf)er
©efang gehalten marb, roie eS bem Pfarrer beliebte.
VIII. Jer Sirdicidmu f u fordj 1555 bis 1570, Die i'oid)cr (Sladten.
91m ©amstag nah Mariä ©eburt ben 9. ©ep=
tember 1554 30g gegen 91benb ein ©eroitter über
W(u8 in ben ffird&thurm ein
unb afSbalb ftanb berfelbe, ein fhiefergeberfterßolibau
11t glommen. 91u Ööfhen mar bei ber phe be»
Ahurtn» unb ben bamals nod) gar primitiDen 2öfh=
geratlfen niht }u benfen. Da» geuer Deröreitete
Ph. öon bem SBeftminb angefaht, auh über Da»
Strhen» unb ©horbauhah, unb berührte alles £olj=
rnerf. Die ©focfen, Don jeher ber ©tolj ber Sorher
barunter bie große Ofunna, fhmol^en, bie Dfmnm
ußr mürbe bernihfet. '
Die Saupffiht beS ©horbaus ftanb bem Mainser
-omprohft als ^atronatSherrn feit ältefter Seit ju.
x-amols befleibete biefe ©teile Marguarbu* Dom
£ e ' n -, ® e J eIbe If 9te auh alSbalb ipanb an bie
XßieberherfteHung bes ©horhauS. 91uh bie ©e=
meinöe , ber 2angl)auS= unb Dhurmbau suftanb
raftete niht. Suerft fcfjeint mau bie ftirhe mit
einem neuen Dahe Derfehen 311 haben. 91ber auh
Den Dhurmbau förberte man fo roeit, baß im
^aßre 15o5 bie neue Dhitrmuhr aufgefiellt merben
fonnte. Diefelbe trägt bie gah^ahl 1555. 9fuh
ba; ©horbad) marb in biefem gaßre fertig, ©in
etein linf» im ©ßor fugte infhriftlih: Marquar-
dus vom Stein dei gratia Moguntinensis,
ßambergensis et Augustensis ecclesiarum
praepositus fieri curavit anno MDLV. 3u
Deutfh : MarguarbuS Dom Stein, ^robft ju TOaini
Damberg unb 91ugSburg ließ biefeS anfertigen (näm=
9h hen ©ßor) im Saßre 1555. ©0 mag ber
©otte»bienft alshalb mieber begonnen haben. ' gnt
^iahre 1559 _roar bie iperftettung beS DßurmS fomeit
gebießcn, baß an bie Scfcßaffnng Don neuen ©locfen
12
gebaut werben fonnte. ?(m 10. 9luguft 1559 roarb
bie größte, bie fogenannte Kartinu»glode, ©pren
be» Kirdpenpatrons* ©and KartinuS gegoffen. Sie
erhielt bie 3nfcprift :
S. Kartinu» peife icp,
in ©otte§ epr leuten ip,
ben lebenbigen rufen icp,
bie hoben beclagen icp,
^einricp bon Stier gofe mip Anno dni 1559.
3pr ©eroipt beträgt 60 ©entner, ipr Surpmeffer
1 Keter 60 ©tut. Oben befinbet fip an btefer
©lode ein Kranz bon SBimbergen über Stenaiifance*
Pfeilern, zmifpen biefen Heine SReliefbarfteHungen.
Vm 30. September 1559 roarb bie ffeinfte ober
Siebfrauenglode, ferner 4 ßentner, opne 3nfprift,
gegoffen, i©r folgte am 30. September 1560 ber
©ufe ber fngenannten Saurentiu»glode, ferner 6 */»
©entner, ebenfalls opne 3nfprift. s 7lm 24. 3uni
1565 mürbe bie fogenannte 3opanni»glode, bie
Zweitgrößte ©lode Sorp», fproer 32 ©entner, ge=
goffen. Sie erhielt bie 3nfprift; Gloria in excel-
sis deo et in terra pax hominibus bone
voluntatis. Gregorius Trevirensis me fecit
anno dni 1560. Qu Seutfp: ©pre fei ©ott in
ber §öpe unb ^rieben ben Kenfpen auf ©eben,
bie eine» guten Vöillen§ finb. ©regoriu* bon Srier
gofe mich im 3apre be» iperrn 1560. Siefe ©lode
pat eigentpümliperroeife nop gotpifpe Verzierungen
unb eine tReliefbarfteüung ber Kreuzigung ©prifti.
3pr Surpmeffer beträgt 1 Keter 33 ©tm.
Ser Spurm mar 1566 noep niept fertig. 3m
3apre 1566 raarett bie Mittel sum Vau berfiegt,
roefepalb am 4. 3uli 1566 Sürgermeifter, Ütatp unb
©emeinbe zu Sorp unb Sorppaufen erflärten, bafe
fie bem Zpeinritp bon Sudjtel, Siirger zu Saperap
unb ©lifabetp ©peleuten 30 ©ulben 3apre»rente
berfauften. s llm 30. September 1568 erflärten fiep
biefelben mit ben Sebingungen einer Spulbber-
f(preibung bon 20 Später 3apre»rente, bie bem
3opann Scprpber zu Singen auSgeftellt, aber burp
Kauf an ©berpart Söolf bon V3olf»fepl gelangt
mar, einberftanben. 91op im 3apre 1574 feplte
e» z u Sorp an ©elb zur Seftreitung be» Kircpen=
bau§ unb ©lodenguffe§. Vm 6. Kai 1574 bet=
fauften ^ßpilip» ipilpen bon Sotcp, 3opann Vogt
bon .punolftein, |)an§ Koriz Stumpf bon Vklbetf,
bie Sürgermeifter unb Spöffett zu Sorcp im 9tamen
ber Kircpe unb zur balbigen VMeberperftellung ber=
felben an Saniel Kogler, Spultpeife z u Sord), unb
Sarbara Scpunf , beffen ©pefrau , einen ©arten
nebft f)offtätte, neben ber Kircpe gelegen, für fünfzig
©ulben Kaiser ÜBäprung, unb am 1. Kai 1578
erfolgte ber Verlauf bon 15 ©olbgulben 9tente für
300 ©olbgulben ©apital feiten^ be§ Spultpeifeen,
Sürgermeifter» unb 9tatp» ber Rieden Sorcp unb
Sorcppaufen bepufS SBieberperftellung ber Kircpe an
Subroig ©arpentariu§ , Secart bon St. Koriz z u
Kainz- 3nt 3apre 1576 mar ber Spurmbau fo
meit abgcfcploffen , bafe in bem oberften ber hier
©efepoffe bie 3aprzapl 1576 aU ©rinnerung an
bie 3?ertigfteüung biefe§ Speil§ be§ Spurm§ ange*
braept merben fonnte. 3m 3apre 1578 marb 9tep=
nung gefteflt. Sie Koften be» Spurmbau^ betrugen
1289 ©olbgulben, nap unferem ©elbe über 10,000
Karf. Siefer Summe gegenüber ift e§ niept zu
bermunbern, menn bei ber gelbtlemmen 3 e W Q 9 e
©nbe be3 16. 3aprpunbert§ ftet» neue Spulfc
berfepreibungen auftauepten.
s 2lm 13. 3uli 1587 berfauften Spultpeife, Sürger=
meifter unb gtatp z u Sorcp unb Sorcppaufen an
Sabib bon ©öln, furpfälzifpen gollbiener zu ©aub,
unb s dnna Vetteffin ©peleute 40 Spaler diente unb
am 17. 3uü 1595 erflärten Sietericp Krum, Secan,
unb bet» ©apitel bon St. Steppan zu 'Kainz, baß
bie gleden Sorcp unb Sorcppaufen ipnen 30 ®olb=
gulben 3’- n * entriepteten. Samit fepeint bie Sau*
foftenlaft getilgt gemefen zu fein. 9top aber feplte
bie brittgröfete ©lode. Siefelbe, 25 ©entner fepmer,
marb 1631 gegoffen unb erpielt bie Snfprift :
Populum excito
ad divina voco
quietem defatigatis clango.
Anno dni 1631.
3u Seutfcp: Sa» Volf mede icp, zum ©ottesbienft
berufe icp, ben Kitben ©rpolung berfünbe icp. 3nt
3apre be§ §ertn 1631. ©ine meitere ©lode roarb
1776, 12 ©entner fepmer, gegoffen unb patte bie
3nfcprift: Kartin Ütotp in KapnB 1776 goB midp.
Von biefen feep» ©loden ift bie fogenannte Saurentiu§=
glode, 1560 gegoffen, niept mepr borpanben, bie
anbern fünf ©loden hüben ein ©eläute , ba» mit
föedpt für ba» fdpönfte im SRpeingau gilt.
3m Stuguft 1598 liefe Kilian Sdplüdpter, Sürger
ZU Sorcp, ben ©por auf feine Koften roeifeen unb
au»malen. 3m 3apre 1647 marb bie Kircpe zu
Sordi bon ben granzofen, al§ biefelben fidp auf
bem Kircppüf berfepanzten, befdpäbigt. 3m 3ap*e
1679 fdplug ber Slip mieberum in bie Kircpe, ber
halb barauf au^gebro^ene bairifdp=franzöfifdpe @rb=
folgefrieg berpinberte bie §erfteflung, fo bafe bie
Kircpe 1698 nod) mit bielfacp zerbroepenen genftern,
befepäbigten ©porftüplen bentipt merben mufete. 1719
begannen bie öerfteüungSarbeiten, ber Spurm marb
neu gebedt unb mit neuem Kreuz berfepen, ein
Zopfiger Sabernafel mürbe 1719 gefertigt, 1732
ba» Kefeglodcntpürmdben errieptet unb 1732 bi^
1743 bie Orgel mit bem 3nnern ber Kircpe
reftaurirt.
IX. Jler !?l)citt{oU ui «cilniticim.
xjrrt Mittelalter erhoben bie SanbeSherrn an biel=
beiucEjten Hnlanbepläßen ber ©dEjiffe Sötle öon
jebem üor6eifahrenben Schiffe, roelteS Kaufmanns*
maaren führte. (Sin berartiger 3olI befanb fit
feit unbefhmmten feiten and) 5 u ©eifenheint im
•Khemgau unb trug non ber eigentümlichen 216*
gilbe ben Hamen ^effer^a. 3ebe§ 511 «erg aber
-AhaJ fahrenbe Saflftiff mußte nämlich ein Bfunb
vreffft Ober beffen Merth an ©elb entrichten. Ser
uegenftanb ber 3olIahgabe, ein Bfunb Pfeffer er=
^eint eigenthümtit, hat aber in bem ©ebräute
m Mittelalters feine bolle Begrünbunq. Sen
ptcfrer lernte ba§ Hbenblanb burch bie Sremtuige
leit ©nbebes 1 l.^ahrh. leimen unb f (haßen ^er=
felbe mar ein im Mittelalter Diel begehrte« unb
tbeure$ ©eroürj ; fein ©ebraut hotte größere 2(us*
behnnng als tat. Ser Pfeffer biente nicht allein
Jitr SBurje bei ber Bereitung ber Speifen, als
3»fo| Su mancherlei ©ebäct, roobon fich not bie
Bfeffernuffe bem Hamen nach bis auf uns erhalten
haben fonbern er tnarb aut bem gährenben Moft
ober bem fertigen Mein beigemiftt. Bei ben fo=
genannten ©fjaritateS ber 3ahqeiten fiir bie Ber=
ftorbenen m ben Stiften unb tlöftern biente ber
l'feßer als ©erourj unb mar ben Stifts* unb
ftlofterhemohnern nur an biefem Sage foroie an
fTT Un i Feiertagen geftattet, fortft im 3ahr
üerhoten. Ser au§ Moft, tponig unb Pfeffer ober
an e teile beS MoftS aus Mein bereitete Mein hieß
B'gment, ^ Söürje, als Dtothroein jubereitet
Smopel. (Sr biente als mogenftärfenbe Sinnet
nebenbei aut als grühftiitsmein , um Surft unb
Hppetit anjuregen. Siefer Mein mar bei ben
höheren Stänben fehr beliebt, aber burt ben Breis
to M e t Unb b,e 3 u 6ereitung teuer. Sei bem
Merth beS ^ßfefferS im Mittelalter bilbete ber Pfeffer*
tu eine beträttlite ©innahmequeCle. Ser Sfeffev=
*° a *“ @eifenheim fleht übrigens in ber ©eftitte
ber Hhetnlanbe nicht allein ba, es gab aut anber*
marts am Hheinftrome Bfefferaölle. - Mer Ben
3011 ju ©eifenheim einführte unb juerft erhob ent=
it'm mi ' erer fleftittliten fienntniß.
ürfprungluh mar er eine 3ugehörigteit ber ©in*
fünfte ber beutften Könige, ein »egal, unb rnarb
oon biefen angefehenett eblen Familien als Sehen
Sur »enußung ubermiefen. Sie älteften Sehenträger
Hheingrafen. SaS jmifchen
11 94 unb 11 98 auTgejfeHteSe§enbudjbe3 SBernber II
oon Bolanben nennt als ihr Slfterleljen , oon ben
Hhemgrafen tuen Oerliehen, aut ben ©eifenffeimer
^bu. Siefe Derliehen ben 3oll mieber als äfter*
afterleheu ben ©ebrübern Slrnolb öon Mains ge=
nannt ©felroed , weite äeitrreife bie ©rfjebunq hätten
aber ben 3°H ihrem Sehensherrn in ber fyolge
jurucfgaben. 0 9
33ielfat erteilten bie Inhaber ber 3ölle im
Mittelalter auS Mofjlroollen ober gegen anber=
meitige Vergütung ben Stiften unb .Rtöffern bie
©rlaubniß, ihre Maaren an ben 3öüen zollfrei
oorbeifahren ^u bürten. Marb bie ©rlaubniß hierp
umfonft erteilt, fo oerminberte biefeS bei häufig
Oorfontmenbem Hadflctjs felhftberftänblit bie ge=
lohnten ©©fünfte. 9(ut oon bem ©eifenheimer
3 tinb eine Menge folter Befreiungen befannt.
Sie_baS Stiff bcgleitenbe Mannitaft erhielt einen
tyretftem, ben fie beim Slnlanben oorjeigte unb
bann ohne 3ollabgabe paffiren bitrfte, baS Stift
unb .RI oft er mußte bann aber Mährftaft leiften,
baß _ hie oertabenen Maaren ©igenthum ber Be=
gün]tigten roaren unb fein ijartbcl bamit getrieben
rnarb. So tarn biefe Begiinftigung eigentlit nur
ben ©r^eugniffen ber Stifte unb -S (öfter ober ihren
ermorbenen Maaren für eigenes Bebürfniß 511.
stellte fit heraus, baß bie Maaren für ben ©anbei
bienten, fo erfolgte beren Beftlagnahme unb mit
ber 3o(Ibefreiung mar es nun oorbei.
Utnä Ssafjr 1210 erließ SRheingraf Mernher bem
flotter .Snmmerobe in ber ©ifel ben 3oü ju ©eifern
heim für beffen ©fiter unb Maaren unb befahl
bem ©onrab Oon Hppenfjeim unb allen feinen ©e=
treuen, auf biefen ©rlaf? ju atten.
Uma öat)r 1211 roaren bie SRhetngrafen Mern=
her unb Molfram megen beS 3olIs 51t ©eifenheim
unb _bes ©eleitrettS in streit gerathen. Hin
13 . yonuar 1211 thaten ©erharb ©raf uon Sicr,
©obfrib 0011 ©ppenftein unb ©erharb non Biegen
als non ben ©bien beS HheingauS ernannte StiebS*
ridhter ben Sprut, baß ber floH ju ©eifenheim
mit bein ©eleitSrett Sehen beS beutften 3teitS fei.
-Per Befiß beSfelbeit ftehe bem Bheingrafen MoIf=
ram allein ju unb habe Mernher (einerlei Hnrett
baran geltenb ^u maten.
3miften ben fahren 1 — 3 unb 126/ befreiten
bte Hheingrafen Mernher unb Sifrib baS .R (öfter
allerheiligeit bei Übermefel , melteS Mernher qe=
nannt Marburg geftiftet hatte, 00m Hhein^oll bei
(i)eiten^eim.
3m oeptember 1260 mie§ ^eingraf Sifrib
lu jüngere ben falben bei ©eiienbeiTn
ben er mit feinem «ruber 2öernt)er, S^eingrafen
bem «eitern, üom beutfeben Seidbe ju fielen hmge,
inner ©emablin «gne§ al§ Oodbjeitögabe unb ^mar
mit «emittigung öe§ Königs Sidmrb unb feinet
«ruber» «krnber an. 'eifrib batte nämlid) feiner
©emabim a I§ ©oföjeitägefdben! 250 2»arf 6ölnifd&e
3)enare ober glei($mertbige ©üter öerfprodjen unb
gab ftatt «abiung bie ©infünfte be» 3°ß e ^ prei§.
$er 3oa fotte fo lange in «enü^ung feiner ©e=
mabim bleiben ; bi^ biefeS ©elb oon ibm, feinem
°^ er ^ nen in anbern ©iitern unb
©mrünften angemiefen fei.
14
Ser ©eifenpeimer toarb fepr häufig Bei
©elbberlegenpeiten feiner fiepenträger unb 3 npaber
berpfänbet. Km 26. 3uni 1296 gaB Kpeingraf
©ifrib auf bem KeidjSpofe f ben ffönig Kbolf aus
bem ©aufe Kafjau 3 u granffurt a. Sfain abpiett,
ben ©eifenpeimer 30II in beffen Jg)änbe als 2epen»=
mann auf uns geftattete f ben 3°^ bem Jjuben
Knfelnt bon Oppenheim für ein Keidpsbarlepen
auf fedjS Sflpre 31 t berpfänben, bi* mit bem jäpr=
lieben ©rtrage besfelben, bie fünfzig 9)larf ©öhtifepe
SBäprung bamalS Betrugen , bie breipunbert Warf
©ölnifcper äöäprung als ©dpulbfumme getilgt feien.
Km 13. Kpril 1320 geftattete Sönig fiubmigIV.
bem ^eingrafen ©ifrib auf beffen Knfudpen , ber
©ebraig 3opanneS, beS Kalligrafen ©eproefter, melcpe
bem ©opn ©ifrib» mit Kamen 3opann Derlobt
mar, als Klitgift bon bem golk }u ©eifenpeim,
ben er bom Keicpe §u fiepen trage, 160 ißfunb
©elb 3a_preSrente lebenslänglich jur Seniipung für
Beibe ©peleute 3opaun unb ©ebmig anijumeifen.
Kadp bem Sobe ber Seiben f ollen bie ©rben biefe
Kente fo lange Bejiepett, Bis ber Kpeingraf ober
beffen ©rbert folcpe Befriebigt paBert. —
Um» 3apr 1323 patte Kpeingraf 3'0pann bem
©belfnecpt &arl bon llbenpeim ben ^feffer^oH ju
©eifenpeim auf bieqepn 3npre für ein ipnt ge=
maepte» Sariepen berfept. Set Kpeingraf mollte
ba» Sariepen Be^aplen unb manbte ftep an Sari
bon llbenpeim. Sicfer geftattete bem Kpeingrafen
am 25. 9Kä r§ 1323, ben 3 pH innerpalB ber näcp^
ften fieben 3apre mit fiebenpunbert s $funb geller
einjulöfett. Ser KusfteHer ber Urfunbe, Sarf bon
llbenpeim unb beffen ©ebriiber, bie Kitter ©Birpart unb
Siele bon llbenpeim Besegelten biefe Vereinbarung.
Km 25. 9Jlärj 1323 ertpeilte Kpeingraf 3opann
ber Kbtei ©berbadp 3°ßi re iP e it 3 u ©eifenpeim, ob=
gleid) ber Qoti bem Sari bon Kitbeöpeim berfetjt
mar, unb bepnte biefe» auep auf ben bem ffarl
bon llbenpeim, ©belfnecpt, berfepten 3°Hantpeil au».
Um» 3ßpr 1336 patte Kitter Spto bon Uben=
peim ein S -Pferb im Sienfte ber Kpeingräfin ©eb=
mig berloren unb erpiclt berfelbe am 15. s JKai 1336
als ©rfap bon ber Kpeingräfin feep» Klar! aus
ben ©intunften be» Kpeinjoll» 3 U ©eifenpeim an=
gemiefen, beren ©mpfang er Beglaubigte.
©rjbifcpof unb Sttrfürft ©einrid) 111 . bon 9Mainj
fiiprte um» 3apr 1362 Srieg mit bem KMlbgrafen
bon Spaun, ba berfelbe ipn au» bem feften ©aufe
Kpeingrafenftein bei ffreujitadp an fianb unb fieuten
gefepäbigt patte. Kl» ©rroiberung biefer ©inbupe
Befdplagnapmte ber ©r^bifepof ben Kpeiitjofl 51 t
©eifenpeim, raa» leiept gefepepen formte, ba berfelbe
auf er§Bif(pöfli(pem ©ebiete lag. Km 2 . gebruar 1342
berpfänbete ber ©r^bifepof bie 3 blleinfünfte an ben
3uben Kbrapam bon ßreujnacp, ber 511 Singen
mopnte, für 200 Sßfunb geller ©elb, um fiep 311
entfdpäbigen.
Surd) fdpledpte ginan^berpältniffe gejmungen,
malten bie Kpeingrafen ben Serfucp, bie 3 oH=
abgabe 31 t ©eifenpeim 3 U erpöpen. Sem Sönig
muff biefe» 31 t Opren gefommen fein, ba er al»
ftarl IV. am 26. 3 uni 1347 ben Kpeingrafen
3 opann born ©tein mit bem ^ßfeffer 3 olI 3 U ©eifen*
peim belepnte , auSbriidlidp babei beftimmte, baff
bon jebem belabenen ©dpiff nicht ntepr als ein
43funb Pfeffer erpoben merben bürfe.
Um» 3apr 1350 mar ber Kpeinsoü 3 U Seifen^
peim mieberum berpfänbet. Km 16. Klai biefe§
3 apre» geftattete £)einricp ^ornbaep bon ©rlefeim,
Vicebom 311 Kl^ei , bem Kpeingrafen 3opann 311 m
3 teilt ben ipnt berpfänbeten 3 oü 311 ©eifenpeim
mit bierpunbert ^3funb geller ©elb Vinger ober
Kl^eier äöäprung ein^ulöfen.
Km 13. Kobember 1381 fteüte ©erparb bon
©ülpppen, ©belfnecpt, ein Ve^eicpnijs ber fiepen,
bie er bom Kpeingrafen bom ©tein, §errn 3 U
Spann, erpalten, auf, barunter maren auep 3 mei
Klar! ©elb=Kente bom 3°tk 31 t ©eifenpeim.
Ums 3apr 1439 patte ödnrtdp, ^uttggraf bon
Kaffau, ben ©r 3 bifd)of Sietper bon Wain^ befep=
bet, ©erparb V3ilbgraf, mar fein ^auptmann unb
©elfer bei biefem ©anbei. 3m Sapre 1439 fepte
^faljgraf ©tefan einen ©epieb^tag naep Sreu 3 nacp
an unb entfipieb, ba§ bie Singer Sürger unb
beren ©rben im rupigen Sefip be» ©eifenpeintet
KpeinjoU» naep beren Sriefen berbleiben unb jmar
opne ©inbernip be» ©r 3 bif(pof§ bon 9 Kain 3 ober
eine» Knberrt. Kitcp folle ber @r 3 bifcpof bem Söilbgrafen
bei ber Suripfüprung biefer ©aepe bepülfliep fein.
5Baprf(peinli(p mar ber ©eifenpeimer 3 °tf an bie
Statt Singen berpfänbet morben unb bitbete bie
©treiturfaepe. Sie ©treitigfeiten famen mit biefem
epruepe feine»meg» 3 um Kbfdpluffe. Km 20 . Kuguft
1441 feprieb SBilbgraf ©erparb an ben ©Zifcpof
Sietper bon Ktain 3 , er pabe feinen 3oflbeamten 311
©eifenpeim ben Sefepl ertpeilt, ben 3oü naep bem
SBortlaute ber Sriefe 31 t erpeben, bie ©erid)te 3 u
©eifenpeim unb Kitbe§peim pinberten biefeö unb
pätten feine 3ott^amten 3 ur Kebe gef teilt, als
forberten biefelben ben 3 °^ gegen ein gemiffeS
Urtpeil , fie bürften ben 3°ü n i<Pt forbern. ©er=
parb erfiupte ben ©r^bifcf)of, mit fianb unb fieuten
bapin 311 mirfen, bab er 3 U bem noep rücfftönbigen
3oll naep bem Wortlaute ber Kadptung gelange. —
Kmp bamit berupte bie Kngelegenpeit feine»meg§.
S3ilbgraf ©erparb öon Spaun tarn burep bie Ku§ s
fagen be» Klainser Sombecan» unb beS Somcapitels
in ben päpftlicpen Sann unb in bie KeicpSacpt. 6 r
erflärte am 14. Kobember 1443 bie KuSfagen ber
3Wain3er Somperrn für falfcp unb bie über ipn
berpängten ©trafen für ungered)t, ba ipm boep baS
Kecpt bont römifipen Keicpe 3 uftepe, bon jebem be=
labenen ©dpiff ein $funb Pfeffer als 3 oü 31 t er=
peben. 2 öa» fdplieplidp noep au» biefem langmierigen
©anbei marb, ift unbefannt.
3m 3apre 1468 patte ©raf ^pilipp bon flauen-
ellenbogen ^robiant ben Kpein pittab fapren laffen.
Kacp feinem Kedpte begeprte ber 3oübeamte ben
15
3 oH unb Oerflagte bert ©><hiffmann bor bem ®e=
richte ju Singen, ba ber 3oH nicht entrichtet warb,
©tatt baß ber ©raf bejaht hätte, übte er bie Un=
berfrorenheit unb befchroerte fid) im Sahre 1468 bei bem
SRheingrofen , baß beffen 3 ollheamter ihn bedingt hohe.
erhebeftetle unb 28of)nung für 3 ott unb
3 oflbeamten biente ein eigene» in ber heutigen 3 oH=
gaffe ju ©eifenbeim gelegeneg £aug. ®a 8 felbe
fommt 1493 bor. $n biefem $af)re berlieh 21M1 d=
graf Johann ben ^ifefferjofl ju ©eifenbeim mit
bem ©eteite, roie er biefeS bom (Reiche ju Sehen
hatte, auf acht 2 tal)re gegen eine ^ahreSrente bon
55 ©otbgulben unb 20 Sfunb Pfeffer an Heinrich
©übler bon ©Itbille, machte aber bie Sebingung
innerhalb biefer 3 eit falle ©übler alle Seute, bie
auf bie 3 oüeintiinfte alg Qablung augeroiefen feien,
befahlen, fein £)oug ju ©eifenbeim in gutem 3 u--
ftanbe erhalten unb fein SRedjt nach heftem Ser=
mögen hanbljabett. ©8 geht uijä biefer Serein*
harung bie intereffnnte ihatfache hernor, baf; im
dahre 1493 ber 3oll noch in ©elb unb 'Pfeffer
entridhtet tourbe, mährenb mit Seginn beg 16. 3af)r=
hunberti bie pfeffernhgahe immer feltener unb bie
©elbentricbtung fchliefslich *ur Kegel mürbe. $ie
SebenSmeife ber Wenfchen hatte fich bielfach ge=
änbert, auch mar ber Sßfeffer burch ben auggebeljnten
.fmnbel leichter erreichbar gemorben.
2 Bährenb bie jju Slnholt im fürftliih ©ah n»
©Qlm’fc hen ?lrcf)it>e noifTorhanbenen 3ollbclelm=
nungen bon 1381 butdb ®önig Sknceglaug, oon
1426 burch ßönig ©igigmunb unb oon 1442
burch $önig Sriebrid) III. (IV.) ftetg bon einem
ißfunb Pfeffer ober bem Setrag beg ©elbmertheg
begfelben ju 9Jiains reben, unb jebe ©rfjöhung beg
3 oH§ augföhliefien , fdjeint bag rheingräfliche §au§
im Scginne beg 16. Sahrljunbertg eine (Erhöhung
ber Slbgabe eingeführt 511 haben, ^ebenfalls mar
ber Pfeffer mohlfeiler gemorben , auf ber anberett
©eite tooflte aber bag rheingräfliche £>au» bon einer
•Öerabfe|ung feiner Gcinfünfte nichtg miffen unb er»
höhte bie Slbgabe. Sielleicbt mar biefer Wifsbraud)
fd)on 1519 oorhanben, al§ Inifer Sfad V. im 3 ( 11 »
gemeinen über ungerechtfertigte Erhöhung ber 3 ölle
Ilagte unb ftrenge Serorbnungen bagegen erlief;
2)ag Prioileg oon 1442 fpraci) nur bom '-Pfeffer
in natura, nicht beffen SBerth an ©elb, eg
berbot nicht bie Erhöhung beg 3 oUg unb bot fo
einen meiten Spielraum ju SMUfürlichfeiten im
©elbmerthe beg Pfefferg. Sie nicht in allen Steilen
beg $eid)g st« ©eltung fotnmenbe Stacht ber ffaifer
Sriebridh III. (IV.) unb Star I. lieg eine ftrenqe
33eauffid)tigung nicht allenthalben ju. 2 ro£ Sarlg V.
Verbot bon 1519 mar infolge ber Stdigiongmirren
ber 3oH um 1566 mieber höher alg früher. Cie
ju Slnboli im Slrdbibe dorbanbene 3 ollred)nung ber
3oHbeamten 9t. ©nben unb ©. ©chroeinfurt oon
1566 bemeift biefe§ jur ©eniige, mie audbbieSSer-
jeidbniffe über ben 3 °Ü im Scanner Strd^id don
1695 an ebenfalls einen (jo^ern 3°ß)aj5 aufmeifen.
Vlad) unb nad) batte ber ©eifenbeimer 3 off feine
^Bedeutung alg ©innabmequede derloren. Cie itr=
fad)e bierdon maren bie jablreidjen ben ©anbei
unb 3Serfebr beengenben gelten beg 15. unb 16.
3nbrbunbertg, bie dielen jum SRißbraudj gemorbe=
neu 3oübefreiungen, am meiften aber bie ©emobn*
beit ber Saufleute, ihre Staaten ber Sicherheit
wegen nicht mehr auf bem St^eiu , fonbern unter
ftorfer : bewaffneter Sebetfung bie Straße über
granffurt, Simbutg, Hachenburg nad) ©öln ju be=
fördern. JBon ©influß maren aud) bie dielerlei
»ormunbfdbaften in ber rbeingräflichen gamilie im
16. 3abrl)unbert , bie eine sfeernachläfftgung beg
3 ofi§ berbeifübrten, ba gar oft bag SRefultat ber ©in-
nabme gering gegen bie Soften ber 3aderbebung gemefen
fein dürfte, ©in S3erid)t dom 3ab re 1596 beftagtbaS
^tufbören be^ 3 °^» and jmeifett an beffen 2 ßkber-
aufriebtung , 3 °ß]tod unb 3 oIIbau^ feien eingeftürjt.
So mag bie ^a^e auf fid) beruht haben, big
im 3 abre 1660 ^beingraf Johann Submig don
pbaun auf ©rund ber alten ©au§red)te ben 33 er-
md) toagte, den 3 ^ mieber neu aufjuriebten. 2 Bie
biefer ®erfud& augfiel, ift im Näheren nicht be=
tannt, ber^ 3 oH muß aber nod&malg jur ©eltung
gefomnten fein, ba er 1695 mieber unb jmar mit
erhöhter Abgabe beftanb. 3 m rbeingräflidben ©rb=
oertrage dom 3abre 1696 erhielt gürft ©arl ^b ^ 5
bor Ott ju ©alm don ben SBermanbten ben 3od
ju ©eifenbeim abgetreten unb benagte feine ein-
flußreicbe Stellung am taiferliöben öofe ju 2öien
baju, den 3 °tl mieber in feinen ©iufünften empor
ju bringen. ®ie don S'aifer Seopolb eingegangene
ffiablcapitulation derbot in Paragraph 2 i jede ©r=
böbung ober ©rridbtung Don 3 öllen ohne feine und
fammtlicber Surfürften ©enebmigung. 25er gürft
ju Salm manbte fid) an bie einjelnen Surfürften,
um deren Stimmen ju geminnen. Sille Surfürften
fagten ju, nur ber SJiainjer Surfürft mollte don
der ^ad)e nidEjtö miffen. 2 Me ©ritnbe feiner Steigerung
find imbefannt. Cb bie ©rneuerung beg 3°^
tropbem ftattfanb, läßt fid) aus den Sieten nicht
feftfteflen. 5ftod) im Sab'tc 1704 fommt eine 33e=
lebnung mit dem Singer TOarftfaiff, bem SBilben»
gefab’4 bei ©eimbadb, dem Salmenfang bei^orebbaufen
fomie bem ^ßfeffer^oll ju ©eifenbeim dor. ©g mar
biefeg aber eine bloße gormalität, bie ficb in dem
lebten Dorbanbeneit Sebenbrief beg Saiferg 3ofepb H.
mit den Störten: , den3oHju@eifenbeimauf bemSbein,
der ju der Slbeiugrafenf^aft gehöret" mieberbolte.
23ei Sluflöfung beg alten beutfeben 5 Reidbgder=
banbg 1806 batten aud) biefe Selebnungen auf.
3ltt und Steife ber 3aüerbebung ift nicht
Har. 3 ebenfaKg fuhr ein SJad)en mit ben 3 aß*
beamten an jebeg anlegenbe Schiff und empfing
den Soll in Pfeffer ober ©elb, ober ber 3 oübeamte
prüfte bie 3 oflbefreiunggur!unDe auf ihren 3 nbalt,
um bann bag schiff paffiren ju laffen. Silit bem
©eifenbeimer gibeinjoll endete ein intereffanteg, aber
beengenbeg Stüd beutfeber ©ulturgefdjiöbte.
16
X. i)a$ loJtiitnl ?u ietfeitljeim.
©eifenheim befaß nacßmeislich 1505 ein öoSpital,
meldiea aber jedenfalls in frühere feiten jurüd=
reicfjt. SaSfelbe lag Cfcfe ber Beugaffe unb Sanb*
ftraße an bem nod) Oorßanbenen Brunnen. Bad)
Sitte früherer Seiten roar es für B'tger, Beifenbe,
Sratife unb Blternbe pgleid) beftimmt unb bilbete
fiit ©eifenßeim eine mistige «nftalt in einer Seit,
in ber eS feine entfprccßenben ©aftbäufer unb Ver-
bergen für Steifende unb B'tger, feine jprenßäufer
^ur Bufnaßme geiftig ©rfranfter, feine Sbioten*
anftalten unb nur öereinjelte Berate, bie Stabte
ausgenommen, gab. ©efunbe, roelcße burd)teifien,
erhielten gegen »erlang Sagerftätte unb (äffen
fff’b Srinfen ober bereiteten fid) ifjre mitgebracßten
Speifen am fyeuer be§ |)aufeS fetbft. Blternbe
mürben oerpflegt, 9Bün<ße umfonft, Bnbere in Bus*
jubt auf ißr ©rbc, baS bem , l po»pita( naib ihrem
-Lobe pfiel. 3>rre unb Blöbfinnige nahm baS
VoSpital auf unb fcßüßte auf biefe Weife bie 9Bit=
menfcßen öor ihren Bu§fd)reitungen, tftranfe fanden
Behandlung unb Brpeimittel. ^ebenfalls enifpracß
baä ©eifenheimer ÖoSpital in älteren Seiten biefer
allgemein üblichen ©inricßtung, rnenn auch ßierti 6 er
jeder urfunblidheJBnßaltepunft fehlt.
Sie Seit ber Stiftung beS ©eifenheimer öoSpitals
ift< 'Die bemerft, unbefannt. 3 nt 3 aßre 1505 auf
DBontag DorSanct SßomaStag, beS heiligen BpoflelS,
erflärten Schultheiß unb ^cßoeffen beS ©ericßtS 511
©eifenheim, baß Benßelßengin ißr Mitbürger unb
©rede beffen ©attin fid) üerpflicfjteten, jährlich auf
Weihnachten ben Borm ändern unb Pflegern bes
Spitcils juni heiligen ©eift p ©eifenheim, meldje
je|t find ober fünftig oon einem ehrfamen Batß
oerorbnet roerbcn, einen ©ulben Weißpfennig, 24
baoott auf beit ©ulben gerechnet, üon ihrem fpauS
unb ,pof unten Bh'l'PP £>en, oben Benßelben
Beter p reichen^ unb baS öauS frei oon Bebe,
Sientt, Bßunjg, isscßaßung unb anderer Befdpoerung
ju halten. Schultheiß unb Öerid)t , 51 t ©eifenheim
befiegelten biefe Berficßerung. (Criginalurfunbe im
BathßauSarchiüe p ©eifenheim).
3m Saßre 1538 erflärten Schultheiß unb Schöffen
beS ©ericßtS p ©eifenheim, baß ©laiß Scherer
unb Grlifabeth ©ßeleute fid) öerpflichteten, auf Bfing*
ften oen Spitalpflegern p ©eifenheim 1 >/* ©ulben
Beute fDtainjer Währung p reichen unb Derpfan*
beten dafür ihr ffelb auf bem Breibert, auf bem
©olsberg, neben den Jpnfern Don Üben gelegen.
Buch hier fiegelten Schultheiß unb Schöffen beS
©eifenheimer ©ericßtS.
^ 1546 WontagS nach SreifönigStag , ben elften
3>anuar, beurfunbeten Blidjel Scßlarp, Sdpltßeiß,
SohanneS ©isfogell, öanS Bauer, SongeS ©lump’
SongeS Seibecfer, Belte Bants, 3acoh oon Steden
und (partman oon Beuenborff als Sdjöffen beS
©ericßtS p ©eifenheim, baß 3acoh Boll unb War*
garethe ©ßeleute bem Batß p ©eifenheim, als Ber*
meferbes §ospita(S pm heiligen ©eift p ©eifenheim
12 Weißpfennig Bente unb par bem Spitalpfleger,
melden jährlicb ©die unb Batl) ernennen, p Weiß»
naeßten fahlen roollen, nachdem fie bon bem öoSpital
jeffn ©ulben ©apital entliehen.
SaS ©eifenheimer fpoSpital mar nach unb nach
burch Bermädjtniffe in Befiß Oon ©apitalien unb
Sänbereien gelangt, tooOon eS bie erfteren auf
S'nfen ließ, leßtere entmeber felbft bemirtbfcßaftete
ober Derpacf)tete.
_ Woutag nach Bfartini 1566 Perfchrieben bor
«cßultßeiß unb Schöffen beS ©eifenheimer ©ericßtS
Seo 6 alt .fbeßer, Soßer (©erber) unb ©Ifa ©ßeleute
i» ©eifenheim bem £>o§pital 1 ©ulben 6 Weiß»
Pfennig Sinfcn für ißnen oorgeftredfteS ©apital.
3m3aßre 1593 öermaeßte SBattßes gaud, igü r g er>
Batß unb ©erichtsfcßöffe p ©eifenßeim, bem öoSpital
1000 ©ulben unb mieS bie Sinfen auf ben gleden
Wörrftatt in ber tßfolj an. Sie ©emeinbe Wort»
ftatt mußte beßßalb jährlich 30 Walter $orn liefern.
©S mar biefe» bie gaueffeße Stiftung.
SaS öoSpital 311 ©eifenßeim mar, toie bie meiften
derartigen Bnftalten am Bßein, bem ßeil. ©eift ge*
roeißt unb hiernach benannt. Borftanb beSfelben
mar ber Batß p ©eifenßeim, ber alljährlich einen
Spitalmeifter ernannte unb bepßlte. Sie ©üter
berroaltete ein Spitalßofmann. 1647 am 2 . 9 Bän
marb öanS Beter Woßnßart p einem folcßen Spital*
ßofmann ernannt unb ißm unter Bhnaßme beS
ÖanbgelöbnitfeS bie nachfteßenbe ö°*P>talorbnung
p halten auferlegt. Ser Spitalßofmann foll im
ÖoSpital felbft moßnen, beffen Schaben abßalten,
auf bas geucr Bißt haben, auf Sach, gaeß unb
©ehäubc fein Bugenmerf bewenden unb Schab*
ßafteS bem Spitalmeifter bei feiten anjeigen. Sen
§um öoSpital gehörigen ©arten foll er richtig be=
öauen , bie Weinftöcfe pflegen unb nid)t auSgeßen
Xaffert , auch mit ben nötßigen Stöden unb Satten
Derfeßen. Brme, ©efunbe roie Trante, roelcße um
Öerberge bitten, foll er ouSfrogen, ißre Barnen
Batertanb , Stand und näßern Berßältniffe er*
fündigen unb bei Oorßanbener Berbäcßtigfeit folcßeS
bem Schultheißen ober bem Spitalmeifter alsbald
melden, ©r biirfte ohne ©rlaubniß ber C 6 rig=
feit ober beS Spitalmeifter» Biemanbeit über pei
hiS_ drei Sage längftenS beherbergen, .ft am eS por,
baß ftarfe gefunbe.S gnbftreicßer . bie mit Weib und
^inb müßig gingen unbUmberpgett, nur p häufig
an C 6 |t, gelbfriidjten , und) Bäumen unb 3äunen
Schaben Perübien unb ftahlen , fid) pr ö^berge
melbeteit, fa füllte ber Spita'hofntann fie oor Be*
gebung _ folcßer ©jeeffe marnen unb nötbigenfaHS
die öült> der Cbrigfeit ober beS SpitatmeifterS
anrufen. Sie armen Sranfeu foHte er nach heften
Kräften pflegen unb ihnen oon mi(bher§igen Seuten
3
17
bargebracpte ©efcpenfe geben, Sann einer folget
Sranfen nicpt meiter reifen, fo fotl ber Spital*
pofmann bafitr forgen , bap er $u 2 öaffer ober ju
Öanb meggefapren raerbe. 2 £iü ein Sranfer beizten
unb ba§ 91benbmapl empfangen, fo foü ber Spital*
pofmann foldpeg bem Ortspfarrer an^eigen. Stirbt
3 entanb im Spital, fo ift ber Spitalpofmann oer=
pflichtet, biefes ber Spitalnacpbarfcpaft anjujeigen,
um ben Dobten mit 2 öiffen bes Pfarrer» ju be=
erbigen, mofür bie Nadpbarfdpaft Dom Spitalbofmann
nach altem f)erfommcn ihr ©ebüpr erbölt. Das
£ofj, melcpes in bas Spital oom Spitalmeifter
gefahren mirb, foü er für bie 9Mb fparen unb
nicpt für ficb Oermenben. Der Spitalbofmann mar
als folcber Oon ber Dagput ober ber Nadptmadpe
befreit unb batte barin bie 2 öapl. 2 öiü er nicht
mehr länger Spitalbofmann bleiben , fo fiept ihm
mie auch bem Natp vierteljährige ffünbigung 51 t.
91m 24. 9Nai 1653 mürbe nach bem Nüdtritt
bes bisherigen Spitalpofmanns §ans Bieter SBopn*
pari ber 9Irnolb Söeftpooen, aus Deujj bei Köln
gebürtig, Spitalbofmann. @r befam bas Snuentar
überliefert, fteüte jmar gegen ben üblichen ©ebrandp
feine Sürgfdpaft, hinterlegte aber feinen Dauffcpein
nebft feinem SriegMfduebsbrief, montii ber Natp
511 ©eifenpeim für biefe§ 9Nal pfrieben mar.
3m 3apre 1665 patte bas ©eifenpeimer ipospital
außer ben ©infiinften an Naturalien 96 ©ulben
8 Sapen 2 £>efler ©infiinfte an ©elb.
Die ©emeinbe SBörrftatt japlte ipre 3tnfen nach*
läffig. bereits am 9. Noöember 1625 patte ber
Natp ju ©eifenpeim biefelbe um 3 aplung erfucpen
müffen , um bie ^ausarmen ^u befriebigen. ©in
©rgebnip ift nidpt näher befannt. 3m 3apre 1672
mar SOBörrftatt mieberum rüdtftänbig. Diefes 9Nal
manbte ficb ber ©eifenpeimer Natp an ben Sanbes*
perrn ber Söörrftatter, ben Npeingrafen. 91m 8 . 9Nai
1672 fcprieb ber Npeingraf ^urücf, er pabe ben
33ücgermeifter gu SOBörrftatt angemiefen, bem £)o»pitaI
51 t ©eifenpeim ben Nücfftanb an ©efällen 511 liefern.
9lucp pier ift bas Nefultat unbefannt, jebenfalls
genügte aber ber 33efepl bes Npeingrafen.
Durch bie üeränberten 3 e itoerpültniffe, bas ©nt=
ftepen Dort eigentlichen ©aftpäufern unb Verbergen,
patte auch bas ©eifenpeimer £)Ospital, mie bie
meiften am Npein , feine 93ebeutung verloren unb
mar im oorigen 3 aptpunbert 511 m 9lrmen= unb
^3frünbnerpaus gemorbert. Sier 3 immer besöospitals
maren für arme ^friinbner, ein fünftes für bitrcp*
reifenbe 9(rme beftimmt. 91 xme Durtpm fenbe er*
hielten Nachtquartier unb ©ffert7 aüdt) noTpTgeirfa ü s
etmaä Proviant mit auf ben 2£eg. Der ©eifen-
peimer Pfarrer Neeb, ein mariner greunb ber Notp-
leibenben, patte bas ©ebäube erneuern laffen. Die
Nenten beftanben in breifug Ntalter Sorn ju 2öörr=
ftatt, ber gaucf fcpen Stiftung unb etlichen Sänbereien.
91 ls bie fran^öfifcpe Neoolution ausbrach unb bie
Neufranfen fidp ber ©ebiete am Npein bemächtigten,
unb aüe geiftlidjen Stiftungen auf ber linfen Npein*
feite aufhoben , betraf biefes auch bie 3 mfen 511
SOBörrftatt. Damit patte bas .pospital 511 @eifen=
peim feine öaupteinfiinfte berloren, anbere 93 ejüge
maren bereits im breipigjäprigen Kriege 51 t ©runbe
gegangen ober burd) bie Sriegöfcpitlben aufgebraud)t.
SSon ben SBörrftatter. breipig Ntalter Sornynfen
mürben jeben Nlonat jmei 9Nalter unter bie 91rmen
oertpeilt, b.is Ortspaingericpt erpielt als 93 elopnung
für gehabte 93emüpung hierbei ben Neft mit fed)s
Nlaltern, melcpe Oertpeilt mürben So patte beim
bie Stunbe ber Sluflöfung für bas £)ofpital ge=
fcplagen. s -3or bem breijngjäprigen Kriege patte
bas £)ofpital 37 ©ulben 6 Äreujer ftänbige , 61
©ulben V 41 ßreu^er ablösbare 3mf en / nebftbem
230 ©ulben oon 4600 ©ulben Kapitalien Nente
außer ber gaucff^en Stiftung. Ntiipfelig unb nur
mit äuperfter Sparfamfeit erpielt fiep bas po^pital
511 ©eifenpeim , einft eins ber reiepften am Npein,
bis 1810, in melcpem 3apre bie Necpuungen auf=
pören. Die liegenbeu ©üter unb bas paus felbft
mürben jur 91ujbefferung ber Seprergepölter 5 u©eifen=
peim , tpeilmeife für fonftige 3 mede ber ©emeinbe
oermenbet. ©ine ffurmainjer 93 erovbnung bom
1 7 ten 3anuar 1772 patte bie Nufpebung ber pospi=
täler im Npeingau unb 23efcpäftiguug iprer 3nf affen
mit 51acps=, |)anf= ober 2Serg-Spinnen angeorbnet,
mofiir benfelben ein Dagelopn gejaplt merben foüe,
es ift aber unbefannt, ob biefe Nnorbnung ^u ©eifen=
peim §ur Nusfüprung tarn, ^öemerft fei noch, bap
bie Strape, an melcper bas pospital lag, friiper
nicht Neugaffe, fonbern pospitalftrape, bagegen bie
oon bem jepigen po^pital benannte po^pitalftrape
früher Ntiiplmeg unb 9Niiplftrape piep. ’
9Nit bem ©eifenpeimer ^ospital ftanb in enger
93erbinbung ein |)aus ber „guten Seute/' ©ute
Seute nannte man im ÜJ? ittelalter bie Nusfäpigen.
Der 9Iusfap mar eine oom NZorgenlanb einge=
fcpleppie anftedenbe .^autfranfpeit , bie bie Traufen
furd)tbar entftellte. Solche Seute mußten befonbeis
mopuen, fidp felbft bebienen unb eine befonbere
ffleibung tragen. Sie mopnten auperpalb ber 0rt=
fepaften unb mürben als bereits aus ber menfdp*
liehen ©efellfcpaft ausgefcploffen gemieben. Nucp 511
©eifenpeim gab es folcpe Sranfe, bann 1565 oor
Öerbft mürbe ber „guten Seute" Räuschen, auf
ber Sacpe gelegen nebft Sanb babei, befieptigt unb
oermeffen unb maren es bamals 4 ! /4 Nutpen gelb,
bas ber ©emeinbe gepörte unb jum S9au bon
©artengemäepfen für bie 91u§fäpigen biente.
18
XI. jüte lirfdjnerüdje Pcinrequiptton im Ipeüigau 1799
Sie grangofen Ratten ftet* ba§ ©tüd, beutfcfje
^ßerföntipfeiten auf ipre «Seite gu gieren, . bie e*
mit SRept unb Unrecht nid)t attgu genau napmen
unb ipnen auf fotpe S3eife ©etb unb Sorrätpe
öerfpafften. (Sine fotdie s 43erfönlid)fett mar ber
frühere Streiner unb fpätere fran^öfifcöe Stgent
Sopann Sirfpner ober ffürf ebner. Um ©etb für
bie frangöfifpc Srieg^fafje gu befommen, erhielt
ßirfpner 1799 öon bem ©enerat Sefebre gu Saftet
ben Stuftrag, auf ben gang an ©etb ausgewogenen
IR^etnoau eine bebeutenbe SBeinlieferung gu legen.
Oer ©enerat Oaöib*, ein perföntip gang gemeiner
Sllenfd), füllte ihn: babei bureb mititärifpc Srecution
nappclfen. Oie Sache marb im October 1799
in§ SBerf gefeßt. Oer ©enerat Oaöib» tarn mit
ftarter Saoatterie öon Saftet in ben jftßeingau.
3n Sttöitte mußte ben Solöaten ein Stüd S3:in
guin Printen auf bie Straße gefproten roerben,
ein meitere* Stüd behielt ber ©enerat für fich unb
begehrte nod) 1000 Stüd Souisbor Don ber ©e*
meinbe Sttöitte, 500 2oui*bor öon ber ©emeinbe
Srbad). Sfebftbem forberte et öom Stint Sttöitte
1000 Stüd Söein nad) SJking. 2 )a man au*
Sttöitte unb Srbach nur 1300 ft. gufammenbrapte,
befahl Qaöib*, ipm ben Üteft nad) SJking gu
bringen unb nahm ben Sttöitter Sdpittpeiffen unb
einige anbere ^Bürger at§ ©eifein mit nad) Sltaing.
Oa§ Stmt fottte bem Ä'irfpner bie Steine fofort
liefern, fonft gehe e* ihnen fptept. Sieferung**
ptaß toar Singen. Stud) bie Stemter ©eifenßeim,
9tübe3peim unb 2orp erhielten ihr Söeinquantum
angemiefen, tRübespeim attein 100 Stüd. Um
alten Unannepmtipfeiten au* bem SBege gu gehen,
lieferten Geftrip, ©attgarten unb ©attenpeim fd)on
am 6. 6ctober 1799 ihren SBein nach Singen.
Stm 7. October, bem ffirpmeipntontag, ptünberte
troßbem ®aöib§ Saöalterie gu ©attenpeim, miß*
hanbette bie Seute unb fpoß ben Slnton Gouffering
burp ben Strrn. 3 U ©attgarten mottten bie Snt=
baten ben Schultheißen gefangen nehmen, meit er
ihnen beim Schroten be§ SBeins 2ag* guöor nicht
genug gu Printen gegeben, ma* and) in ©attenpeim
Serantaffung gum Streit mar. Oer Schultheiß
hatte fid) 9tapt$ fortgemad)t, fonft märe er er=
fpoffen morben, ba bie grangofen glaubten, ber*
fetbe hübe fid) an ben fiurmainger Sanbfturm an*
gefploffen, ma* aber nur eine öom 3aun gebrochene
Utfape gum Ärafept mar. Oaöib* bropte ben
©attgartenern mit Stngünbung be* Ort*, menn ber
Schultheiß nicht perbeigef pafft mürbe, hieb au*
3orn eine Sau, bie ipm in ben SSeg tief, tobt
unb fueptette mit feinem Säbel furchtbar in ber
Sufi herum. 3 um ©Pfaffe mürbe geptünbert unb
ba* Siet) mitgehen heißen. Son ba gog OaöibS
naep her Stbtei Sberbad), bie fiep gemeigert patte,
an ber SQBeinrequifition Slntpeit gu nepmen unb
auf ihre ^riöitegien berief. Sr feßte ber Stbtei
eine gehörige Sontribution an, angeblich habe man
Sachen au§ bem frangöfifepen Slagagin in’§ fftofter
gepolt. C'est vole, b. p. : „Oa3 ift geftoßten."
feprie ber grangofe unb fpmiß bem Surfterer s $ater
©ermann Sär ben gegogenen Säbet auf ben Gifp.
Sptießtip maepte man ben ©enerat mit 3 ö P^nng
ber Summe meid) unb mit gutem Ploftermein auch
öolt, fo baß er betrunfen mit feinem ©efotge ba*
ftlofter öerließ, aber bie fep* $ferbe ber Stbtei
mitnapm. Oen SÖein mußte ba§ ßtofter troßbem
mit 142 Stüd tiefem, ltnterbeffen patte Oaöib§
Sanbe ben Sleußof geptünbert unb bort gmei ^ßferbe
mitgenommen. 3 11 ^iebermattuf mar gerabe ba3
Siep Stbenb* öon ber sSertJT Ijemtgefommen, at§
Oaöib* burepgog. 3Battnf patte feinen Stßein noep
nipt geliefert unb |Yanb~"be*ßalb auf ber ftp morgen
Sifte tei 2>aöib§. 2>ie Sotbaten napnten ba§ Siep
meg unb gaben e» erft für 1 bi» 3 ^rontpater
ba* Stüd an bie Sotbaten gaplbar gurüd. So
trieb e§ 2)aöib3 einige 3 e it bi» eine größere Stn*
gapt Offiziere erttärten, unter ipnrnicpt mepr bienen
gu motten. $ie ^Rpeingauer patten fotepe» bar*
barifepe Stuftreten niept öerbient. ©enerat Sefebre
fepidte nun ben 2)r. 2ßebe!inb, einen Srgftubifteu
au* Staing naep ©attenpeim, ©attgarten, Stbtei
Sberbad), SÜattu i unb anbere Orte, mo fiep ®aöib£
fo ipteept benommen unb ließ bie Seute öerpören,
in ber Spat aber, um für benfetben gute Slu^fagen
gu fammeln, benn SSebefinb gab bem OaöibS an
Spurferei menig nap.
S.Ran getraute fip nirgenb», bie gange SBaprpeit
gu jagen unb miberfprap fip in ben 3tu§fagen.
Oaöib» blieb auf feinem ^often. Stm 9. Oftober
fam Sirfpner nap SJtittetpeim, ba§ nop nipt feine
SBeine geliefert patte, unb tieß opne 2Seitere§ bie
SSeine be* Sputtpeißen ©eime» mit Sefptag be=
legen, bei ©eintet gu Singen nipt erfpienen mar.
Cbgteip ©attgarten unb ©attenpeim ipr Quantum
geliefert , mürben gu ©attgarten bie SSßeine be§
Sputtpeißen, gu ©attenpeim bie be3 2Beipbifpof§
©eime» roeggenommen. ©teipe§ gefpap ber gamitie
©eiine» gu ©attenpeim. Stt§ bie breigepn Stüd
be* 3Q3eipbifpof§ gefproten morben, unb nun bie
SSeine ber Sputtpeißen öon SJiittetpeim unb ©alt*
garten gefproten merben füllten, fameu biefe perbei,
ber Srgfpißbube Äirfd)ner nahm öon bem SJtittet*
peimer Sputtpeißen ©eime§ 100 Souiöbor, mofiir
feine unb feiner ©attenpeimer Serroanbten SBeine
mieber frei gegeben mürben. Äaum mar ba§ ab*
gemapt, at* bie Sputtpeißen öon SJtittelpeim, ©alt*
garten unb ©attenpeim at* ©eifein gefangen ge*
nomnten unb nap Singen abgefüprt mürben. Oort
blieben fie unter ftrenger Semapung längere 3 eit,
bie ©emeinben mußten aber jebe auf ben %ag fep§
©ulben für bereu Unterpalt begapten. 31m Stnfange
3*
19
be§ Oftober featte Sßinfel crft fünf ©tuet feines
Quantum* geliefert, eint lo. Oftober joflte ebenjo=
Oiel nndfefolgen. Unterbeffen batten bie beiben RmtS=
Met äu ©Itbifle unb RübeSfeeim liefe bei bem ©enerüt
RcartScot , ber an Sefebre’S Stelle gelangt, über
bie SBetnlieferung befeferoert. SRariScot, 'ein fern
inaner 9Rann, berfpraefe Radfetaß bes ReftS ber
Äictne, tnenn bereits ein feinreicfeenbeS Ouantum
m Singen borfeanben fei. Sirfdmet mußte nun
Jtecfenung abtegen unb ber Refi ber SBeintieferung
tnarb naefegetaffen. DRancfee Orte featten RfleS,
mand)e RicfetS geliefert, Sirfcfener f)atte fid) ber*
fefeiebene ©ingriffe in bie SBeinlieferung gefiattet
unter Rnberem baS befte Stiid 1794er im Setter
be» ©rafen SooS ju RübeSfeeim auSfucfecn taffen
unb in jmei anbern Settern ebenfo gefeanbett , bie
SBeine aber oerfauft. ©enernt DRariScot mürbe
baoon benadiricfetigt nnb fefeidte einen ©lubiften
au§ 9Jiainä Unterfucfeung. ©nbe. Oftober ging
eine UnterfucfenngSfommiffion Don Ort p Ort unb
äeicfenete bie gelieferten Söeine unb bie ©rpreffungen
ftirfdmer’S auf. Sirfdmet mürbe RnfangS Robemfeer
li99 nad) Rtoinj Dorgetaben unb auf beit rotfeen
Sfeurm gefefet. Später fam er in bie Srone auf
bem Sranb inS Ouartier unb mürbe auf feine
Soften oon flmei ©enSbarmen bemaefet. Sirfdjner
leugnete RHe» , ber RtntSfeller ju RübeSfeeim fam
. in ® ©ebränge roegen Ruäjafelung ber
lOü i'ouisbor bon fpeimeS , erfdfeien auf bie Sor=
tobung ^u 9Rainj niefet unb mürbe in contumaciam
üerurtfeeitt, bie 100 Souisbor bem ©eime§ §u er=
fe|en. Sirfcfener marb freigefproefeen.”
Oie Söeinrequifition SirfdmerS fpiett 1807 noefe
pee ÜfoHe. Sine gan^e IRet'fje abeliger mie fonft
begüterter gamilien mären bamals/ nadjbem bie
ffleinreguifition fpäter gleichmäßig in ©elb auf
benRfeeingau ausgefcfelagen roorben, mit 3 afe(ung
rüdftänbig. Rad) bem RmtSprotocott bom 12 .
Sebruar 1807 mürben borgetaben ber b. Ritter’fcfee
Sermatter 9RooS, ber bbn Sntbifrh e unb ©reifem
flaue r Serfoatter -Reut er , für ben ©rafen bon
pnoiftein RmtSabbocaT ©efematj, ber ^reifeerr bon
©ofelern ja «orefe, ber Snter $ e ß er s^ (rent j ür öie
9tbtei 3ofeanniSfeerg , ber Sätet Srobft für Stofter
©ibingen, ber ©erid)tSgefcfemorene Oormann für bie
ffrüfemefferei ju ©rbaefe, baS Stofter ©otteSffeal,
ferner bie Schultheißen Söeibter bon RiibeSfeeim,'
Oiflmanit oon ©eifenfeeim , Seder bon RßmannS*
feaufen, ©ran , 5 bon SBinfet, Sirfcfener bon 3ofeatiniS=
berg, Submig Seppler bon Rulfeaufen, «iefe bon
«tepfeansfeaufen , ©ericfetsgefdjmorner Rltentircfe ju
Sord), ber ©(feulifeciß bon RtiMfeeim, ber gräflid)
bon Saffetifeeim’fcfee Seüer ©onbolf, ber gräflid)
bon Cffein fdfee Sanjtift ©fefe, ber ©idingifdje Rmt=
mann görfter, Sogteifcfereiber See§ für bie tpauS*
männifdfeen ©rben unb ber ©cfeönborner Rmtmann
©ifemibt. 9Ran fam überein, baß bie Reparation
nad) bem ©cfeafuingSfnß foroofel fiegenber ©üter
als Realgefäüe gefefeefeen fotte, morauf biefe Rnge*
iegenfeeii aus ber Sielt gefefeafft marb.
XII. Der lebte (Srof 0011 ©lleiu und feine Ucerftiguiui
?u ®eifenfeeint 1809 .
3 ofeann griebriefe Sarf DRarimitian 2fmor ORaria
©raf bon Oftein mar aus erfter ©fee beS ©rafen
^emricfe Satt bon Dftein, §errn ber ReicfeSfeerrfcfeaft
vRfetlenbbnd, C>frrn ju Oabfdjiß, ÜRorffmarfe C 6 er=
niemfdfeieß unb 2öoIfdfean in ftRäferen nnb S!Boa=
fdian in Söfemen, faiferfiefedönigfitfeen mirftiefeen
©efeeimratfeS nnb SämmererS fomie feebotfmätfetigten
9RinifterS am ©roßferitannifdjen öofe, Sotfdjafters
mn foiferlidjen Öofe S u ©t. ^'eterS 6 urg , eine«
eofeneS mieberum beS ©rafen Sofeann gran^ ©e=
feaftian bon Dftein, unb ber ©feartotte ban ©cfeön=
borrt im 3at;re 1735 geboren, ©ein 23ater ebe=
iiefete in J ineiter ©fee am 25. 9Rai 1741 bie ©iara
©tifabetfe ©räfin ju ©Iß. Sein, beS 9Rar Citfel
mar ber praefetiiefeenbe Surfürft Sofeann griebrid)
Sorl bon 9Raiig , beffen i^offeattung eS mit ber
faiferticfeen aufnefetnen fonnte. 9Raj marb beffen
tpaupterfee unb gelangte in Sefiß enormer ©infünfte.
3m Rfeeingau befaß er bie Cfteiner §öfe ju @eifen=
fecim unb RiibeSfeeim, ©rfterer ift feeute nodfe als
^raefetfeuu bon Sebetitung. ©ruf 9Raj bermenbete
große ©ummen ä_ur Serfcfeönerung bes Riebermalbs,
mie and) beS £mfS jn ©eifenfeeim , mo^u er ben
© 6 er 6 ad)er öof unb ben ©apetlgarten anfaufte.
Ruf bem Rieberroatb bei RiibeSfeeim legte er bie
3 auberfeöfete, eine fünftticfee ©rotte mit präefetiger
RuSfidfet auf^bas ©cfelößcfeen Rfeeinftein, bie ©(emen§=
firifee unb OrecfetingSfeaufen an , ferner bie Rofjet,
einen fteinen Ofeurm auf ber äußerften ©pifee beS
Riebermalbs über bem Singer Socfe gelegen, ämifefeen
Rßmann^feaufen unb Rübesfeeim ben Stempel mit
einer ber fcfeönften gernfiefeten am Rfeein unb be=
mieS baburefe fooiet Opferfinn als fünftlerififeett
©ei’dmiad. 3 n bem ©efeloß er 6 aute er eine nett
20
auäftaffirte Kapelle, bie erft in neuefter Seit be*
feitigt roarb unb bem Kapellenbau ben kanten Der*
lieft. Ser_ ©raf roar ein frommer , gcmütftlicfter,
ben 9Zaturfcftönfteiten feftr jugeneigter perr, frernb
all ben fonftigen noblen Sßaffionen , mit benen ge*
roöftnlitft ber 2lbel feine Seit tobtfcftlägt. Kr ftarb
unberroäftlt als ber Sieftte feine® Stammes am
21. 21pru 1809 ju 2lfcftaffenburg. Sein Seicftnam
foHte in bie Familiengruft 51 t ©eifenfteim, mo ber
©raf ebenfalls einejfteifte pon Stiftungen gemacht,
beigefeftt roerben. -seine SeftamentSöollftreder unb
Sßerroanbten mietfteten tut Ueberbringung ber Seüfte,
nacftbem fie ber furfürftlidfte Seibarjtaffiftent ©eorg
SBacfer 511 2lf<ftaffenburg für 31 fl. einbalfamirt
ftatte, ein größeres Fafttjeug. Sie ©eerbigunq roar
auf ben 27. 21pril 1809 Wittagä 2 Uftr feitge*
feftt. 21 ber menig nobel gegen bie Seitfte, gönnten
bie Begleiter berfelben iftr feinen Kftrenplaft in bem
ecftiffe, fonbern in einem Radiert muffte ber Sarg
als 21 nftängfel ber pauptfadfte: ben ftodjgeftellten
©eiftlicften unb ©eltlicften folgen. 2 lngefeilt an
ba§ Schiff, mußte ja ber Dlacften mit, tnoftin bas
Srtftiff fuftr. 21 ber e® fam anbercä ! 2tuf bem Scftiffe
ging _e§ nid)t traurig fter. Kin peer ber erlefenften
Speifen unb ©eine mußte jeben 2 tnf(ug oon traurig»
feit fcfton im .Reime erftiden unb balö ging es
fröftütft tu, rafcft roaren bie Röpfe erftijt, autft bes
Stftiffes 23emannung atfttete, nacft unb nad) be*
trunfen gemalt, nidftt auf ba* 21 nftängfel, bem bie
ftteife galt. So fam man an Franffurt mit 4 fl.
36 .Rr. Surddaßgelb, an DKainj unb 23iebritft oor*
bei unb nüfterte ficft ©infei, al§ jum Scftreden
einer ber ©efellftftaft geroaftrte, baß ba§ 21 nftangfel
Derfcfttounben mar, bamit berfcftrounben mar aber
aud» bie tolle Suftigfeit, nüchtern auf einen Scftlag
bie ganje ftocftroürbige unb ertaubte ©efeUfcftaft.
3fafd) mürbe 21nfer geroorfen bei PBinfel, taftlreicfte
Scftiffer mußten für fcftroer roiegenbe 2krfprecftungen
nacft allen Dficfttungen be§ 9iftein§ nadft bem üiacften
faftnben. 9fadj langem Wüften unb Utnfterirren
ber entfenbeten s>päfter fanb Scftiffer Wartin Srefer
bon ©infei ben Ufaiften aufgelaufen in ben Sanb
unb Uferfdjlamnt unb übel ftefcftmuftt fftacften rote
Sarg, an ber Spifte ber Scftönborner 2 lu, mo iftn
eine mitleibige ©eile ftfngetrieben ftatte, im ©eiben*
geftrüpp. Ser Scftiffer erftielt ben Softn be§ Sage*
4 fl. Witftefam roarb ber Aachen freigemacftt, mü'fte*
fam 00 m Scftmuge ber Sarg gereinigt unb nacft
befferer 23efeftigung be§ SurcftgängerS gelangte man
üerfpätet nacft ©eifenfteim. Sort ftatten ißfarrer
Ramper mit bem Lüfter unb Kftorfnaben, bem um*
florten ffreutc unb einer trlefenen 2 lnjaftl ©eifen*
Ejeimer ponoratioren auf bie Qlnfunft be§ Scftiffe§
umfonft tmei Stauben gemartet unb roaren oergeb*
licfter 9Mfte enblicft fteimgefeftrt. Sa erfdftoU , efte
bie Srauerfleiber roieber bem bergenben Stftrein
einoerleibt, bie .ffunbe, baß bie Seicfte angefommen,
ftftnell roarb miebet aufgetafelt unb ber Seitftenjug
feftte ficft in 23emegung. fftacft biefem 2 lbftecfter
fanb benn bie Seidje Des letzten Ofteiner§ nocft
gegen 2fbenb be§ 27. 2lpril 1809 iftre Ifiufte. Sie
perren griffen in bie Safcfte unb hejaftlten bie
©infeier Scftiffer für. iftre Unacfttfamfeit. Siefe
Quittungen unb ein umfangreicher Seridftt beätrefflicften
Ramper ftaben un§ biefert, bem leftien Ofteiner bie
©rabeörufte berfürtenben Unfall fcftriftlicft erftalten.
XIII. Weitere (Slasmalcrdfii in öen Pfarrkiidjctt
ni ford) uitö ^fjmannsJjaufcn.
_Sorooftl bie «orefter, als bie 21ßmannsftäufer
Hifarrfircfte befaßen früfter iftre gebrannten @la§=
malereien, oftne bie ficft bie friiftere Runft über*
ftaupt feinen R'ircftenbau benfen fonnte. 3 m Fahre
1819 auf 1820 trat Pfarrer ©eiger tu Sord), in
fcftlecftt oerftanbener 21 d)tung oor biefen 3 eugen
früfterer Äunftübung, roegen beren Kntfernung im
Scrcftenöorftanb tu 2 orcft auf unb fanb nicht allein
toilligeä ©eftör, fonbern aud) an bem Sammler
foldjer Äunftgegenftänbe, bem '^veifterrn pans Karl
Oon 3 wierlein 31 t ©eifenfteim, einen Säufer! Pfarrer
©eiger trat nicht felbft beim »etfaufe ' auf, jeboeft
fcftrteft 3 oftattn SraoerS bon ©iitfel aus am 31. Wai
1820 an ben Freiherrn oon 3mierlein, ber Äircften*
Dorjtanb ju Sorcft motle bie gemalten Sircftenfenffer
alle abgeben unb bie Karolin ©eroinn für SSor*
ftänge an jene genfter, roo bie 23ei<fttftüftle fteften,
oerroenben , um bas anmutftige uttb öertrauliefte
Sunfel bafelbft tu erftalten. 21ucft bie genfter in
bem Steinmafferoerf unb ben Kleeblättern ber Fenfter*
raftmen ftünben tur Sßerfügung unb fönnten bie
stellen mit roeißem ®Ia§ erfeftt roerben. Sertircften*
borftanb ju Sorcft fefte Don gejogenetn foroie fedj§=
edigtem Softrer ©laä ab, roobureft bie Sadfte 25
©ulbeit 30 .Rreuter billiger tu fteften fomme. Sie
Sorcfter .Rircftenfenfter roanberten nun nad) ©eifen*
heim für 10 ©ulben 48 Kreujer , an iftre Stelle
ließ greifterr bon Qmierlein roeiße§ @la§ einfeften,
21
tt)Q§ 15 ©ulben foftete. Somit mären biefe mertp=
boHen ©Ia»bilber gerettet. ©» rnaren biefe» folgenbe
©tiide :
1 . ©in Heine» ©dpeibdjen, fdpilbförmig, mit bem
Wöinjer 9iab unb bem Saum in ßreu^form als
SRpeingauer ©aingeridpt» = Stoppen , carmoifinrotpe»
® 1 ö§, bie giguren fcpmarj unb meiß, aber grau
fd)attirt. bem 16. Saprpunbert.
2. Sieredigte» ©dpeibd)eit mit Aheujigung unter
reifem portal mit aHegorifcpen Figuren, in ben
obent 3 mideln bie ©rabblegung ©prifti unb ©priftu»
in ber SorpöHe, auf bem ©odel Die ^nfdprift:
^etru§ Urbaniu», ^aftor in 2ordppau)en unb Sita*
rifta jit 2ordp anno 1650. ©öpe 31 cm., Breite
21 cm.
3. Sieredigte ©cpeibe mit bem Stammbaum
Sftariä in reidpgepaltenem SlebaiHon Don Crna=
menten, in ben obern Sbfdpnitten jmei aüegorifcpe
Figuren, unten bie Snfdprift: Saltpafar ©cpmibt,
©dmltpeß ju Sordp :c. 1650 nebft befjen gfamilien-
roappen (§au§mar!e).
4. Stunbe ©cpeibe, mitten ©dpilb roie oben Sr 1
(9Sain§er Sab unb ©aingeridpt Speingau) auf
rotpem ©la» , melcpe» mit Srabesfen munberbar
fein gemufteri. W\t Dier 2äng§mebaiHon», morin
auf fdpmarjem, ebenfaü» mein mit Srctbeälen ge=
muftertem Untergrunb, jart grau in grau mit gelb
gemalte Sarftedungen au» ben TOinnefpielen gemalt.
Um ba§ ©an^e 9lrabe»fenborbitre. ©erborragenbe
Arbeit be» 15. 3ap*punbert§.
o. Sirdpenfenfter Don fecp» größeren unb brei
Heineren gotpifdpen ©Reiben, bie mittlere geigte bie
©onne, bie untere bie Stoppen ber 2ord)er Familien
§ertmig unb ©dpepel , bie oberen ©cpeiben paben
©au»marfert in Stoppenfdpilbern unb gotpifdp ge=
paltene Sofetten. ©öpe 84, Sreite 94 cm.
6 . Sieredigte ©cpeibe, ba» Stoppen ber ©e ppe
Don ©eppenpeft, eine» bei unb 31 t 2orcp begüterten
Sbel»gefd)ied)t», barfteüenb (3 ©eppen), mit reicher
©elmbede. Su»beml7.3aprp. ©öpe37, ^Breite 33 cm.
3>i efe fecp» ©emälbe bilbeten Dasjenige, meld)e§
1820 nad) ©eifenpeim gelangte. Ser Seft ber
genfter befinbet fid) nodp in ber 2 ord)er Sirdpe,
biefelben Derbiencn alle Seadptung als Sunftleiftungen.
3Kit ben 2ordper ßirdpenfenftent manberten 1820
aud) bie gemalten ©cpeiben be» $ßribatpaufe§ Don
3>acob Sltenfirdp junior laut 53ef Reinigung Dom
8 . Juni 1820 für 33 ©ulben, erpalten burcp ben
Schienten Skifel Don Sßmann»paufen, nadp Seifen*
peim in ben D. S^rleurfcpen ©of. Ser ©rfaß
ber ©cpeiben mit meißern ©laS foftete ben Käufer
9 ©ulben 30 Sreujer. Skldper 91rt biefe gebrannten
©dpeiben mären, läßt fiep au» ben Dorpanbenen
Scten nidpt mepr feftfteHen.
Sud) Sßmannspaufen Deräußerte 1820 feine ge=
brannten genfter. Sm 25. Spril 1820 Derfaufte
Pfarrer &rurft 31 t Sßmann»paufen bie f^enfter ber
Sirdpe mit ©enepmigung be» $ircpeitDorftanb§ unb
be» Saffauifcpen Smt» gegen Srfap mit meißern
©la» unb bat jugleidp ben Käufer , ben greiperrn
Don gmiericin, um einen Seitrag jur Su»meifung
„ber piefigen ganj armen $ird)e". Sie ©lafer=
arbeit madpte 16 ©ulben 12 Streuner au», ein
nampafter Seitrag für bie Sirdpe folgte nad) unb
fo gelangten aud) biefe Sefte alter ftunft nadp
©eijenpeim, mo folcpe 1887 Derfieigert mürben.
Süpere» über biefe Sßmann§päufer genfter läßt
fiep nidpt mepr feftfteHen.
XIV. JHe Itetljerren oon jtarierlcin.
9? ad) einer alten gamilientrabition ftammen bie
perut Don 3mierlein ju ©eifenheim Oon einer oor=
mal S in Sßolen angefeffenen abeligen fyamilie 3rairle
ober 3unrlep ab. Sin Aft berfelben manberte
fpäter auS unb moljnte zu Häufungen in peffert,
bann 51 t Sauf, granffurt a. fDiain unb 2öorm§.
Tetn geiebrid) 3u>ierlein marb 511 SöortnS fein
ältefter Sopn panS Jacob am 9. gebruar 1699
geboren. 2 ftit il)m begann bie ©lanzp-riobe ber
gamilie. Sodann Jacob tarn nad) SBepiar unb
mürbe Schreiber am Aei<hStammergerid)t , ftubierte
hierauf bie Rechte unb mürbe faiferlicher ^faljgraf,
Wernburg* Anhaltinifdier mirflidjer geheimer Aalt),
faiferlic&er Aeid)Sfammergerid)tS*Affeffor. Kr ift als
juriftifeber Schriftfteller Don hoher ©ebeutunh AIS
reicher perr ermarb er bas reicb^ritterfdjai'rticbe ©ut
ZU Unterrieringen in Sdjroaben unb gelangte,
1754 Dom üaifer grattz 1. megen feiner ©efd)id=
liebfeit unb ©elehrfamfeit fomie feiner 2 krbienfte
um baS AeichStammergericht 51 t SBeßlar in ben
erblichen greiherrenftanb erhoben, unb burd) Antauf
ber großen ©üter zu SBintterob, 23ubettrob, Süßei*
linben, SangSborf in ber Sßetterau in bie Aeid)S=
ritterfchaft. Kr mohnte ju SBejjlar in bein eigenen
gamilienhofe am Cberthor. Kr nannte ftd) Krb*
unb ©ericptSherr 511 3Binnerob unb 23ubenrob unb
febeint ein mohlmoüenber, rechtlicher perr gemefen
51 t fein. 9Ait bem berühmten greiherrn oon Senden*
berg zu ©ießen fianb er in langer greunbfchaTt.
Kr oermählte ftd) mit Klifabetfje 2öahl, bie als oon
Söabl genannt pubin oon Sülchen in ben greiherrn*
ftanb erhoben mürbe. Tiefelbe ftarb 31 t Sßeßlar
ben 24. Februar 1797 (getauft ben 9. Juli 1718
Zu äöeßlar). panS Jacob Oon 3®ierlein ftarb zu
Söinnerob am 20 . Juni 1772. Sein ältefter Sohn
K-hriftian Jacob, geboren 1737, marb nad) 23e=
enbigung feiner Stubien 00 m Aeid)Stammergerid)t als
Affeffor angeftelit unb trat in bie gußtapfen feines
Katers. Kr marb in ber golge ©eheimrath oer=
fd)iebener beutfeher glirften, beforgte bereit ©efchäfte
am Aeid)Stammergerid)t unb hatte ben alten Kammer*
richter oon ©iilid) zum Patron. Sein große» Ta*
lent machte if)n jum außerorbentlichen ©efanbten
Oerfd)iebenet gürften'höfe bei Oermidelten gälten ge*
eignet, in bem befannten Sittlicher Slufftanb mirfte
er öermittelnb als Vertreter beS gürftbifdjofS oon
Süttidj unb gab auch eine hierauf bezügliche Scprnt
heraus. Sein Sruber Johann ©ottfrib oermählte
fich mit Sottife oon Sktfed, ber Sohn biefer Kpe,
panS Jacob, mieberum mit Karoline Oon Aorbed
Zur '«Rabenau, bie Tochter grieberite mit bem lattb*
gräflich h e )fifd)en Oberftallmeifter oon Sufed. Ter
britte Sohn, griebrid) Salentin, aus ber Khe panS
Jacobs mar ©eheimrath unb AegierungSpräfibent
Zit SraunfelS , er oermählte ftd) mit Karoline oon
parling zu ©eisfpißheim unb hatte aus biefer Kl)e
Zmei Söhne, bie als großherzogüd) hefftfdje Offt-
Ziere 1809 unb 1812 im $rieg fielen, unb jroei
Töchter, oon beneit bie eine einen Sebent zu SchmeinS*
berg, bie anbere einen perrn Aorbed zur Rabenau
eh" lichte. 2km Johann Jacobs beiben Töchtern
blieb bie ältere, Sottife, unüermählt, bie anbere,
Khriftiane, h^rathete einen Sehen! zu ScpmeinS*
berg.
Khriftian Jafob felbft oermählte fich als Stamm*
haltet beS ©efcplecbts am 2. 9ftai 1766 zu 2Beß*
lar mit Kpriftine griberite, Tochter beS Johann
griebrid) KraSntuS Oon popfer unb fam fo in 33e*
ftß beS b. popfer’fcpen pofS unb pofgutS zu ©eifen=
heim, eines TheileS beS heutigen 0. 3mierlein’f<hen
pofS unb ©utS zu ©etfenheim. Kr oerlegte feinen
Siß nach ©eifenheim unb ermarb auch ben anbern
Theil beS pofS unb ©utS bafelbft burch 31nfauf.
Sein Sohn panS Karl, geboren 3. Januar 1768,
heirathete in erfter Khe bie 9Aagbalene Souife Oon
©itlid) ; er mar geheimer Sßrocurator am Reichs*
fammergericht unb preußifdjer ©eheimrath. Ten
pof zu ©eifenheim ließ er auSbauett unb Oer*
fd)öuern unb legte bie feiner 3 eit rühmlicpft befannte
Sammlung Oon ©laStnalereien in ben Jahren
1820 bis 1826 an. Tabei zeigte er nicht allein
großen Opferfinn burch ©elbauSgaben fehr beträcht*
lieber Art, fonbern außerordentlichen ©efdjmad bei
ber AuSroahl ber getauften Stüde. Tie 3eit mar
biefer Dichtung güitftig. Aufgehobene Älöfter, ältere
Kirchen entäußerten fich ib rer gemalten ©laSfenfter.
Ks ift baS hohe, für bie Simftgefdjidjte nicht ge*
nug anzuerfettnenbe Serbienft biefeS funftfinnigen
Perm, eine Unntaffe beS merthoollften Materials
burd) Attfauf Oor bem 23erberben gerettet zu haben.
Tie Sammlungen maren feit früher 3 e it berühmt
unb ftanben fiunftoerftänbigen für ihre Stubien
ftets zur Verfügung. TaS Reifte flammte auS
Köln, aber auch auS Sorch, 2Rarienhaufen unb
ber Sd)meiz tarnen merthooüe Stüde zur Samm*
lang.
AIS IRaria Wagbalene oon ©ülicb, geboren
10. Juli 1772, Tochter beS Philipp Oon ©ülich
unb ber Marianne oon Aübing, am 5. Januar 1843
ftarb, oermählte fich panS Karl mit feiner Siebte
Abelheib oon Stolterfoth, beS föniglich baprifchen
TherefienorbenS Tarne unb StiftSbame zur Sirfe,
geboren 11. September 1800 als Tochter beS ©ott*
frib oon Stolterfoth unb ber Karoline Oon Schott
Zu Sdjottenftein in zweiter Khe am 14. gebrutrr
1844. Abelheib ift als Tid)terin meit über bie
©renzen ihres SaterlanbS als „rheinifche Aachti*
gall y< befannt gemorben unb oerlieh bem paufe
burch ben ffreiS oon Ticptern unb Schriftftellern,
roelche ftd) in ben gaftlidjen ^Räumen beSfelben zur
frohen Tafelrunbe gar oft bereinigten, befonbern
Auf als peimftätte ber Tichtfunft. panS Karl
23
bon gmierlcin ftarb ben 9. 3uni 1850. ©ein
einiger ©opn mar ber am 21 . Oftober 1802 51 t
SBepIar geborene £)an3 ©onftantin griebrid) 2 ub=
mig Don Srowtleht, ber W am lö. 31pril 1831
mit 2outfe©d)enf ju ©djmeinSberg, geboren 1809,
Softer be* griebricb ©eben! ju ©cbmein»berg unb
ber (Eleonore Don Suuetlein, Dermäblte. (Sr rnarb
herzoglich naffauifcber ffammerberr, ©ebeimratl) unb
auBerorbentlicber ©efanbter unb beooHmädbtigter
fDlinifter am gropberzoglid) ^effif I)en §)of zu Oarm=
ftabt, mobei er fid) bet ber ^beintorrection auf
©eiten IRajfauS fet)r tbätig ermie§. 3ln ben
Staffauifcben 2 anbftänbefi|ungen nahm er fiel* regen
Slntljeil, feine fftebe über 3 olIpo!itif 9?affau§ ift
beute Ttod) ein SDtufter ftaat*männifcber SSerebfamfeit.
©r mar großer 2 iebbaber alter SRöbel , älterer
gapencen unb Porzellan^ unb bereicherte feine ©e=
mäd)§bdufer. zu ©eifenbeim mit ben feltenften Pflanzen,
ferne ©ammlungen an fDtöbein unb porzellanen,
mobei er einen feinen ffunftfinn bewährte. ©eine
©emablin ftarb ben 18. Oftober 1840. Pon feinen
©öbnen batte §an*, geboren ben 16. Slpril 1835,
ben Äunfifinn feiner Verfahren geerbt. ®erfelbe
ftubirte zu ©öttingen bie ffteepte unb marb Dr. juris
mit 3lu§jeicbnung. Oie 2aufbabn im ©taatsbienfte
fagte ibm nicht zu, er pribatifirte in Sapern unb
fammelte mit Vorliebe ältere Oelgemälbe, baburd)
ben ©runb zu ber nadbmal» berühmt geroorbenen
©allerie zu ©eifenbeim legenb. 3 n glitdlidbex ©pe
Dermäplt, ftarb biefer funftfinnige unb gelehrte §err
im 3 uni 1886. Neffen jüngerer Sruber f^rieb=
rief) ©alentin §an§ 2 ubroig marb geboren am
21. 3uli 1840.
Oie Familie fdjreibt ihren Flamen Don gmierlein
mit e zum Unterfcbiebe Don einem fatpolifd) ge=
morbenen 31ft be* ©tamme*. Oa* Söappen befiehl
in einem Don recht* nach linf* (heralbifd) betrübtet)
Ziebenben rotb • unb gelb gefdjadpen Sollen im
©d)ilb, auf bemfelben bie reid)§freiberrlicbe Srone,
Darüber bie gelb unb rotben berabbängenben Oeden,
oben 31blerflügel mit gefloatetem ©cprägbalfen.
Oie ©ebife ift: Durant virtute parata, z u
®eutfdj : 2 öa* bureb Oücptigfeit ermorben marb,
bat Seftanb.
24
XV. f cs Sidjters Jriebrül) von |MfltU)t(Tou Iljciiircifc
im Joljrc 1827.
j$riebrid) Don Dtatthifjon, geboren am 23. 3an.
1761 p ipolfenbobelebett bei 'IDagbeburg, befuchte
im Saljre 1827 ben ÜHjeingau. ©r {am, bamals
Dberbibliothefar p «Stuttgart, Don bort über
Schme|ingen unb 9Dannl)eim nach. äßormS unb
gelangte nah DUainj. 3n {einen „flüchtige 3eid)=
nnngen an» meinem Sagebudje für Sari Victor
non ©onftetten" fchiloerte er feinen Dljeingauaufent»
halt mit folgenben Sßorten :
„DübeSheim ben 13. 9Dai. (1827).
Sei) regenbrohenbent .'pirnmel begann id) einen
DuSflug in ben Dffeingau. 3enfeit» bent frönen
©iberid) gellte fid) bet £mnmel, unb nun tf)at fid)
ein ©ejirt be» Segens unb ber ^yiille , ohne
Dicbterifhe llebertreibnng, in roabrfjafter ©araDieS=
[jerrlidifeit auf.
3u ©eifenf)eim, im Dngefid)te beS Johannis*
berge» erfreute mid) bie ©efanntfchaft ber lieben»=
mertljen, aud) nuferer griberife Srun tbeuer ge=
morbenen Siebter© '2lbell)eiö Don Stolterfotb, auf
b:m ©arnaffee bie Dbeinphilotnele pbenatmt. Sie
führt im Sd)(oB ihres reidjen Ojeim» Don 3toier=
lein ba» Öeben einer ffmrftentocbter, bleibt aber
bennod) ben DDufen fortmäbrenb getreu. Siefe
Sreue bleibt aber aud), roie recht unb billig, Don
ben mcnfcbenfrennblidfen ©öttinnen nicht uner=
toibert. Sie arbeitet an einem griffen ©po«, moüon
bereit» neun ©efänge Dollenbet finb. Sie SBalfl
be» ©egenftanbeS barf eine ber gliidlicbften genannt
merben : Dlfreb, Sönig ber 9lngelfad)fen. — jjperr
Don 3raierlein hat eine ©aHerie Don ©lasgeniälben
pfammengebradit, meldje mit ber im gothifcben
•itaufe p Ußörlitf bie SLletgleidjung auShalt. Ser
©arten jeugt oott feltenem Sulturgeifte. Sa» Du*
genehme im richtigen ©erhältnijj ' mit bem Diitf*
liehen.
Ser gute ©aftfjof prn Sarmftäbter £)ofe, mo
id) eintehrte, liegt hart am Steine. 'Huf bent
©egenufer macht bie St. DodiuSfapelle , roelche
butd) einen trefflichen Duffat) üon ©oethe berühmt
mürbe, einen gar malerifdjen ©ffect. '2t ud) be*
idjentte ber grofje Sidjter ba« Sirdjlein mit einem
fdjönen ©emälbe.
Ser alte DljenuS $og biefen Dbenb eine fraufe
Stirn unb hatte baS lichte Srhftallgriin mit fd)mu|igem
©elb Dertaufcht. ©ine fffolge be», feit Dielen Sagen
im äßonnemonbe unerhörten 3roiefpa(teS ber Suft=
geifter.
Sie Sapeten im Speifefaale jeidmen fid) burdh
naturgetreue unb cparatteriftifche Sarftellung italie*
nifchcr Sanbfdjaften unb DoltSfcenen aus. 'Dicht«,
roa» in feiner '2lrt fid© über bie DiittelmäBigfeit
erhebt, barf am SebenStoege Dom Sßanberer unbe*
adjtet bleiben.
_ '•Huf ber Diidfahrt ©ie©er marb ich int gaftlidhen
echloffe p ©eifenheim ebettfo freunblid) toie geftern
aufgenommen, Dbelpeib, beren hoher unb ebler
Sinn fid© mit jeber Stunbe unferer fröhlich auf*
grünenben 33efanntfc©aft herrlicher entfaltelte, las
mir jmep ©efänge i©re§ Dlfreb Dor. SaS ©ebicht
ift in ber bem Seutfchen fchroierigen gorm ber
CttaDen gefdjrieben. Sie Siftion f'prud) mid) als
acht poetifch an. 3m DetSbau ift ©in unb roieber
noch naebpbeffern. Dun ermattete mich ein! ber
frö©lid©ftert Spmpofion, bie mir jemals geboten
mürben, mit 'llitsnahme jener in ber alten ©urg
)u Dpon , lieber Sonftetten. jperr Don 3roierlein
ftellte einen ißeiti auf Don eigenem ©emäcpS, ber
an Sieblichteit bem fdjaumlofen ©bampagner nichts
nadtgab. Sa ertlang lauter unb mclobifchcr als
nie poor in meinem |)erjen:
'2lifi Dpein, am Dhein, ba machten unfere Debet),
©efegnet fep ber Dhein!
DadnnitfagS begleitete mich bie gauje gamilie
nach DeidjartShaufen bem fdjönen ©efi|thume beS
©rafen Schönborn, um mir-bie bortige ftunftgalletie
^u feigen. VllleS rührt Don tnoDcrnen Dteiftern
her: Statuen, ©üften, ©emälbe, mufftüifdfe Sifdf*
platten unb DDatmotbafen. f^iit eine geregelte
Dnorbnung beS roirflic© bebeutenben £hinft)d)nBeS
ift noch nicht geforgt."
Someit DDathiffonS Sagebuch. Dm 15. 9Dai 1827
befanb fid) ber Sichter mieber p DDainf unb fuhr
am 16. Dcai auf bem Dheinbatnpfer „ßoncorbio",
ber ihn nach ©oblenf brachte.
XVI. $ie j&pukfölc Der JUitei (Eberböd) njäprcitD Deo
Dreißigjährigen Stiege*.
Die erfte Qe\i be§ breißigjäprigen Kriege» toar
an Eberbacp ziemlich rupig oorbeigegangen. SBaren
bie ©üter in ber ^fat$ nudj gefd^äbigt unb tpeit*
meife entfrembet, jo befap bie $tbtei felbft noch
i^re Sermattung, in beren Organismus feinesmeg*
jtörenb bie berfd^iebentlidben Druppenburcpäüge ein=
gegriffen Ratten. Die 9lbtei lag jmar nicht an ber
Don ben Solbaten begangenen Dtpeinftraße, poper
Sßeg genannt, hatte aber öfter bei größerer 9lnjapl
ber burcpmarfcpirenben Solbatenabtpeitungen Ein*
quartierungen ^u erleiben. Die Schuttpeißen ber
benachbarten Orte maren nicht befouberS mopt*
mottenb gegen bie 2 lbtei gefimtt nnb juchten bie
2aft ber Einquartierungen tpeilmeije Don ihren Ort*
fchaften auf Eberbacp opulenten, aucp gebuchten
bie Solbaten in ber reichen $tbtei befjere§ Ejjen
unb befjeren S3ein als in ben Ortjcpaften ju er=
hatten. 9tücfte ein Drupp Solbaten auf Eberbach
heran, fo patf nur bie Aufnahme beejelben unb
bie abmartenbe öaltung auf beren batbigen SRiid=
jug. Eberbach patte bie Setter Dott SBein, bie
Speicher Doll grücpte unb bie Stätte Dott Siep,
jo baß oieje meijt nur furzen Stanbquartiere ben
2 Boplftanb ber 9lbtei nicht erjcpüttern tonnten.
Siörenber mirften bie Auflagen, bie ber 5tbtei
gemacht mürben Durch bie Dpeitnapme an ben bem
ganzen 2anbe Sßpeingau auferlegten Eontributionen.
s iöar bie 9lbtei ats geifttiche Eorporation *u jol*
chen Eontributionen auch nicht Derpftichtet, jo mar
bie Stage bariiber beim Surfürjten ein Diet ju
jaumjetiger Sßeg , um gegen bie oft eitig einge*
triebenen Eontributionen 511 fcpüßen. Unb roa§
bamat§ einmat in ber Staatsfafje mar, btieb Darin;
erhielt Sberbach auch mirftich 'Recht, jo mar Die
Söffe be£ Surfürjten teer unb bie Sertröftungen
halfen nur menig. 51m 11. gebruar 1622 jchrieb
Der Surfürft Johann Scpmeifarb Don Stainä (au§
bem §auje Don Eronberg) an ben Sicebom unb
ben Sanbfcpreiber De» 9tpeingau§ unb forberte $u
einem Seitrag $ur „Sanbeerettungöfteuer" unb
Stellung eine§ „9teifemagen§" auf. Da bie Sache
jebenfall§ lieh pinaus^og, jchrieb ber Surfürft am
1. 9Rärj 1622 nochmals an ben Sicebom unb
Sanbfchreiber: „Diemeit aber bie 9?otp gvoeB, unbt
mir nnjj mit gemorbenen 9 teittern unbt gußbotef
je tenger je mehr gefaßt machen muffen, ba^ue ein
fepr große Summe ©eit» gehoerig, Soe ^mepffett
nns nit, eß merbten jich obenermente unjere unber*
thanen pieran, meit es Jypnen jelbften jue gutem
angemenbt murbt, gteid) anbern geßorjambtid) ac=
commobiren unb bequemen." Daß bie Albtet
Eberbach an biefer Saft Dpeil nehmen jotlte, jtanb
bei bem Sicebom fejt. 9tm 4. 5Rftrj 1622 jchrieb
berjelbe an ben „£)errn ^raetaten De* ©ottespaujje*
Eberbad)" unb forberte „$u einem ge^iemenben
Septrag juc ben 2anbsrettung*cojten bejj Dtingaue§"
auf. Ein Entjcpeib, ob Eberbad) etma* ^aptte,
feptt in ben Steten. Der SRpeingau jtettte jeben=
fall» jeinen Seitrag, ba breipunbert jum Schüße
be»jetben gemorbene Sotbaten at* Seberfung gegen
feinblicpe Ueberfätte in ben Orten EttDiiie, Ceftricp,
©eifenpeim, SRitbespeim unb Sorcp einquartiert mur*
ben, aber aus Dem ganzen 'Rpeingau ipre Ser*
föftigttng erhielten. Sin 27. Stpril 1622 marb
ju Oeftricp Sanbtag gepalten unb bie Rechnung
„megen Der 300 inlopjirten unbt gemorbene Sol*
baten" abgepatten. Sebem Mpeingauort marb ein
Sntpeil an ben ©efammttoften, metepe 6451 ©ut=
ben 21 9ltbu§ 6 Pfennig betrugen, angemiejen.
Eine ©ejammtreepnung feptt in ben Steten, nur bie
Secpnung für ^attenpeim liegt mir Dor. 3ebe*
£)aus in ^attenpeim gaplte 2 ©utben 10 Stlbu 5
4 Pfennig Seitrag. Ob Eberbach auch etmaS bei*
trug, ijt nicht erfiepttid). Dieje im SRpeingau ein*
gelagerten Schußtruppen mürben atsbalb ^ur ernften
Saft. E* tiefen beim Sicebom Stagen über jepteept
ober ^u menig gelieferte 2 eben*mittet ein. Sm
7. ^uni 1622 befapt ber Sicebom allen Schult*
peißen be£ 2 anb§ Speingau, „ba man eine erfled*
liehe Eommi§ Don SBein, Sroebt, gteijd), Sutter,
unb Saeß unb anberer Suchen Soetturfft notroenb*
tig", jo jotlten bie Schuttpeißen baper „bieje
Dleijfige Slnftatt machen unb ufffidjt paben , baß
fein Siepe, groß unb ftein, fforn, 9Rept unb Srobt,
Sutter, Saeß, fyteijd), Epper unbt alte berogteiepen
Suchen prooifion feine§meg§ außerhalb 2anbt§ Der*
fpüret ober Derfaufft, Sonbern, ba berogteiepen im
Öanbt Dorpanbte unb fäuftiep jue erlangen jein
moegten, baß bajjetbig uffgepatten unb furbtertiepft
naper Ettoit, attba Die Eornrni^ angejtetlt , Der*
miejeit merben joelte." Stud) Eberbad) erpiett bieje
SSeijung jugejepidt. Um ben Scpteicppanbet mit
Siep unb 2eben3mitteln über bie §öpe in§ ^)ej*
jijepe 511 Derpiiten, jotlte ba* ©ebiief nicht burep*
broepen unb Derbotene gußpfabe nicht me^t benußt
merben. Die SBacptmeifter auf bem SRapper ^orft*
pau* unb am Sojenpapn erhielten zugleich Sefept,
„baß biejetbig Dleijfig Slcptung baruff geben, baß
26
©ebiid oon einer Sad)t zue beraubteren begehen "
nnb auf ade ^affirenbeu Rcpt §u haben. Rrn ©e=
bücf felbft marb ftänbig gearbeitet, ©berbacp ernannte
ben Sertp biefer ©tenzmept boütomnien an, mie
bereite int gapre 1619 ftellte e» auch jetzt au» ben
Orten ©rbacp, Kiebridj r Hattenheim, Rauentpal
uttb Reuborf zusammen 24 Arbeiter auf feine
Soften. Seiber folgten bie Rpeingauer biefem guten
Sorbilb nicht alle nach unb zeigten fid) läffig. Oer
Sanbfdtr eibe r Sncentiu» ^ottinger fcprieb baper
am 11 . guni 1622 oon ©Itüiöe au», bie auf-
gebotenen dauern feien läffig nnb liehen bie Arbeit
liegen, obgleid) „biefje* noimenbige» Sauen nnb
Arbeit allein zue biefer Sanbtfcpaft unb berofelbett
eingefeffenen ©inmopnent Schuß unb Oeoenfion unbt
alfo zu ihrem felbften eigenen Rußen angefepen"
märe unb ermahnte 511 mehr ©ifer bet ber Her*
ftellung be» (Sebücfe. Rm 15. guni 1622 fcprieb
in gleichem Sinne ber ©emaü&bote Ricla» gßftein
an bie einzelnen Schultheißen, e» fodten fid) au»
jebem Orte 511 früher Oagc»zeit eine Rnzapl Bürger
Zu Sgflui einfinben, „oon bauen fie angemiefett
roerüen "foellen unbig Reuenborff ein Sruftmepr
uffzumerffen, unb foel bieffer mobil» gehalten mer*
ben, bah bei* bejirgf mit einer SJeßruben in bie
3 Rmbt unb oolgenbt» je in bie gleden auffge*
theilt merben foell."
Um biefe ty\t fd)eint bie Kriegsgefahr in golge
ber Schlacht bet H oe( hli (am ®Jain) näher geriidt
in fein. Oer Rheingau feßte fid) nach unb nad)
in oödige Krieg»bercitfcpaft. 9Ran bezog oon ^ßeter
Reutter Siuhfenmeifter zu 9Rainz für 505 Reich»*
thaler einen Sorratp an ^ßuloer, Slei unb Sunten.
©emepre mürben ausgetpeilt unb auf ben Rath*
häuferu Sacht gehalten. Ruf obige» ©elb mürben
100 Reicp*tpaler befahlt. Sonft gingen bie ©e*
fcpäfte ihren alten ©ang. Oie Rbtei ©berbach lieh
nach alter ©emopnpeit am 15. Oftober 1622 ihren
Opmzuber für Reichartöpaufen Z ur beoorftepenben
Seinlefe in Hattenheim aichen, bie bamaligen
Glichet* Eichel Rüder unb Rtattpepfj gifcper er=
hielten Oon bem Reichartepäufet Hofmann unb Unter*
burfirer Schuhmann ihr ©ebühr bafür; am 9Ron*
tag bor Sucientag 1622 hielt Hattenheim einen
Seinmartt ab unb löfte für ba§ guber 99 Reich » 5
thaler. Oer Sein mar ziemlich gut au»gefaden,
auch bie gruept gut geratpen. ©inzelne Heinere
Oruppentpeile burepzogen ben Rheingau, Solbaten,
bie mieber in ihren Regimentern eilten, Ser*
fprengte oon ber Höchfter Schlacht her, neugeroor*
bene Rotten: gfenburger, Cefterteicper, Soibaten,
bie Oon Stüffel tarnen unb nach Oppenheim mod*
ten, ©Iföffer merben in ben Rechnungen genannt.
Me biefe, auch Sermunbete, Kraute, felbft Offiziere
mit grauen hielten nicht lange Staub, bie meiften
berfelben nahmen eine Rbfinbung in ©elb ober
Lebensmittel in ©mpfang unb zogen meiter. ©ber*
bad) fcheint oon biefen Ourcpzügen nicht behelligt
morben ju fein. Oie Lieferungen nad) ©Uoide
„ 511 m ©ommiS" bauerten fort, ©berbacp fanbte am
14. guni 1622 jroei fette Dchfen, ^mölf Säde
Hafer unb ^mei gäffer Sein, am 2. Ottober
zmei Reicpstpaler 10 Saßen. gm @an$en hotte
ber Rheingau in ben Rtonaten guni unb guli 1622
618 ReicpStpaler in ©elb unb Raturalien naepj
©Itbide geliefert. flu Sa lluf lag ber Obrift Saft*
lein (Saftian) Sauer, Rauenthol hotte ftarte ©in*
quartierung. Rm 3. Oftober 1622 führten brei
Karcper gmei grobe ©efepüße Oon Rübe»peint nach
Salluf, bie Rtarttfcpiffe be» Oberamt» unb Rtittel*
amfs Trafen ebenfall» bort ein, „uf baß Seopolbifcpe
friegS oold überzufüpreit", gingen aber, ba bie
Oruppen nicht eintrafen, unOerrichteter Sache nach
Haufe, gm großen ©an^en ^errfcHte ©intracht
Zmifcpen ben Rheingauern unb ben einquartierten
Scpußtruppen, ba ©rftere ba» Sortheilpafte ber Orup*
peneinlagerungen nur zu halb einfapen. Oie Rpein=
gauer machten bem Obrift Sauer ©efepeute in Sein,
©berbach fanbte am 3. Ruguft 1622 ebenfalls eine
Ohm Sein an benfelben nach Söolluf: Dom
27. Rpril 1622 bi§ 16. fDtärjTTS^ burch bie
Oruppeneinlagerung entftanbenen Koften beliefen
fiep auf 16 834 Opoler J /s Opaler 2 Sa^en.
Oaoon tarnen auf jebe§ H ÖU ^ 26 ©ulben 2 Sa|en
1 Kreuzer. Oer Sicebom hotte ©berbach mit 1000
Oljoler an biefer Summe bebaept. Oa^felbe Oer*
meigerte aber jebenfatl» bie 3aplung. Oer Rpein=
gau befaß bamal§ 2575 Höufer, Kiebricp mit 133
Höufer bereu 18 meniger al» fryber, Hottenpeim
148, Hodgarten 135, ©eifenpeim 239, 30 meniger
al» früher. Oie Rnjahl ber anberen Orte ift nicht
angeführt. Oie Summe marb aufgebracht, ber
Sicebom erhielt für feine Semühungen 20 , ber
2 aubfd)reiber 10, ber ©emalt^bote unb ber Rmt»*
fneept fe 5 Opoler Selopnung. Reben biefen Ser-
pflegung«gelbern mar burep bie Solbaten in gelb
unb glur oiel Schoben entftanben. gn ber Sollumr
©emarfurtg maren burep bie Schanzarbeiten bie
Obftbäume oielfad) befepäbigt morben unb mußten
entfernt merben. Oie ©emeinbe erhielt al» ©rfap
bafür 150 Reich^thaler 00 m Sanbe au^bezahlt.
Oie burep ba£ biele gahren Oon Srobiant unb
Kriegsbebürfniffen ftarf mitgenommenen Schiffe be»
Sg,du|er gapr» mußte ba» Sanb für 50 Reich»*
thaler au»beffern laffen unb mie» baju feep^ig
Stämme ©icpenholz au§ ben Sorbermälbern an.
©berbach hotte feine bei ber Steinheimer H 0 h^ om
Rhein liegenben Skiffe bei 3 e iten in Sicherheit
gebraut, ber Sicebom befepmerte fiep am 13. Otto*
ber hinüber unb begehrte zugleich) einen Seitrag zu
ben 2 anbrettung»foften, aber oergeblidh- ©berbad)
Zaplte Ricpt», in ber „Rufftpeilung unbt Oergleicp*
ung bereu uffgeloffener 16 834 l /* Reicp§tholer
opncöften" fornrnt bie Rbtei ©berbach gar niept Oor.
lieber bie folgenbe 3^it finb bie Racpricpten fepr
blirftig oorpanben. gm Rlärz 1623 oerließen bie
Scputjtruppen ben Rpeiugau, bie Rpeingauer über*
uapmen nun felbft bie Sacpt. Sie fie biefen bei
27
bem Stainer Surfürften burdpfepten, ent^ept fidp
unferer Senntnig. Sa* ©ebüd mach ftet» bemalt,
manche Sürger geigten fic^ hierin Xäffig. Am
19. 3uni 1625 marb ber „3ung (Stauer" oon §at=
tenpeim, ber nad) bem Sofenpapn bie Wadpt ju
derfefjen, patte gehen joden, fidp aber beffen meigerte
unb nad) Sngelpeitn entmidp, mit achttägiger ©e=
fängnigftrafc belegt, Sie Apeingauer ©emeinben
hatten burcp bie ©dpuptruppen große ©dpulben*
laften abjutragen. Sie ©emeinbe Hattenheim jdpul*
bete bem 3 uben 9Jtarbocpeu» mopnpaft in einem
Haufe an ber Srüde ju §attent)eim 850 9fteidp»=
tpaler.
Ser Surfürft hielt bie Wacpt ber 9tpeingauer
nicht pinreidpenb, megpalb jeitmeilig Srabant’fdpe
Struppen eingelegt mürben. Auch pier Qtng ©ber=
bad) mit einem Beiträge frei au». Siefer bemaff*
nete grieben*äuftanb änberte fid) halb. Am 27.
9bbember 1631 50 g Sönig ©uftao Abolf Don
©dpmeben in granffitrt ein unb rüdte gegen 5 Main 5
Dor. H er 5°9 Sernparb Don Weimar, beffen Ser=
bünbeter, 50 g nad) bem 9ftt)eingau unb lag am
30. Dlobember 1 6p ! Dor Walluf, ba» burd) bie
früher bafelbft aufgemorfenen Serfdpanäungen gut
gebedt mar. Siefe Serfcpunjuugen bemachten bie
Stpeingauer unb eine Heine Slbtpeilung ©panier.
Sie Dtpeingauer hielten ihr ©ebiid für uniiber=
minblidp unb Dermeigerten bem Öer^og Sernparb
ben Surdpjug. Serfelbe griff ba» feftefte Sollmert,
ben fogenannten ffindofep . an, unb lieh brei Sage
lang ohne ©rfolg ftürmen. ©chon neigte fid) ba*
Srieg»glüd auf ©eite ber SRpeingauer, fcpon fcpien
bie Sache gewonnen, Junta! Sernparb Don Weimar
burch ben Abjitg ©uftaD Abolf* jur 9tüdtepr ge=
jmungen mar. Sie ^R^eingauer liegen fid) in
falfdpem ©elbftDertrauen täufcpen, bemachten ben
Sadofen allein unb befehlen ba* ©ebüd nur
fchmach. Ser gelbperrnblid be* Sernparb Don
Weimar hatte biefe Slöße halb ertannt. ©r lieg
Scheinangriffe auf ben Sadofen machen, brad) aber
am 4. Sejember 1631 bei Äeuborf burd) bie Ser*
fdpanjungen unb lieg bie bort poftirten SKpeingauer,
meldpe tpcilweife betrunten maren, niebermachen.
Sie ©pan»er flohen, Don ben s Jtpeingauern fiel eine
größere Anjapl. 9ladp ©innapme be* SRpeingaue*
legte Sernparb Don SSßeimar bemfelben 10,000
s ,Reidp*tpaler Srieg*contribution auf.
Sie ©Perbadpcr Slöncpe maren beim Horanjiepen
ber ©daneben unb Weimaraner mit ihrem 2tbt
Seoftparb an ber ©pipe am 29. 9toDember 1631
auf einem großen Schiffe nad) ©öln, mo bie Abtei
einen f)of befaß, geflüchtet unb hatten ade ©d)äpe
be* Slofter», Seiler unb Speicher mit bebeutenben
Sorrätpen im Stiche gelaffen. ©* mar biefe» ein
übereilter Äiidjug, ber 511 ber fonftigeri Sorficpt
unb Älugpeit'ber ©berbacher SRöiupe fehlest ftimmt.
Sie Weimaraner nahmen Don ber Abtei Sefiß. ©*
fielen ihnen außer ber ©dpaßfammer, ber bebeuten*
ben Sibliotpe! über 400 guber Wein unb 5000
Scalter ©etreibe al* Seute in bie |)änbe. Sie
Weimaraner blieben nicht lange im Apeingau unb
in ©berbach- Auf fie rüdten bie öejfen unter
©eneral Hopenborf Don SRainj herab in ben Stpein*
gau unb bemächtigten fid) ber Abtei ©berbadp. Wa*
bie Weimaraner nicht entführt, fcpleppten nun bie
Reffen meg. Siete guber ber ebelften Weine, jwei
füberne Armleuchter Don 1000 ©ulben Werth,
toftbare Malereien manberfen al* peffifepe Seute
nach Saffcl Sen nämlichen Weg nahm bie große
1501 aufgejeidpnete unb meift au» toftbaren §)artb=
fchriften unb ben feltenften Sruden beftepenbe
Sibliotpef. Ser heffifch^ Vermalter s JAuru» (be^ltur)
iuchte ba» Sefte au» unb fanbte Dierjepn gfäffer
Doll 23üd)er nach ©affel, mo fid) biefelben theilmeife
noch in ber öünbe»bibliotf)e! befinben. Sie grögere
Sircpe ber Abtei biente al» ^ferbeftall, bie Abtei
mar gerabeju ©tanbquartier ber Reffen. Ser feproe*
bifd)e Sanier Crenftierna rüdte nad) Abjug ber
Reffen in bie Abtei unb nahm biefelbe al» Antpeil
ber „Sotation be» fchmebi^römifch^beutfchen 9teidh»=
fanjler*Amt§" in Sefip. Crenftierna mar ein ge=
fürchteter Heerführer, über ben bas 5Ber»lein: „Set
Sinbcr bet, honte toinmt ber ©cpmeb, morgen
fommt ber Cjenftern, ber roirb euch mopl beten
leprn" fid) erpielt. SBon beffen Anmefenpeit ^u
©berbach erpielt ber Sreujgangbau in ber goige ben
Aamcn „©cpmebenbau^. Sie Sage berichtet, Cjen=
ftierna habe biefen Sau aufführen taffen , nad) bet
3apr$ahl 1622 an ber Sede beä Sreppenpaufe»
beftaub berfelbe längft. Crenftierna pielt im
Sibiiotpetfaal Safel. Am 17. Februar 1633
mußte ber Speingau beit ©cpmeben im Seiieiu be§
Sicebom» Sopann Sticolau* Don ©todpeim ju
©eifenpeim pulbigen. Am 19. Cftober 1633 mürbe
Don ben ©cpmeben befohlen , ben 3 e Önten Don
allen ©iitern ber Abtei ©berbach im ganzen iRpein*
gau ^u erheben unb an fie nach ©berbach abju s
führen. Sie gaplung ber Kontribution an bie
©cpmeben rüdte langfam Doran. 3m 3apre 1634
mar ba» Cberamt noch rüdftänbig, me»palb am
18. fjfebruar 1634 bie iepmebifepe Regierung ju
^Jlain^ ben Ctto ©cpönbadp Aittmeifter mit jmölf
^3erfouen ©efolge unb Dierjepn Leitern „jue^reg"
in» Cberamt legte, morauf fiep ba^felbe ju raöcpent=
licper Abzahlung eittfcplog 3m 3apre 1634 Der=
liegen bie ©cpmeben ben ^peingau, naepbem fie
Dor ipremAbjug bemfelben nochmalige 1000 9?eicp^
tpaler Kontribution auferlegt, aber bie 3 a Wnng
nicht burepgefept patten, ©nbe be§ 3apte§ 1635
feprten bie ©berbaeper Slöncpe mieber au* Söln in
ipre Abtei jurüd. Abt Seonparb mar am 29. 9to=
Dember 1632, ein 3apr nad) ber fjlucpt, $u Söln
geftorben. Am 18. April 1633 patte ber Konbent
ben 3ohann Aicolau» Weinbad) au» ©berlapnftein,
bi»per Surfirer, junt Abt gemäplt. Sei ber 9tüd=
fepr fanb Abt 9üfolau§ alle öänbe Doll ju tpun,
um nur einigermaßen bie ©ebäube mieber per^u=
(teilen, bie gelber bebauen unb ben ©otte»bienft
28
erneuern 511 föttnen. Er entließ Selber bei Eßrijten
unb ^uben, Derfaufte ©iiter unb ^>öfe unb mußte
troß ber fcßmeren 3 e ^ S3oßltßöter 511 [inten, melcße
ißttt aufßalfen. Die Einlagerung ber Scßmeben
hatte bem ?lrcßiD ber 9lbtei nicht gefcßabet; bie
Sorrätße an 33ein, Sieß unb grüßten maren auf*
gejeßrt ober Derfdßleppt. 91m meiften fcßmer^te bie
Siöndße bie s $lünberung ber reichen Sibliotßef, bie
früher als eine 9(rt SBeltmunber gegolten ßatte.
Der neue 9lbt ließ bie Sücßer aus bem Eberbacßer
Öof 511 ®iain$ burcß bert bortigen Schaffner
SoßanneS öorreSßeim muß Eberbacß [Raffen, Pfarrer
Srigeliu» ftu EltDille fcßenfte feine Sibliotßef, fo
baß mieber ein Anfang ba mar. gür feine Se=
mitßungen fanb 9(bt 9iicolauS bei einem Dßeil beS
EonDent» feinen Entlang. Er marb oon feinen
©egnern beim Sfurfürften Don Stain^ Derflagt, als
ßabe er 51 t nie! 91ufmanb gemacht , fogar gefangen
genommen unb erft auf 9Inf rußen ber klebte Don
Arnsburg unb ^immerobe frei gelaffen. Die Elften
über biefe Sacße finb feßr bunfel. 91 m 13. 9ftai
1642 banfte 9lbt 9tifolauS ab. 9lls er neu ge*
mäßlt raerben foüte, oermeigerte ber Surfürft feine
©eneßmigung. Derfelbe mar auf ben 21bt megen
Ausübung ber 3 agb feiten» ber Eberbacßer DJtöncße
fdßlecßt p fprecßen unb Derlangte jubem einen Sei*
trag $u Den SanbeSfriegSfoften. Unter ben Stöncßen
ßätten ficß $roei graftiouen gebilbet, eine ftrengere
unb eine gemäßigtere, als beibe graftionen ficß für
bie 9ieumaßl beS 9lbtS 9ticolauS geeinigt, fcßeiterte
bieS an bem SMllen beS ffurfürften.
91ücß mit ben 9ta<ßbargemeinben ftanb bie 9 (btei
auf fcf)led)tem gup. 9ftit ben ©emeinben Erbach
unb .pattenßeim geriet!) Eberbad) in Streit megen
ber feiten» ber $biet fcßulbigen Scßüüengerecßtig*
feit. Die Parteien erfcßienen am 30. September
1636 uor bem Sicebom §einricß ©reifenclau Don
SolratS auf bem 9iatßßauS ju EltDille. Die 9(btei
Eberbacß, Dertreten burcß Soßann 9ticlaS SBeinbad),
91bt, Stieße! ffußn, Oberburfirer, ^ßilipp öoffßeim.
Unterburfiter unb bie Stöndße EaSpar Döll unb
Sticßel Weltmann, geftanb bie Abgabe an bie Orte
Erbach unb öattenßeim jroar §u, bat aber um Er=
laffung ber 9Üicfftänbe für bie Derfloffenen 3aßre.
Der Sicebom entfcßieb, bie Orte füllten megen ber
Sotß ber 21btet bie SRücfftänbe erlaffen , bie 9(btei
aber für baS 3aßr 1636 fünftig fecßS kalter $orn
unb 4 Oßm 2Bein an bie Scßüüen beiber Orte
entrichten. 91m 1 . Januar 1 636 "entrichtete Eber*
bacß biefe», aber nicht ganj. Offenbar fam Eber*
bach im 3aßre . 1637 feiner 3aßreSDerpflicßtung
nicht nach, morauS neuer Streit entftanb. Die
Sache fam mieber Dor ben Sicebom unb burcß
biefen an ben $urfürften Don SDtainj, ber bie Sfbtei
yir Abgabe anßielt. Eberbacß manbte ficß an ben
fiurfürften unb erflärte feine Unmöglichfeit, bie
Abgabe ju leiften. Eberbacß ßabe ben ©otteSbienft
mieber begonnen, bie Vereinbarung ju EltDille ßabe
feinen bauernben Erfolg geßabt, man forbere monat*
lid) 262 ©ulbert EontributionSantßeil , bie gelber
ber 51btei feien nicht im Sau, bebürften mitßin ber
gelbßut nicht, bie Schultheißen broßten mit ^fänb*
ung, bie Orte Sorcß, DrecßtingSßaufen unb Oden*
ßeirn ßätten bie 91btei mit monatlichen Setträgen
ju ben SerpflegungSgelbern unb ber ÄriegScontri*
bution belegt, merbe ißnen nicht geholfen, bann
mitffe ber faum begonnene ©otteSbienft mieber aus*
gefeßt merbert. Die Erbacßer unb öattenßeimer
öcßü|en forbertern täglich auf ben Staun ^mei
©efinbebrote, eine Staß 2öein unb eine Suppe,
auf ^3fingften auf bem 9teußof unb im ©eißgarten
bie übliche Spenbe, öattenßeim Derlange 110 ©ulDen
emige Sebe, Derbiete ber Slbtei jebocß, SBalb unb
SBeibe ju gebrauchen. 3m Derfloffenen 3aßr feien
bie öattenßeimer in ißre fleine Scßafßeerbe ge*
brungen unb ßätten mit bemaffneter f)anb brei
Öömmel unb fieben Scßafe nach öattenßeim ge*
trieben unb bie Seute unter bie Seamten Dertßeilt.
91nt 7. Stai 1637 feßrieb ber Surfürft 9lnfelm
Eafimir Don Stain^ an ben Sicebom unb legte ^ur
Segutacßtung 9(bfcßrift ber Sefdßmerbe Eberbacß»
bei. 3 u 9lei<h Drang er auf Erfüllung be» Ser»
trageS Dom 30. 21pril 1636. Der Sicebom feßrieb
Darauf an bie einzelnen betßeüigten Orte beS fRßein*
gaus megen Der Sefcßmerben Eberba^S. Die ©c*
nteinbe öattenßeim erflärte in einem ©egenberießt
ar ben Sicebom EbcrbacßS Eingaben für Sßeiber*
reben, bie ©emeinbe fei nießt gefonnen, nadß^u*
geben. Eberbacß befiße faft bie öälfte ißrer ®e*
marfung, eS fei beßßalb auch jur Dßeilnaßme an
ber Sebe Derpflicßtet, ba barauS beS Orts ©otteS*
bienft unb Serroaltung bejaßlt merbe. Das ®ut
ber Sbtei fei gut im Staube, auch ßabe biefelbe
über 200 Storgen äöeinberge im Äßeingau bet*
pachtet. Droßbem gebe man bort 9 tiemanben ein
^tlmofen, obgleid) fein Stängel Dorßanben. Der
Eberbad)er Scßäfer ßabe bie Sd)afe in ißre @e=
marfung meiben laffen unb ißre SBarnung nicht
beachtet. Die Orte öattenßeim, Ceftrid) unb öaü 5
garten ßätten mit Erlnubniß beS SanbfcßreiberS
Soßattn 3acob Sauer bie Scßafe ber 91btei ge*
pfänbet, unb biefe bem Scßäfer hierauf für {eben
Öammel jmei, für jebeS Samm einen ©ulben in
©olb abgejogen. Eberbacß ßabe aueß fein SRe^t,
in ben Sorbermälbern fidß ö°4 W ßolen, nur im
Öintermalbe, aber feßon 91bt Seonßarb ßabe ßier*
gegen gefeßlt unb burcß öoljßauen in ben Sorber*
mälbern feßmeren ^cßaben oerurfaeßt. Die 9lbtei
leugnete biefe Angaben unb brachte als neue Se*
fcßulbigung Dor, beim Einfall ber Scßmebett feien
bie öattenßeimer in ben Steicßartsßäufer ö«>f ge=
brungen, unb ßätten bie SteßlDorrätße unter ficß
getßeilt. Eberbacß ßabe im Derfloffenen 3aßre nur
fünf, öattenßeim bagegen ßunbert Stüd 2ßein ge*
maeßt. 3 u einer brüten Scfcßmerbefcßrift an ben
Hurfürften, präfentirt am 20. Stai 1638 ju Stain^,
flagtc Eberbad), im Derfloffenen gaßre ßätten bio
Öattenßeimer auf ^Pfingften ficß in bie 9 lbteifircße
29
einjubringen erlaubt, gälten beit ©otteSbienft ge*
ftört unb bie übliche ^ßfingftfpenbe Verlangt. ©ber*
bad) bat um Sd)u| für biefe ^fingften 1 unb bie
künftige ©rnte. ®ief e Vefdjmerben fielen fchließlid)
ftt Ungunften ©berbachS aus, bei* ft urf lieft mürbe
ftrenger gegen basfelbe, oerbai bemfelben bie
Übung Pon Sagb unb gifchfang, foiefte» für für*
fürftlidje Romaine erflärenb. aud) marb ber Nbtei
bie paltung ber fnrfürftlichen Sagbbunbe auf beren
ftoften auferlegt. Cie Vefcbmerben ©berbachS mareit
erfolglos. CaS paingerid&t beS Oberamts flagte,
bie ^Cbtet habe fünf Stämme ©ithenbolj im gorft
unb brei anbermärtS abbauen laffett. (29. guli
1637.)
m 9. 3«»i 1637 batte ©berbad) bie fdntlbige
^Sfingftfpenbe für baS laufenbe 3at)r au ©rbad)
unb pattenbeim entrichtet, für baS gabt 1636
unb bie Pier Sabre ber Nbmefenbeit beS ©onpents
ju (Sollt blieb eS biefelbe fchulbig. ©rbad) lief;
beSbalb, als ber ftneebt ©berbachS 5 */* kalter
paibeforit oom Craifer pof in bie Nbtei fahren
mollte, baS ©efäbrt pfänben. Nin 12. Nooember
1641 machte ©berbad) mit ber ©emeinbe patten*
beim eine Vereinbarung megen ber fdjulbigeu Vebe
boit 110 ©ulben für bie Sabre 1637 bis 1641
einfcbliejjlid) nebft 172 ©ulben Ufücfftänbe auf ju»
fammen 672 ©ulben. ©berbad) butte teilt baareS
©elb unb lieferte 7 Cl)m 1 Viertel SBein , bie
3ula(t ju 4 Cbm für 10 Neid)Stbaler mit 108
©ulben , 4 Cbm Söein $u 7 NeichStbalern bie
Cbm mit 42 ©ulben, 7 Cbm ju 12 ©ulben,
2 Walter Sont für 5 ©ulben, jufammen für 377
©ulben Naturalien unb blieb 1641 nod) 295
©ulben ber ©emeinbe pattenbeim fchulbig gm
Subte 1642 bezahlte ©berbad) auib ben patten*
beimer Schulmeifter NitbreaS V3innerSbeimer unb
lieferte am 20. Wärg b. 3- 7 1 ,-« Cbm 1 Viertel
2Bein bie Cbm ju fieben NeichStbalern, jufammeu
29 ©ulben. Nllmäblid) bilbete fid) ^mifdjen beiben
^b e üen ein freuublicbereS Verhältnis heran. Cie
©emeinbe pattenbeim butte 1637 feinen Pfarrer
unb manbte fid) an ben ©eneralPicar, ben 5lbatn
greisbad) ju Waittj, mit ©rlaubnifj beSfelbert ber*
fab ©berbad) bie Pfarrei 511 pattenbeim 3 U gabre
lang unb berechnete bafitr 37 ©ulben 7 1 /* Va^en.
pattenbeim geigte fid) aud) bafitr erfenntlid) unb
lieft ber Nbtei bie noch fcfutlbige ^fingftfpenbe bon
1642 nad). Vm 12 Sunuar 1643 rechnete patten*
beim mit bem Philipp poffbeint, Subburfirer,
bem Wicbael ft'bun, Vrior, unb NiclaS Solinger,
VadeSmeifter, ab, bie Nbtei fcbulbete nod) im ©anjen
267 ©ulben 11 Saften 1 ftreu^er. Nm 3 Sunuar
1647 fcbloft ©berbad) mit ber ©emeinbe bie Ned)=
nung auf 156 ©ulben 11 Saften 1 Sreufter ab,
eS unterfdjrieb 51bt Sobunn beS NicolauS Nachfolger.
Wit ben attbern Orten einigte fid) {ebenfalls bie
Nbtei auf ähnliche S3eife. Cie Verbanblungen mit
pattenbeim lieft Nbt pabn bon Schöntbal als
Vermalter ber Nbtei in einen Vanb fchreiben. Cer*
felbe ift in meinem Sefift unb bilbet panbfehrift
No. 137 meiner Sibliotbcf- —
Schmer ruhte auf bem Nbeingau bie faiferlidje,
bie furfürftlicbe unb bie fran^öfifebe Kontribution.
Nufterbent beftanben nod) Nefte fchmebifcher ©ontri*
bulion, furfürftlicher Sdjaüung, faiferlicher Ver*
pflegttngSgelber , Sotbringer UnterbaltungSgelber.
Curenne butte 1644 im Nbeingau mit franko fif eben
Cruppen gelegen , bann oerlegte er fein Quartier
nad) Vingeit. Cie ihm gelieferten Söeine machten
ben Vetrag bon 1834 NeichStbalern, ober 2751
©ulben aus. ©berbad) bezahlte baran einen Nit*
tbeil, inbem eS am 7. September 1645 burch ben
©berbacbcr pofmann im Wainjer fflofterfjof ben
SobunneS porreSbeim ber ©emeinbe pattenbeim
30 Bulben frunjöfifche Kontribution fühlte unb 20
©ulben Neft nachgelaffen erhielt. Nod) im Sabre
1652 fcbulbete ©berbad) bie Vebe für bie 3ab re
1649 bis 1652 nad) pattenbeim. Nn ben golgen
beS breipigjährigen ftriegeS litt ©berbach lange,
ber alte SBoblftanb lehrte nicht mehr ^uriid, mehr
als em Crittel feines VefiüeS in peffen, VMrtem*
berg unb ber ^ßfal^ mar unmiberbringlid) Perloren.
30
XVII. |ler Ütmtc|an0er JricöriiJ) uoit JLftmattttftljaiifen.
Sie e'peimatf) be» 5Jtinnefönger» griebricß bon
Haufen marb bBßer in bei* Surg öüfen im @(faB
(jerftört 1428), in Sßeinßaufen bei ©cßmeßingen
ober im Sonautßale gefugt, nad) ben neueften
f^orfcfiungen i[t ober SßmannSßaufen, melcße» in
Urfunben auch Hufen ßeifft, feine mirflicße Heimatß
nnb griebricß erfcßeint bamit a.B einet bei menigen
mittelbeutfcßen 9Jinnefänger. Sr ftammte au* bem
cblen ©cfcßlecßte ber bon Haufen (Sßmann»baufen),
begleitete um 1190 ben Inifer fyriebi icf> I., ben
Sotßbart, auf befjen Streu^ug n ad) Sßaläßina, mo
er fid? burcß feinen 'JJhitß unb feine Sapferfeit
allgemeine Snerfennung im Heere be* ffaifer» er=
marb. 3 n bem Sreffen bei s $ßiIomeltum mar
Sviebrid) in ben borberften Seiten unb richtete mit
feinem 0cßmert große 23erßeerung unter ben ®a*
rajenen an. SB er fid) aber $u meit bocmagte,
ftürjte fein Soß mit ißm beim Ueberfeßen eine»
©raben», moburcß ^riebricß erbriicft mürbe. S»
mar biefe» am Montag nach Himmelfahrt Sßrifti
1190. Ueber griebrid)» Sob ßerrfcßte große Stauer
im cßtiftlicßen Heere. Sein 2eid)nam marb jebcn=
fall» ferne bon ber rßeinifcßen Heimat!) in ßalaftina
beerbigt. 23on griebrid)» 2 eben*fcßidfalen iß nur
noch befannt, baß er 15 3aßre bor feinem Sob
mit ßaifer griebrieß I. in Italien mar. Sr fpriebt
bon bem Sßein al» bon feiner Heimat!), bon Srier.
Siefe» unb ber Umftanb, baß er bie franpfifeße
ffunftbießtung in bie beutfdße 2 t)tif einfiißrte, nacß=
bem er folcße am Sieberrßein lennen gelernt, beuten
auf längeren Sufentßalt ju Srier unb am 9iieber=
rbein bin. griebrieß gehört gu ben ßöfifeßen ihm ft*
bießtetn, roo^u ißn Stanb unb 2 eben§meife rnacben
mußte, nicht %u ben bolBtßümlidßen Sichtern be*
Hinnelieb». Sr fannte ben Sneit be§ H e ^ nr ^
bon Selbelin unb fpielte barauf an, feine SSerfe
finb baßer al* Sad)aßmungen beleihen ein
Scßroanfen smifeßen Sffonanj unb Seim, im großen
©ankert betiat gfriebrid) aber ben Seg ber fran*
*öfifcßen ffunftbichtung bei aller Sinfadjßeit feiner
Seifen. fyriebrid)^ Sappen, ein feßmarjer Sibbet
in meißem gelb, befinbet ficb nebft mehreren ©e=
bitten be§folben in ber nun mieber un§ Seutfcßen
jurüdgegebenen Heibelberger 2 ieberßanbfd)rift. SB
s ^3robe ber Sichtung griebridB tßeile ich ein fur^eä
©ebießt beleihen in ber Urfpracße mit:
(Belebt id? nod? bie lieben 31t,
baj id) ba3 lant foibe befeßoumen,
barinne al mtn oroube lit,
mi lange an einer («honen oroumett,
fo aefeße mol min lip,
nie mer meber man nod) rnip
getrureii nod) geminnen roumen.
mid) büßte nu ril manigej guot,
ba ron ie (mere mas min mnot ic. i c.
^
XVIII. Uorbcrcituiigm für Pcinlrfc fu Saltcnftcim uni
Stidjarimljaufcii im 16 . inlirliuiiiirrl.
Sie amtliche üßer^eßntung be* gefeierten föiofte»
machte eine gemiffe Sorficßt burcß Siebung ber
Herbftgefäffe , bie prn Sbmeffeu ber geftoßenen
Stauben unb bes 5Rofte§ bienten, nötßig. SrftereS
gefchaß, ba man bereite früßer im Sßeingau in
neibifeßen H er ^V^ en °^ ec au ^ Heineren Seinbergen
bie geftoßenen Srauben in 2 egeln an ben s )Jtamt
brachte unb an ben 3 e ß n ^ 5 un ^ 3 iu§ßerrn ben
gefeierten 9Jioft abgab. Sine ungebruefte Drbnung
für Hattenßeim au» 1566 tßeile id) unten mit.
Siefelbe ift nod) au» bem ©runbe Dort Sntereffe,
meil bie Sbtei Sberbach für ißre Seinberge 511
Seicharb^ßaufen ^u H Q Henßeim ißre Segel aidjen
ober „ößmen" laffen mußte, ba ißr aB geiftlicße
Korporation bie» fRecßt nießt juftanb. Safiir gab
Sberbacß an bie Hattenßeimer Sicher ober „Oeßmer"
eine 3aßre»abgabe. Sie Crbnung felbft lautet :
„Snftruction , maß orbtnung jerlicßß ber Oßm
3 u &er befeßott unb bie Sich gefegt metbenn foH in
s Snno 66 (1566) auß bem altenn Gegiftet* erneuert
unb öerftenbtlicßet berbeffert morbenn.
Sad)folgenber Drbnung foll jerlicß» bureß fcßui=
ßeiffen unb s Jtßat jue Huttenßepm ber Oßm 3uber
befeßutt, ba» 2egelnn geeicht, bie Sraubenn borju
31
geleferm, eingefamlet, geleitert unb nochmals pro=
birt unb gerecht gemalt werbenn. grftlidp foll Dor
bem Öerbft ein gelegner unb bequemer tagt, ben
Opmjuber ju 6 efc&uttenn unb bie Segelnneicp ju
fejjenn, beftimpt unb angefept werben. Senfelbigen
Sag fol man uff ben 2 tbent borfür einem Sfteifter
ober öoffuerroaltet ju DteidpertSpaufen burcp ben
33ubbetl Dertunbenn unb anjeigen laffen mit SeDeldp,
bap er fidp mit einem Opm 3 u 6 er fatnpt Segeln
unb eitner, welcpe alle im porigen Sar burcp ©dpulg
paifen unb 9tpat jue £iattenpeim geeicpt unb be=
fdputt, aucp biß boper burcp teglicpen tpraucp unb
unb ubung grün nnb frifcp gepalten werben, ge=
faft unb gefcpidt macpen, biefelbigen gefeS uf ben
®?orgen gpen £>attenpeim uff baS 9tatpau§ juc
Dorgeftimptem gepraucp opnoerjüglid) ju liebernn.
Unnb über biefj ift borermetter -Ö off ff oerw alter jue
SReidpertSpaufen uff norbeftimpten Sagt bem 9tpat
jue ^attenpeim ooitn folcpenn item gefeffen 511
eicpen unb ju befdputten auf Sangperpracptem un=
bendlidpem grauet) unnb geredptigteptt oormittag ju
liebernn fdpulbig 14 $ar gonüents brotp, mie'bie=
felbigenn DorS gonDent gebacten werbenn, ein palb
oirtoil gutes weiffeS weinS, jwenn guter ©iodfifdp,
ein palb punbert gper, jwei Sßfunb frifepen Suttern,
unb jwei spfnnb weiffen flemifcpen (potlänbifdpen)
foß- Unb fol ber DJJeifter burcp ben tßubetl ju
Mittag 3mbS gpenn £>attenpeim uff baß IRatpauß
geiabenn werbenn. 3 m gall aber er fepon niept
erfdpien, fol boep niept beftomeniger Dorgemelte ge=
redptigteptt opne einigen abbrudp getiebert werbenn.
Unb wen foldper angefteiter tag erfepietten , foll
ber SRpat erftlidp unb Dor allem bie oltenn ©einer
ober gidper Dor fidp befepeiben laffenn, oon inen
Cpmjuber, Sicpftab , Sridpter, tReißeifenn fampt
allem, was 3pnen meiberS ju foldpem ampt geliebert
morbenn ift, erforbernn, Slucp biefelbigen gieper
naep gelegenpeit bei irem ampt taffen ober fie 311
beurlaubenn, unb anbere nadp fftoturfft 311 erwe=
len aut fug, maept unb gemalt pabenn. Socp fotlenn
Seine eiiper über jmei jar ju bem ampt ge=
btungen ober gejwengt werbenn; gß fei bann, baS
e» bie pope Üiotturfft erforbert. Unnb wen bie
gidper alfo notmenbiglidpenn unb ber gepur nmp
beftait unb Derorbnet fein, mag ber 9 tpat alp bann
bie jwen Opmjuber, ben gemeinen unb ben 9 tei=
dpartspeuffern , wie Don alters gepreitd)l:cp, befcpuU
tenn unnb eicpen, bergeftalt, alp offt ber Dier=
tpeilig fopff ingefepott, fol eS mit bem eidpftab
abgejeidpnet werbenn. unb man bie palb opm im
3 uber ift, ©oll ber palb Dirteillig fopf Dor bie
Srub borju getpann unb uff baiben feittenn mit
einem weifen IReglin abgejeidmet, gleidpSfalS wann
bie XX. fopff im juber fein, ©oll abermaplen ber
palb fopff barju gefdpot werbenn, baS alfo ein
Dotlig Dirtpail unber bie gaitp Opm Dor bie Srub
getpeitt werbe, unb baS bau and) uff Skiibenn feitenn bef
3uberS mit- weif eit IReglin abgeftoepen werbenn. S>em=
nadp mag man ben 3 uber jum eicpen geprauepen
laffen.
g i n f a in l u n g ber S r a 11 b e n unb ißrobirung
ber Segel en ei cp.
gpe unb juDor ber Opmjuber oorgefepriebener
waffen befdjot worbenn, ©ollen bie IRatSS ^ßerfonen
bie ©rauben 511 iprobiruug ber Segelneicp einfamcln,
Ütemlid) baf ein jeber ein 3ubcr ober foibbel Doll
Sraubenn in ber öetrnn Don ©rbaep wingerten pin
unb wibber in ber ©emardenn einen an biefent,
ber anber an 3penem Ortt gut unb boef, Dteiffen
unb grüne, lefen, einfamlen unb auff baS Ütatpauff
tragenn, berfelbigen trauben foll ba§ Segelnn, fo
Don DteidpartSpaufen gefdpidt, bis an bie alt eid)
Doügemoftert werben. Oemna^ foll folicpeS Segeln
wein uff bie Selter, weldpe juDor Don bem 23ürger=
meifter barju beftellt werben foll , gefdpot unb wie
gebräudplid) auSgebeuet werben , unb Dor allen
hingen foll man fleißig aeptung paben, baf nidpts
baDon Derfcpott werbe, unb Den abgang, ein Srep=
ling unb ein eeptmof waffer bar^u fdpiitten unb
alsban ber gemein lUrtpeilig Sopff fiinff baoon in
baS Segelnn eidjenn ober fDteffenn. DtacpmalS bie
Slreftern wiberumb barunter Dtümmeln unb bie
Serneidp barnaep abjeidmen. SBenit aber bie Srauben
fo labpaft weren, baS man mepr alf fiinff fopff
barauff geteltert ober auSgebeuet pett, ©0 befinbt
ficP Pie Öereneicp beffelbigen 3apreS foDiel befto
groefer. Sa aber an ben fiinff Soepffen SKangeln
Wurbt, foll man bie eitp auep babei pleibeit laffen.
Unb wan ber wein alfo furgefepriebener DJiaffenn
geteltert, burcp ben fopff gemeffen, bie Srefternn
fampt bem Ülbgang barju getpan, mag man bie
33eftiinpte Seglen fi'p barnaep orbnen unb fefen,
folgenbt» benfelbigen mein wibberumb ufs 9 tatp=
paus tragen unb fünf Dirtel barauf tpeilcn unb
ufs aller gleidpft orbnen. Saruff bann bie üirtpeil
fiep ©temnten unb fepenn, bormit einer ieben uff
fein 33egepr gerechte " gidp unb maf mitgetpeilt
Werben moeept. Unb bem allem nadp foll ben
tpernt oon grbaep ober bem DXeifter jit 9tcicporbS=
paufen fo(li_d)er wein wibberumb geoolgt werben.
Unnb bo folcpeS alles uff fleißig ft alfo Derricpt,
foll bem ©cpultpeißen fampt jebem DtatpSperfonen
unb Subbel ein '^aar gonDentSS 23rot Donn oen=
jenigen, fo bie .sperrn Donn grpadp gefdpidt, oor
ire SSelopnung gegeben werben."
^> ^0-
32
XIX. 3ur <8efdjid)le des »Iebger= und Indtcrliondiutrks
?u töeifeitJjetm.
$)a_§ 9tecßt, Sßieß ju fcßtaißten und auSjußauen,
roar früher Sache bes ßanbeSßerrn unb mußten
bie DReßger im Rßeingau oon biefem 9fecßte eine
SaßreSabgabe nn ben «urfitrften uon DRainj ent-
richten. SiefeS@etb trugen bie SJtheingrafen roieberum
uon Äurmainj ju Sehen. Um 1204 bejog ber
Rßeingraf bon ben DReßgereien ju Oeftricß, 2öinte(
unb ©eifenheim auf SBeißnadbten einen ©etbbetrag.
<Bo berietet un§ ein ungebruefter Nachtrag ju bem
rßeingräftießen ©üteroerjeießnif; Don 1204. Später
bejogen bie Surfürften Don ÜJiainj btefe 3aßrc»=
abgabe toieberum, im 16. Sahrßunbert mar fie
bereite ber ©emeinbe ©eifenheim jugefaflen. Sie
«ufficht über bie DReßger ju ©eifenheim übte bas
Öaingeri djt. Sie 9Reßgerorbnung ©eifenheim» Don
1529 ift noeß Dorßanben unb tf»eile ich biefetbe
nacßfteßenb mit:
„Wuch faef fegn meßeier fegn fleifcß fegt hau,
ba bas oihe einicherteg Suchte ober francffjeit ge-
habt hette ober bahere fomeit mere, ba Suchte aber
fregjje unber ben Dihe mehre.
2iuch milcher DRentfcße fteifch tauffenn mutb unnb
fraget ben DReßeler, roilcherteg es Sge, fo fall im
ber 9Reßeter bie roarßeit fagenn.
® n ißtießer meßeter Sal geben unnb ro gegen n
unfern nachbarn ein pßiint , jmeg aber btpe nach
be§ armen 9RanS behübe er beraten magf an ge-
Derbe, eS fie an roitchem fteifch aber braben ba»
rnutbe, onangefeßenn fruntfehafft aber fintfeßafft,
unnb mere beS nicht thut , fat Derbrochenn haben
bie egnungß.
Stern amt) faet fegn meßeter Rinifteifcß Der-
feuffenn aber außhauroenn, e§ fie bau juoor mit
ben gefeßroorn gefaßt, unnb mie es Don ben tpenge-
rebern gefaßt mirt, barbie fat eS btiben unnb uff
ber Scham fegt ßabenn.
'Ituch Säet fegn IReßeter mehre DitjeS uff ben
mafem feßtagen, bau er bie epne 9Ronat fteeßen aber
feßtagen mit, mer ba» uberfure, ber ßait Derbrocßen,
als bigte baS gefeßehet, III totnes au icjlicßein
©tuefe.
9lu^ me» ein ißtießer 9Reßeler oehes uff unfern
mafem aber roegbe gefcßlagen hette, bas fotten fie
nit uß unfer mengten Derfeuffenn bie ber obgeuantenu
egnungh ußgefeßeiheun -seßrogne mit ber maßenn
mie oorftßebt.
Stern @8 faet ein ißtießer DReßeter mgegen mit
©rßem geroießt unnb nicht anher» bie obgeuanter
ftraff, unnb faet fegne Dfucfmeß in Scßragn braben
hauen, auch fegn ngren mit anberm ftegfcß mgegen. —
Unnb roiteßer meßeier in biefen Dorgefcßriebenn
artiefetn unnb puncteit brueßigh tourb, unb bem nit
alfo naeßginge, ben Säet ber gefeßroorn Dingen,
atS bigf er ba» feßet, unb mürbe eS bie geniegn
geroare mit roarer funtfeßafft, unb es ber gefeßmorn
nit funbe, fo fat er aueß ein egnungß liben, unnb
i|t bie egnungß egneS ißtießen articfelS aeßt fcßillinqh
ußgenomeit, baS fint fall uff XII. atbuS qeftrafft
merben. "
Unnb ift bie egnungß bes gefeßroornn beS ÜReße-
lerS ßalb unnb beS, ber baS Dorbrengft.
Unnb roiteßer meßeier ber Dorgefcßribenn punct
unb aiticfet nicht achten mutb, ber fat in egnem
taer nießt mecjelettn, unb boeß nießt beftoroeniger
bie egnungß gebenn.
Dtucß fall man gete Scßmeinen unnb gete ßemet
ftetteß nit fegte ßabenn, Sonber baS in ben tügn
bragen, berglicßen unjitige fetber aueß in ben 3tgn
roerffenn , unb feuffer unb Derfeuffer ftraffen , mie
Dorftßebt."
3m 3aßre 1532 erfolgte bie »erorbnung am
i-t. ^uli, eine SlatbSbruft fottte toften 10 »fenniq
ein ÄatbSgefröfe einen iftlbus, ein $albsfopf eben-
tooict, ein gepußter ßalbsfuß 1 «Pfennig, ein nießt
gepußter 1 fetter, mäßrenb eine ,&amnielS6ruft 8
§ an 'ütd»mamm 5 öetfer unb ein
Öommejsfopf mit oier güßen 5 fetter foften fottte.
o4o fojtete eine Ätü6§bruft 14 ^Pfennin, ein
.«albSgefröfe 10 Pfennig, ein guter .«albsfop’f 10
'•Pfennig, ein gepußter ÄalbSfuß 2 geller. ein nießt-
gepußter 1 Pfennig, eine .fpammelsbruft 10 tßfenniq.
eine ApummelSroanim 6 Pfennig, ein öammelsfopf
mit Dier güßen 6 Pfennig.
Ser gleifcßDerfatif fanb nießt im fpaufe ber
yReßger, ba man früher feine Säben mie jeßt fannte,
Umbern auf ber Scßartt ober gteifeßbanf ftatt!
Sietetbe ftnnb bem Äurfiirften Don fötainj fpäter
bem ipaingericßt ©cifenßeimS ju. Sie Scßarn mar
AU beftimmten Seiten für ba» ItiSßauen beS gleifcßeS
geöffnet. 1 5 37 „uff Oefterabeutß" beftimmte ber
'Jtatß ju ©eifenheim , „baS man alle Sambftaq
unb fgertagß abentß beS Borgens bie Scßarn fot
ufftßun unb feil ßabenn, mie uff anbere bag in ber
momeit ben bag uß, bie mit fie fleifcß ßabenn."
Sie ©üte be» gteifeßes marb ftrenge beauffießtigt.
heißt barüber: „Dlnuo 1555 uff SinftagS naeß
liicotai haben fieß gemeine tanbtSrebe uff qe=
ßaltenem tage ju Oeftricß berglicßen, ba§ nßu ßien-
further ein gebeS feßmein , fo über jmegen finqer
bicf nit ftegff ift, bureß geßauen unb nit abqe-
ftraffen " >erben ^ t)frmeibun 9 «nnacßlefflicßer
.«einem DReßger roar e§ geftattet, fieß ju ©eifen-
heim oßne Sormiffen unb SÖiüen bes DtatßS an-
fäßig ju machen. Ser prüfte ftetS bie 93ebürfniß=
frage in _ folgen gatten unb faß auf Siicßtiqfeit
unb Unbefcßottenheit beS DtntragftetterS. Rocß 1663
galt bas, inbem am 3. RoDenißer biefeS 3aßreS
33
ber 9iat{) ben Dticlauä ^piuä Don Soppnrb jum
„gemeinen ©ddodjtmeßger" auf Hanbtreue otinabm.
Uebertrat ein 9Jfeßget bie 9lnorbnungen be» HiotBs,
fo tnurbe er mit ©elb ober ©efängniß beftrnft,
tarn e§ öfter üor ober geigte fid) ber Setreffenbe
roiberfpenftig, bann mußte er ©eifenbeim üerlaffen.
®ie 9trt unb S)eife , bie Hunben ju bebienen,
mar fritier eine ganj anbere. (Sine nnbatirte 9 (n=
orbnung, ber (Schrift nod) aus ber erften Hälfte
be§ XVI. 3abrf)unbert§_ beftimmt , jeber ©feßger,
ber auf ber Sdictrn f^teifdj au§baue, fei Derpflid)tet
alte ©amftag unb geiertagS Sorabenb ©ndnnittaqS
längfteng um jmei Upr auf ber ®d)arn mit bem
91uäbauen ju beginnen. tie ©djant mar nämlid)
©onntagä gefdilofjen, bie alten ©eifenbeimerinnen
mußten fiep ©atnftagS Dotier mit ihrem Sonntags*
braten berfeljen. Seber ©feßger mußte bem Hunben
ba§ gleifcb nach beffen Segeßr geben, ihm feine
©mgeroetbe: Seber, ©ÜI 3 , Vieren unb Sunge auf=
brängen, burfte aber als Zugabe ein ©efröfe
ßopf ober „Sueffen" geben, maS fid) bie Hunben
auöb gefaben ließen, ba eS mirftid) 3 ugabe mar.
3m Saßte 1556 mürbe beftimmt , baß fein
Halb, beffen Siertel meniger als fieben Sfunb roiege,
auSgeßauen merben bürfe, fam biefeä bocß Dor, fo
toarb baä Halb in ben Dibeiri geroorfen unb ber
©feßger noch beftraft.
Sm Sabre 1568 batte ©eifenbeim jmei „gemeine
©feßger" benSeterSeßenbeder unbbenJpanä ©djerer,
1663 maren es brei ©feßger unb fo' blieb es bis
in biefeä 3abrbunbert. 1698 mcbnte ein jübifdjer
©teßger ju ©eifenbeim, er mußte aber nach 9 %©*
gauer Sanbbraucß baä gleifcß an ©ßriften unb
3uben einen Pfennig billiger aufä Sßfunb Derfaufen.
früher mar ba§ ©Jeßgerßanbroerf ein feljr be=
fcßränfieS, bie Dielen dlbftinenjtage mit bem ge=
botenen Genug Don giften unb ©feßlfpeifen, bie
bjerjigtägigrn Saften , ber große Serbraud» Don
gifcben unb SBilbpret überhaupt fdjränfte ben gleifcß=
Derbraucb feßt ein. _ 9luf ber anbern ©eite erlaubten
bie Dielen ^)eiligenfefte, für ben gall fie auf einen
Sreitag fielen, roiebermn ben ©einig beS gleifcßeS.
Slnberä marb eä, alä ber rigorose Hurfürft 3obann
© d) m e i f g r b o o n © f a i 113 1615 bie erneuerte 9fefornia=
tioif. erfcbeinen ließ. “Sie ©feßger burfteu fein
Sleiftb nuäbnueit Don 91fd)ermittmod) biä CfterDor=
abenb unb folcbeä in biefer 3eit nur an Hinb=
betterinnen, Hrattfe unb 9trme, bie Dom Sicariat
3 u ©fainj ober ihrem SeicßtDater ©rlatibniß batten,
Derabfolgen. ©erboten marb ber gleifdbgenuß an
allen Stagen unb ©amftagen , an ben Dier
SabreSquatentberiagen ober an gronfaften , ben
©igilien_ ber ^auptfefte Cftern, ©fingften, ©ßrifti»
Himmelfahrt unb gronleicbnam, Skibnadjteit, ben
©futtergotteäfeften unb ber tage ber 9 (poftel. 91 n
biefen tagen burfte roeber in Söirt^s- noch ©riüat=
bäufern gleifcb bei jebn ©funb Heller ©träfe, im
Söiberbolungäfall höher, auf ben tifd) fommen.
©eifilidße mie meltlidie Obrigfeit mußten barauf
ad)ten, baß feine Uebertretungen Dorfamen, mobei
aud) bie ©feßger geftraft mürben, tiefe ftrengen
©ebote, bei Denen faum baä ©ddacßteti eines
©tiidä Siel; ohne ©cßäbigung beä ©feßgerä flott*
haben fonnte, bauerten nicht lange unb fanben für
bie öfterlidje 3 eit halb ißve ©fäj'figung, inbem ber
gfeifdjgenuß frei gegeben marb.
tie ©dbarn ftanb auf bem Cbermarft, bem ßcu*
tigen Sinbenplaß, nur ben cßriftlidien ©feßgern
mar ißr ©ebraud) erlaubt, bie jübifcßeti ©cßäcbter
mußten ißr gleifd) 311 Haufe abfeßen. 9(ud) biefe
maren ber 91uffid)t ber Sefeßer untermorfen unb
mußten bafiir Don jebem ©türf Sieb einen Pfennig
mehr alä bie Triften abgeben, tiefes binberte
Derbunben mit bem billiger fid) fteKenben ©reife
beä gefcßädjtefen gleifcbeä baä iMuffommen ber
Suben als ©Jeßger, jubem ißr 91bfaßgebiet ein
fleineä mar unb beffer ©eftellte folcbeä gieifd) Der=
achteten, ba bie 3 uben baä fd)(ed)tefte Sieb ju
faufen im Serbacßt ftanben. — taä Sadtedit mar
ebenfatlä früher _ 311 ©eifenbeim mie im qainen
^ijeingau !urfürftlid)e ©erecfjtj'ame unb gelangte
un XVI. 3af)rf)unberf an bie ©emeinbe. Qeber
©cbornftein, in bem für ben Serfauf gebaden marb
gab eine tape fürä 3abr. ©in folcbeä Saubad=
bau» beftonb bereit» 1343 ju ©eifenbeim. 91m
22. 91uguft biefeä Saßre» Derpfänbete Heinrid) III.
Gr^bifdbof non n^ bem Dritter ©t)|c uon @ei}en=
beim für eine ®d)ulb Don 200 ©funb Heller ©elb
fein Sadbauä 311 ©eifenbeim mit aller barauä ent=
fallenbcn ©ente. 91m 2 . tesember 1 352 geftattete
Suno Don galfenftein tomprobft 311 ©iainj bem
Heinrich Dan ber ©por, ©pmon Don ©aub unb
bereit ©befrauen Seme baä Sadbauä 311 ©eifern
beim, baä bem ©ife Don ©eifenbeim Dom © 03 =
bifd)of Don ©iain 3 mit ollem Zubehör Derpfänbet
morben, mit 200 ißfunb Heller ©elb eiiijuläfen.
©» Dürfte biefeä Sadbauä baä eitrige ©eifenbeimä
gemefen fein unb ben Sebarf gebedt haben. -1501
mar biefeä nitßt mehr ber galt, ba ein ftauS
„geDor bem uuberften Sadbuß" borfommt unb ein
oberes Sadbauä Dorauäfeßt. 1584 erfebeint ein
„bufe neben bem gemepnen badbuß" in bem 3 ins=
regtfter ©eiienbeimä. tiefe Sadbäufer hießen aud)
„gemeine Sadbäufer" ober „Saubadeä". Srioat=
bäder gab eä feine um biefe 3 eit.
©ad) ber Säderorbnung Dan 1529 mußte jeber
neu angenommene Saubä’der bem ©cbultbeißen ein
Hanbgelöbniß tbun, auf ©tartini brei ©falter Horn
Singer ©faß ab 3 itgeben alä ©acht für bie Sadge=
redjtfame unb bie Senußung beä Saubadbaufeä.
tiefe 9lbgobe entridjteten bie Sürgermeifter alä
©emeinbeerbeber an ben Sicebom alä Sertreter beä
Hurfürften, fpüter blieb biefelbe in ©eifenbeim unb
murb Don ber ©emeinbe Derredjitet. 91m ©onntag
nad) ©fariä Himmelfahrt 1547 flagten bie beiben
gemeinen Säder über biefe 91bgabe alä 311 hart
es marb beftimmt, jebeS Sadbauä fülle ' jäbrlidi
3 '/* ©ulben iflacbt geben.
34
Wollte ein Väder aus (iieifenljeim megjießeit,
ober fein ©efcßäft aufgeben, fo mußte er bem fftatß
ein Vierteljahr üorßer auffünbigen, bamit ficß ber
Vath nach einem anbern Väder umfehen fönne.
6benfo ftanb bem Dfatß DierteljäßrigcS Ä¥ünbigung§=
recht ju, wenn ihm ber Väder mißfiel.
$ie meiften Vaubäder hacften nur Scßmatjbrot,
bie Seute brachten baS Wehl, ber Väder gab bett
„Seißern" ober Sauerteig, 6eforgte ba§ gönnen
unb Vaden ber Vrote ober bie Seute hotten ben
„heißem" unb formten bie Vrote fethft. bie bann
ber Väder bucf. SaS polj ftettten bie Beute ohne
Ausnahme bem Väder.
SUs im XVI. Foßrßunbert ber (Gebrauch beS
Weißbrots unb ber „Wede" attgemein warb, mürbe
beftimmt, jeber Vaubäder, ber zugleich Weißbrot
unb Wede für ben Verlauf bade, fotte jährlich
3 V* ©ulben unb ein Walter Horn Singer Waß
entrichten. — Sie ©eifenßeimer Väder hatten
fleißig Sdiweine in ber Waft, 1529 feßte jeboch
bas paingericßt feft, fein Väder bürfe mehr als
Sehn Schweine tnäften unb biefelben an Viemanben
als an ©eifenßeimer Weßger, nur im Votßfaü auch
an bie Vacßbarn, oerfaufett. Werben Väder unb
Weßger über ben V«iS nicht einig, fo entfeßieb
baS paingericßt nach Dorßeriger Veficßtigung beS
StreitobjeftS, wofür bie Väder eine Abgabe „für
bie Schau" entrichteten. 9lacß unb nach feßeint
bie Scßweineßalterei läftig geworben ju fein, 1579
am WattßaeuStag warb baS galten non meßr als
einem Scßmeiu ben Vädern Derboten.
»uf bas ©emießt ber Vrote für ben Verlauf
matb ftrenge Slufficßt Dom paingericßt geübt unb
Dabei ber VreiS beS WeßlS in Vetradjt gezogen,
namentlid) galt biefeS Don Weißbrot unb Weden’
bie ja itets für ben Verlauf gebaden mürben. Sie
Väderorbnung Don 1529 feßte feft, fo Diel SllbuS
baS Walter Weßl unter einem ©ulbert lofte, fooiel
ßalbe Sotß folle baS pellerbrot meßr wiegen. Vei
bent greife Don 1 ©ulbett folle baffelbe roieqen
14 Sotß, bei 23 SllbuS 14 Sotß 1 Quint, bei
22 SllbuS 14 »/» Sotß, bei 21 SllbuS 14 Sotß brei
Quint, bei 1 ©ulDen 7 SllbuS bagegen 12 Sotß
1 Quint, bei 1 ©utben 8 SllbuS 12 Sotß, bei
I ©ulben 9 SllbuS 11 Sotß 3 Quint, bei 1
©ulben 10 SllbuS 11 Sotß 2 Quint, bei 1 ©ulben
II SllbuS 11 Sotß 1 Quint, bei 1*/* ©ulben
1 1 Sotß ic.
1594 maren gemeine Weißbäder ju ©eifeitßeim
Wolff Veder unb Wicßael Wernberger, ißnen warb
am 8. Februar 1594 bei Strafe geboten, nach
bem Vrobftaßl ju baden. Waßgebenb mar bamals
für baS Weißmeßl als tßreiS ber ÖaulSßeimer
Frachtpreis. Samals loftete baS Weißmeßl un=
gefäßr fed)S ©ulben, baS Vierpfennigbrot follte 26
~°tß, baS gmeialbuSbrot Don 'Jfoggenmeßl bagegen
4 Vfunb 3 Viertel wiegen. War baS Vrot leichter,
bann follte ber Väder qeftraft unb ba§ Vrot ben
türmen „umb gotteß willen" gegeben werben. SUs
im Faßre 1595 baS Walter Horn ju Wainj 2
©ulben 12 — 18 SllbuS loftete, mußte baS gwei«
aIbuS«Scßmaräbrot 4 V* Vfunb, baS Vietßeller«
Weißbrot 20 Sotß wiegen.
Was ben Vadloßn betraf, fo orbnete 1595 ber
ßfatß jn ©eifenßeim an, als bie Vürger mit ben
Vädern uneins geworben, baß fünftig jeber Vürger
Don einer geile Vrot ober fecßS Saiben bem Väder
meßr nicht als brei Vfennig ober Don jrnei Vroten
einen Vfennig geben folle. Slm 4. Wärj 1600
warb ber Vadloßn Don ber geile auf 4 Vfennig
erßößt. Von Weißgebäd fannte man 1600 bie
groeialbuS=Vrötcßen, 6inalbuS=Vröt(ßen, Vautwede
für 4 Vfennig, _ gemifeßte ober „gebrochene"
Vrötcßen für cbenfooiel. Sille auf Hircßmeißen unb
Faßrmärfte gebrachte Weißbadmaare frember Väder
mußte für gleichen V«i§ ein Sotß meßr für ben
SllbuS als baS einßeimifche ©ebäd wiegen. 1698
lannte man Spißmert, „gebrochen Wed", „unge=
broeßen" Vrötcßen, fo baß bie ©eifenßeimer Vorfaßren
in Vetreff ber Vadmaaren faft ebenfo lebten wie wir.
Slußer ben „gemeinen" Vädern gab eS ©nbe
beS XVI. FaßrßunbertS bereits Vuöatbäder, bie
in eigenen päufern ißr ©ewerbe betrieben. 31m
9. Sluguft 1593 gefloateten ©cßultßeiß Foßann Don
Stodßeim, Vürgermeifter unb 3tatß, ©bei unb
Vürger bem Wichel Wernberger bie ©rrießtung
eines neuen VadofenS in bem paufe an ber Warft«
ftruße jmifeßen panS Venßeln unb Fafob Seien«
beder aliaSjBub gelegen, boeß folle ber „Vußem"
ganj aus Stein gefertigt werben unb aus biefer
©eneßmigung bem paufe leinerlei ©ereeßtfame für
lünftige Vefißer entfteßen. — Sluf ben beiben
„VaubadeS ‘ auf bem Vößl unb bem untern Vnd«
ßaus rußten fed;S Walter Horn ginS an bie
Fünfer Vrömfer Don ViibeSßeim. Ser ©emeinbe
war bet gin§ läftig, meSßalb am 10. Sejember
1642 Scßultßeiß unb Diutß benfel6en ben beiben
Vaubädern FoßanneS Wumbauer auf bem Vößl
unb Vartßel SrierS felig Wittwe auferlegten.
Slm 21. Sltai 1622 warb ber Vadloßn für
jebe geile Vrot auf neun Vfennig fcßlecßte Wün^e
ober 1 SllbuS gutes ©elb Dom Scßultßeiß unb
9tatß feftgefeßt unb füllten bie Vrote fecßS Vfunb
feßwer fein. Ser 3tatß beßielt fieß aber beDor,
biefen Vadloßn je nach Vebürfniß p minbern
ober p meßren.
Sa bie ©emeinbe mit ber baulichen Unterhaltung
ber beiben Vadßäufer Diele Unfoften ßatte, Derließ
biefelbe am 8. September 1656 beibe Vadßäufer
auf bem Vößl unb baS untere auf bem Warft an
Foßann SJhtmbauerS felig Wittwe Slnna Waria
auf jeßn Foßre unter folgenben Vebingungen.
Sie Vöcßterin foll ben 3inS Don 6 Wolter Horn
Vinger Waß tragen, bie Oefen mit „Schieß unb
perbfeßlagung" auf ißre Höften ßerrießten, ben
iJfatß ftellt bap allein ben Seßtn unb bie gußr,
bie Vü<ßterin foK bie päufer in gutem baulicher
guftanb erßalten, für bie geile Vrot 9 Vfennig
35
nehmen unb baS Brot 6 big 7 'ßfunb ©eroidd
baden. ®iefer Bertrag rourbe f pater mit 9tnbern
Derlättgert, bis bie „BaubadeS" in Brioathanb
übergingen.
Die ©eifentjeimer Bäder bitbeten mit ben Otiibe§=
heimern eine 3unft jufammen, baS Meifterftüd
beftanb barin, Brot, 9Bed unb Breßet ju gleicher
3ett in bem nämlid£)en Ofen ju baden.
XX. fer tion 3iuicrlciu'M)c Srciljof ju (ücifcnljcim.
Der je|ige non 3iDierlein’fd)e ,öof ju ©eifenheim
war früher ein Doppelbof unb gehörte jroei eblett
Familien an. Der eine Df)eÜ ftaub im 15. unb
16. Sahrhunbert ben ©Wen Don Seppenl)eft ä u,
fam auf unbetannte 2Beife an bie Herren Don
Sangein, Don biefen an bie ©bien Don ©oppenftein.
Philipp Don Sangetn 1506 9lmtinann ber Stabt
SBieSbaben batte als erfie $ran bie Margarethe
Don |>ohenftein Docpter bes 3ohanne§ Don öohen=
ftein unb ber 9Imta Maria Don Dieburg, - feine
jmeite grau mar ©ine bon ©irftein (©erotftein),
SermannS bon ©irftein unb ber 9lnna Don
©a$eneIn6ogen Dodjter, unb ftarb 1524 finberlos.
$hilipb§ Bruber 3opanneS Don Sangetn oererbte
ben £of an feine britte ©emahtin ©Da Don
©oppenftein Dodder flhilipps Don ©oppenftein unb
ber _ 9Inna Maucbenheimer Don 3roei6rücten. ©r
felbft |tarb 1537. ;f\n ber Sanb ber Don ©oppen-
ftein blieb ber S°f lange 3eit unb hieß ber
©oppenfteiner £of, auch nad) bem 9Bitbfd)tDein§-
topf über ber Spüre „junt Sautopp".
_ ^ e6en |)of tag ber ,<bof ber ©bien Don
Stodheim, bann Scpüp Pon - Sauhaufen , auch
„äum Soroen" genannt, 1631 in Befiß beg Johann
©on»b S<püß Don Sauhaufen. 1711 ertaufte
3ln^n SBotfgang Scpüft oon S 0 lahaufen ben
©oppenfteiner S°f unb bezahlte ihn big 1714
baar ab._ Später forberte bie mittetrheinifdhe
Stitterfdjaft 500 ©utben Steuerriidftanb für 40
• 3 a hre. Das ftunmte nid^t, ba ber £>of nebenan
ber untere £of, jährtidh 2 ©utben ber obere o.’
Scpüpifipe tpof bagegen 11 ©utben etlkpe ©teurer
pro orbinario Ahlten, ©g tarn jum tprojeß.
Daju tarnen noch 4000 ©utben Schutben, bie
üon einem fperrn Don Sehrbad) als ShPotpcf auf
bas ®ut geforbert mürben, fomie - riidftänbige
Sefuitenjinfen megen Marienthal. 9ItS jubem ber
.©üfer 9?eeb Don ©eifenpeim für ©üferarbeiten üon
1711 bis 1720 . fomie SauSmietpe Don Sdjüß Don
S°4haufen 237 ©utben 50 ©teiger forberte, marb
Don einem faiferlitpen ©ommifjar feiteng be§
9tei<pSfaminergericptS Befcplag auf bag D. Scpüpifcpe
@ut getegt unb biefer geföpriebene Befdteib ans
Dh° r _ angeheftet. Die 3*DangSbeifteigerung marb
auSgefcprieben, granj feebaftian Don Borfier 6ot
fofort 13000 ©utben. 91 m 9. 3uni 1724 fanben
fid) bie taifertichen Subbetegirten ju ©eifenheim
ein unb nahmen ein Beräcicpniß ber Beine unb
ilorrätffe auf. Das BergantungSpatent marb Pom
Saufe abgenommen, bie Berfteigcrung begann.
Da Öevr oon Sßorfter eine j^orberung an ben
Sdiüß Don öotjhatifen hatte, erfolgte als erfteg
©ebot feinerfeitS 13 000 ©utben, ber Don Sngel-
heimfepe 9tmtmann öäffuer mar Mitbieter, ©urj
Dor '«Demariatäuten marb bie BerfteigerungSferäe
angeftedt unb §err oon Borfter blieb für baS
©dmß’fdje unb ehemals Don ©oppenftein’fcpe ®ut
Meiftbietenber mit 20411 ©utben. Der üon
pngelhcim’fche .Keller behauptete Septbietenber ju
fein, troßbent mürbe bem Senn fjfranj Sebaftian
Don Borfter ba» @ut jttgeiproepen. Der Sdmp’fcpe
.©etter legte_gegen biefeS ©ebot ©infprad)e ein. 9lnt
30. Mai 1713 hatte Maria ©Da Don ffriefenpaufen
geborene Sturmfeberin Don Oppenmeiter bem ©.
3- «cpüp Don S°4Paufen unb ber 9lnna Urfuta
Sdjüßin Don Sotjpaufen geborenen Don ber Sagen
1000 Üteitpstpaler auf baS eine ü. Scpiip’fcpe
©ut ben S°f uebft 6 Morgen Beinbergen ju
©eifenheim geliehen unb am 30. Märj 1714
hatte jfranj 'ltnton üöolfgang Schütt Don Solj*
häufen ©urniain.^er ©ämmerer, Sof- unb DtegierungS»
rath oon ffranj Sebaftian Don 33orftcr §>°f r ath
unb Mainjer SeibmebicuS unb helfen ©attin 91nna
©atharitia geborenen '-Beamtin 18 000 ©utben auf
ben £mf ju ©eifenheim nebft SÜBeingut Don 12
Morgen, eine Mühte fomie ben jroeiten Don beffen
tßater Dererbten §of ^u ©eifenheim mit fed)§
Morgen Meittberg unb fonftigem ©ut geliehen,
©rfteres ©ut patte außer ben 9Beinbergett 40
'Morgen 9tderlanb, 14 Morgen SBiefett, baS anbere
beftanb in einem Saf am Dhor gelegen, fech§
Morgen 'Beinberg, 4‘/s Morgen «der unb eben-
foöiel Biefen. 'Itugerbem hatte ber ©analer Dr.
^Pfaff 3u Tübingen auf ben einen £>of bem Sdhütt
©elb Dorgefiredt, jeine Schmefter hfitathete ben
Serrn Don SBorfter unb brad)te bie Sdjutbüer-
fdireibung au fid). 9t(Ie biefe unb bie SSerfchreibttng
be§ Senn Don Sehrbad) mußte Don SBorfter auf
fith nehmen, Dielmehr an fid) felbft saljten. 91ad)
llrtfjeit Dom 8. Mai 1725 blieben biefe j^otbetungen
als ShPDthe! auf bem ©ut flehen. 91m 25.
Januar 1733 heiratfjete gran^ Sebaftian Don
Sorfter Sot)n beg ffran^ Sebaftian Don SSorfter
unb befatn baS ©ut ju 91ieberfontheim in Sdhmaben
36
unb bas ©eifcn£»etmer ©ut burT Seftament. $er
ölte ©err b. ©orfter errichtete am 21. Xlfärä 1736
ein gibeicommiß, bemnaT gran* ©ebaftian Don
Sorfter ohne Söiffen feiner ©öffne unb feines
SruberS beS Wainjer ©offanjlerS goßann SBerner
3 ofef bon ©orfter (geboren 26. October 1706
geftorben 8 October 1760 Ju SJtainj) „icbt über
bte ©üter oerfügen burfte. gran* ©ebaftian er=
tannte biefeS nicht an unb hielt fidj an bem erften
©eftament. ®r bertuufte baffer am 10 . Slobember
1763 nach bem 2obe feines SruberS beS HamlerS
bas ©eifenßeimer ©ut für 47,000 ©ulben an ben
©effeimratlf greif)errn bon ©Opfer, inbem er baS
©efb jur ©Tulbenbertilgung fomie jur SluSftattung
feiner Tochter oermenbete, um bie auf bem ©ut
i u ©eifenheim rußenden SlnfprüTe an bie ©Tüß
bon ©oljßaufen, ju beren Silgung fein ©ater ber=
urtßeiltjborbeu mar, ju beseitigen. Oer ©rojeß
gegen ©cf)ü| fcbmebte immer noch, am 1 1 . ge 6 =
ruar 1781 fchloffen bie ©artheien einen Vergleich,
nachbem bon 1725 an projeßt roorben mar.'
Schi© bon ©ohßaufen berichtete auf alle SlnfprüTe
an_ bon ©orfter unb bon ©opfer, non ©orfter
lieferte affe ©cieffTaften übet bas ©eifeuffeimet
©ut aus, besorgte eine Cuittung bon ber )JteiTs=
ritterfTaft, baß affe auf bem ©ut feit 1725
ruffenben ©teuern befahlt feien, bon ©Tüß feinerfeitS
berfpradh eine fchriftfiche ©erjiTtleiftung auf qe«
habte gorberung bon ©errn oon SeßrbaT ju
erroirten, Gart ©nton bon ©orfter zahlte bem
Oberamtmann ©Tüß bon ©ohßaufen 7000 ©ufben
heraus unb lieferte ein ©tiid ©Sein beS Jahrgangs
1779. Oiefer Vertrag marb um 31. fDtai 1787
bon beiben 3:ßei(en anertannt, befiegeft unb bas
©efb bejalfft.
9tuf bem ©Tüß’fTen ©ut ruhten nod) etliche
3mfen an^ ben gefuitenßof ju ©eifettheim. Oer
©mtSbogt Offeobori hatte einen ©ruber im 3efuiten=
orben, ber bie Oberaufficht auf baS ©eifenßeimer
3e|uitengut führte. Oiefer erhielt im Auftrag bes
CrbenSprocurutorS ©eter ©idel oon (Jarl greißerrn
Don ©orfter ObftbäumTen geliefert nnb bezahlte
fo ben Dteft ber gefuitenjinfen ab, roie Stßeobori
als turfürftlich ©tain.pfTer UlmfSfneTt bejeuqte
(®ei|enheim 7. October 1780). © 0 mar baS
©ut benn 1781 fihulbenfrei geroorben. 3m 3aßre
172o mürbe baS innere bes ©ofs oon ©aulo
etntonio ©liftrangelo einem Italiener auSgemalt,
mas 77 ©ulben 52 Hreujer für garben allein
toftete. ©erroalter mar 1726 ber Heller ©ontab
©taaß.
©ine ©efTreibung beS ©ut§ bon 1721 nennt
außer bem ©aus jmei babei befinbliche Pfaden
Wlanj unb SBiefengarten, nach Schein greißerr non
jngelßeim, nach 2 Balb gemeine ©traße, tapirt
3000 ©ulben, mit bem Heller, ber borßer ©oppem
fteinifd) mar, ein ©Seinberg am iKobcnberg neben
greißerrn oon gngelßeim ' tapirt 3600 ©ulben
Weinberg am 5ßfab neben greißerrn bon gngel--
ßeim 200 ©ulben gefcßäßt, nebenan unb im
ßfßeinberg, am ©eridft an ber ©traße an ben ©e=
riTtSplaß anftoßenb, im Süderftein, auf ber ©latt,
auf bem ©reibert, ©talfen, Hircßgrub unb im
Secßt, alle biefe ©Seinberge gefTäßt 7858 ©ulben.
311S greißerr bon ©opfet oßne ©lanneSerben
ftarb, Jam baS ©eifenheimer ©ut an beffen fünf
Oödfter ju gleichen Oßeilen. Oie eine hatte einen
greißerrn ©cßott oon ©cßottenftein, bie jttJeiie einen
©errn bon ©Salbrunn, bie britte einen ©errn Don
Stöber, bie bierte einen ©rafen Don ©ttemS, bie
fünfte ben greißerrn ©ßriftian galob bon 3 roier(ein
51 t ©Seßlar junt ©emaßl. ©on 1787 bis 1798
befaßen biefe fünf 5jJartßien baS ©ut jufammen,
bie ©ebäube berfielen unb ber ©rtrag ber Sänbe*
reien fanf ßerab. ©err bon 3 roierlein roollte bie
bier Slntßeite für 28-30,000 ©ulben am 18.
Ccto 6 er 1798 an ftT taufen. Oer ©genannte
neue ©au „jum Söroen" mar mit bem ©eftnbe=
unb HelterßauS ftart 6 efcßäbigt unb muß bie ©täfle
hatten unter ©inquartirungen ßart gelitten, fo baß
eine gründliche ©Sieberßerftellung notßmenbig mar.
9l(IeS jufammen mar 1798 nod) gibeicommiß.
Ütacß langen ©Treibereien einigte man ficß auf
30,000 ©iulben, rooftir ©err bon 3mierlein bie
bier Slntßeile beS ©utS am' 7. gebtuar 1800
erroarb unb fomit Meinbefißer marb. Oer ©of
ßeftanb in folgenden ©ebäuben: ©in 33 au nach
ber Seßlftraße s«, in gutem 3 uftanbe, Sranb=
fcßäßung 3000 ©ulben, ber SOtittelbau tapirt 900
©ulben, ©au bierftödig, roäßrenb bet obige ©au
breiftödig, ber andere jmeiftödig tnii fßtanfarben,
ber britte ©au iapirt 600 ©ulben, fRemife mit
©ferbeftalf unb Sranntmeinbrenuerei tapirt 2100
©ufben, SBafcßtüche tapirt 600 ©ulben, ein jmei«
ftödiger ©au im ©ofe tapirt 800 ©ufben, ©Teuer
unb ©taflung tapirt 850 ©ulben, HelterßauS tapirt
800 ©ufben, ©taflung un* ©Tmeineftätle tapirt
800 unb 500 ©ulben, biefe Stebengcbäube maren
ju 6450 ©ulben am 7. Stooember 1830 abgefTaßt.
3m Stobember 1789 maren baS äöoßnßauS bon
der ©traße bis an den neuen ©au mit 4500
©ufben, ber neue ©au ju 4000 ©ulben, baS
Heiterbaus mit jroei ©aumteftem unb 3 ngeßör ju
600 ©ulben, ©ferbe= unb DiinbDießftälle ^ü 500
©ulben, ©itßner» unb ©Tmeineftall ju 100 ©ulben,
bas ©oläßauS ju 200 ©ufben, baS ©raußauS
mit 3 ugeßor ju 600 ©ulben, ber Stebenbau bis
in ben borbent ©of ju 800 ©ulben, bte daneben
belegene ©ermalterSrooßnung ju 350 ©ulben, bie
SSafTfüTe ju 250 ©ulben, bie ©Teuer bon da
bis an baS HelterßauS ju 800 ©ulben, baS ©e=
finbeßauS ju 300 ©ulben gefTäßt roorben. 5)aju
tarn baS ©ofßauS im 3°H mit bem ©Tuppen
über bem 2 ßor tapirt 1000 ©ulben, bie ©tadung
gefTäßt 100 ©ulben, ein Heines ©äuSTen neben
biefem ©auptßauS tapirt 700 ©ulben, ein befonberet
Stall baju gefTäßt 75 ©ulben, jufammen 1275
©ulben, bie Sftüßle befteßenb in ©aus mit ©efTirr
37
tarirt 1100 ©ulben, ©tall 100, Steuer 200
ent Heines ©äusdfen 75 ©ulbett gehabt. SiefeS
toöt ba§ alte Bon ©opferfdje ©ut, moju noch 4
SE ® f * fn "! en ' in bem in ber
3oßgai e roobnten bte ©ofleute. Sa 3 u fam ein
etwa ,< borgen großer ©arten bei ber Wühle,
t J\f^ e L^ deX U " b 3Biefen ' ba§ ®"i befianb
2 , 4 i 1 Jorgen Weinbergen, 39*/» »Jörgen
Wferlanb unb 1 1 / 4 »Jörgen Wiefern SiefeS roar
i qoa ^ an 9 eI '^ e fPätfc ©oppenfteiner ©ut, bas
1830 einen Sajmerth oon 41,383 ©ulben batte
bie Sanbereten baoon allein 25,632 ©ulben.
2 >aS bon Stocffjeim’fc&e fpäter ©dftü^’fd&e ©ut
beftanb aus einem fteinernen ©aufe, großem © 0 f
unb Deconomiegebäuben, einem an ben ©of an=
fboßenben großen Saum unb »lanfengarten, 12
»Jorgen Weinbergen, 40 Worgen Slcferlanb, 13
17 ™\i 2 ßl fi en ' eincr ® r 6 beftanbmablmiible mit
17 Walter ftorn Wainjer Waß grbbeftanbabgabe,
to a, i 3 in »wetu. 3« bem ©ofe gehörten baS
WitpatronntSrecbt über bie grühntefferei unb bie
Jtare ju ©eifenheim, jmei ^ireftenftübie in ber
Jftribe ein ©rbbegräbniß rechts bom ©ocbaltar,
freie »eholjigung. Waibgang, 3agb unb gifcherei
wie biefeS anberen .abeligen ©utsbefifeem ruftanb,'
Bierbrauerei unb »ranntroeinbrennerei fomie ®ier=
|d)an!gerecbtig!eit.
* 8( > 5 bc ^ Ite b0§ ®ut nach bem ftuii non
18w ©ulben 43 ©ulben 52 Äreiger ©teuer an
bie mittelrbeinifcbe iSitterfchaft.
^m 11. Oetober 1817 trat bie ©emeinbe
©e.fenbeim ein Stüd ben ©arten abfchüeßenbe
Wauer am ©oljtbor gegen jtnei [Ruthen ©teine
h!,; J ,C,e L^ auerant ^ eiI fteb* noch unb 3 eigt noch
ben arten Weggang.
3nt Wai 1804 beabfieptigte ©raf bon Oftein
^tt’rerlein’fcPe »Juble gegen eine Warien*
tbaler »achmuhle non 16 Walter Korn grbbeftanb=
5U ocrtoufdbten, um bas Waffer bon ber
Wuble in feinen ©arten 3 u leiten, bie ©ache tarn
aber mebt 511 ©tanbe, morauf ber ©raf in biefem
3 abr bon ber ©emeinbe ©eifenbeim bas Sabörndicn
leitete 0 " 8 ° 6orn=2öie ' e taufte u « b in feinen ©of
3m Secember 1806 lagen neun »Jann fron»
äoftfebe ©appeurS, bie auf ber ©dbönborner 21u
Safcbinen malten mußten, ju ©eifenbeim übet
nd)t Sage im Uwrtier, ber 3mierlein’fche ©of
mußte 3 ur Verpflegung ber ©olbaten ttiqlidh 45
Äreujer entrichten.
air L^° m ° x * u ® e ’f en h e ’ m befanb
S A 8 ; 0 bt 'i _ ütegenmetter unb im Winter in
f<b teibteftem guftanbe. ©err oon groierlein machte
mit beßen »erbefferung ben Anfang, inbem er für
Ä Wafterung 50 ©ulben gab. gbm folgten
’ ^ mit 11 ©ulben unb ?(nbcre mit
beitragen, morauf bas ißflafter auf ber Vehlfirafie
angelegt tourbe. — 1 p -
.J* 1 £>?»'§ ©arl oon Smierlein ließ um
; 8 r , ben | r ° Be " &ai.ScapelIe für feine
tatboliicbe grau S2oui|e geborene bon ©iilicb an=
egen unb fcbmücfte baS ®an 3 e mit mertbbollen
©lasmalereiert er erhielt aber bie grlaubniß jum
-e|en bon Wegen nicht, morauf ber ©aal mieber
3'Deden bes ©aufeS biente unb als ©neifefaal
benutzt marb.
bem 3infen 21 ©ulben
ad)t Äreu 3 er .Ritter|d)artsffeuern , 2 ßxeurer 3 ©eller
an bte ftirche 3 u Wintel, 44 «reujer */s , ©eller
an ba« ©eifenbeimer ©ofpital, 32 ftreujer 1 ©efler
nach »carienfbal 6 2 / 3 ©reujer an bie ©eifenbeimer
Irubmeiiere. 44 ffreujer 1 >/i ©eller an bas
eh »eterftirt 3 u Wain*. 1 ©ulben 47 .«teurer
jpefier an? §aiiy Siolrat«, n ^reu^er 2 2 /s
©euer an bie ©eifenbeimer flirche, an bie Wainrcr
S)omprae|en 3 2 ffreujer 1 ©eüer. Oiefc Abgaben
horten 181o auf.
3m September 1857 machte 9Jaffau bem ©errn
oon gmierlein bte giicberei in ber Wisper ftreitia
wogegen berfelbe am 12. ©ctober 1862 ginfprache
erhob, e§ mar 3 tim ^ßro 3 eß gelommen, man ber=
angte am 28. Januar 1862 eine fchriftliche gr=
flarung, öaß bem ©er 3 og oon »affau bas gifche=
reireöbt juftebe unb^ nur au» miberrufbarer ©nabe
gejtattet roorben fei. Ser, freiheitliche görfter
©tengle mar als gifebbieb Wegen gifchenS unb
arebfena in ber Wisper angellagt worben, bie
-Sache mürbe aber niebergefchlagen, inbem ©err
bon 3wterlem erllärte. biefeS 3tedit fei auf feinen
-öefebl ausgeubt unb ber gang feit 1850 an ihn
abgeltefert worben. 91U e biefe Siechte beS ~ ‘
hörten fpäterhin gänjlich auf.
38
XXI. $ie Pfarrktrdje nt $rba d).
®r 6 ad) bifct p uvftmblid) im Japre 995 eine
eigene Gapelle . öie als Filiale non Gltoille ans
bedient roarb. Witte beS XIII. Jahrhunderts fcfjeint
diefe Gapelle *ur Sßfarrfircfie erhoben morden 51 t
fein. _ Gine kircpe mar 1281 int Sau fertig, da
am 5 Juli 1281 GpriftianuS 93ifdjof Don ©amlanb
Vkipbifcbof ju Maina allen Stuten, die die kircpe
in Gberbacp, wie Grbach nach dem durchlaufenden
Gberbach früher hieß, an den fteften ihrer Patrone
Seter und Saul und am Jahrestage ihrer Skipe
befudten , Dierjig Sage Abfaß oerlieh und beftimmte,
dag die Skiffe der beiden Elitäre, die et mit Süffen
und Süden des GrcbifdjofS Skrnper bott Dllainj
bornahm, am St. DXarcuStage Don den ©läubigen
ftets gefeiert merbe. fortan roarb St. MarcuS
kircbenpatron. GS fehlte jedenfalls nod) an der
inneren Ausftattung der Grbacper kircpe , da am
3 Secember 1304 die Siicpöfe Sonifacius kironenfiS,
JorbanuS AcernettfiS, ©regoriuS ffelcirenfis, AicolauS
SirmaftenfiS und ©uillermuS GaftedunenfiS Dierjig
Sage Ablaß Allen, die nad) Gmpfang der heiligen
Sacratnente der Süße und des Altars an einem
gefttage des £)ertn, der Mutter Ghrifti und anderer
genannter ^eiligen der Meffe und predigt in der
dem heil- Marcus geweihten Kirche ja Grbad) bei*
wohnen oder drei Aoe Maria beim Abendläuten
mit gebogenen knieen beten, oder der Meffe und
bett Sodtenmeffen in diefer kircpe beiroohnett Der*
liehen. (SeueruS, Hs. in der Mainjer ©tabtbiblio*
thef). Jnt Jahre 1324 gaben oerfdjiebene Grj*
bifchöfe und Sifcpöfe Aden, die jur AuSfcpmücfung
der Grbadjer kircpe foroie jur Anfchafftttig Don @e=
räthen, Welchen :c. etroaS beifteuern , je Dierjig
Sage Ablaß. Samit fcheint die kirche um diefe
3eit fertig geworben ju fein und ihre innere Gin*
richtung um 1324 erhalten ju haben. Sie heutige
kircpe ift aber aus weit fpöterer 3 eit und dürfte
Don dem elften Sau nichts mehr borhanden fein.
Sie Kirche roarb im XV. Jahrhundert üergrößert
und der Sf)umt erbaut. Qnerft dürfte man das
SanghauS mit ©eitenfcpiffen und Glfor fertig ge*
[teilt haben, nach einer Jahrjapl an einem Slappen*
fchilb des ©eroblbeS der Shurmfjade, die Don
Ginigen für 1455 bon Anderen für 1477 gelefen
wird, wurde die Spurmpalle um diefe 3eit fertig,
ba§ füdliche Aebenfcpiff wurde 1506 bodendet.
Am 11. Mörj 1696 wurde das f (habhafte Kirchen*
dach Dom Schultheiß und Satt) beficptigt und deffen
SMeberperftellung angeordnet. — Jni Jahre 1721
erwies fiep die Kirche 511 Grbach als 311 beengt, da
fie nur ein Srittel der ©röße der jetzigen befaß.
Sie ©emeinde Grbad) hatte das SangpauS, das
©t. Seterftift ju Mainj als 3epntpcrr den Ghor ju
erbauen. SeßtcreS weigerte fid) des SauS. Sie
Giemeinde ging aber energifd) bor und ließ baS
SangpauS als ju niedrig erhöhen, den Gf)or ab*
reißen und das SangpauS um jmei Joche nad)
Offen oerlängern, wobei der Ghor befeitigt fein
mußte. _ Jn einem Grbadjer ©ericptsbucb heißt eS
Statt 58 Sorfeite: „Semnach ©cbultpepß und
Aath ©ambt ganßer gemeindt endlich baljin ft*
beredet und befcplojfen, hiefige kleine, niederig unbt
ruitiofe k'ircp ju Grhöhen und ju bergrößern die
Vergrößerung aber roegen des int Sieg ftepenben
koßrgenS allerdings nit gefepehen tonnen, alSS hat
man per SeputatoS das lobl. ©tifft ©t. 5Betri
welchem die bauung des GhorS gehörig, fcpriffttich
and mündlich belangen (affen, welches aber darinn
kein refolutum geben wollen, baS Ghörgen umbju*
rehßen. Samitp man nuhn in Sergrößerung der
kird) undt 511 fortßfabrung des kircpenbauS nit
oerhindert werden möge, fo hat man Don feitffen
©chultheiß und Aatp Gin pocpm. Sicariat fchrifftlich
belanget , welches unSS 511 befürberung der Gpr
gotteS Dermög nacpgefeßten Secreti bewilliget, Gr*
laubet und jugelaffen ohne Minderung männiglich,
baS in _roeg flehende alte Ghörgen mit kunbfdpafft
abjurepßen und die Materialien dabon uff feitfien
5 U legen und biss ju Grbauung GineS neuen
GhorS ju bermahren, wormith man jedoch uff
bocbgcb. ©tifftS köften den 13. geh. 1721 den an*
fang jum obrepßen gemacht. Nachdem nupn da§
Ghörgen meprentp fcpon abgebrochen gewefen, Gr*
fchiene bor unSS Schultheiß AicIaSS ©dhirb alSS
des lobl. ©tifftS fpoffmann borbringend, daß Gr
öonjperrn Sänger Stepmüplen in Aahrnen des
©tifftS Gommifjton habe, unSS ju fagen, daß das
gehölß ootn Gpörgen uff feitp und jmapr an bie
ktrcpenmauer uff Ginanber gelegt undt ^mapr baS
große unten undt baS kleinere oben, damit fie im
Salt der notp Gin tacp baruff machen könten
laffen, die lepen aber ja Sermaprung deffen in
pfarrpoff gebracht werden mögten, die ©tein aber
hat man mit kundtfcpafft fambt Dorbefcpriebenen
Materialien uff den fogenannten fdmpl gcfet ge*
bracht und ordentlich uffgearcpt biSS ju dem ge*
brauch, welches mir nach dem ctngefinnen Dollbracht."
Aach Abreißen des GpörchenS begann man den
Aeubau, da oorper fcpott das ItangpauS mit ©eiten*
fdpcffen fertig geworben fein dürfte und nur die
Serlängerung des SangpaufeS noch auSftanb. Ser
erfte ©tein ward am 25. April 1721 gelegt und
dabei folgende Sentfchrift Derfaßt: „SenefactoreS
piefigen Aeueu kirchcnbauS, wie dann bie SBapr*
unter ben Stften Stein gelegt tuorben
hn 2 lnno 1721. Dlac&bemma^len Unfere alte
Steine unbt nibrtge ^ird) tuegen cingeiuad)ienen
bieüen l>otcftj a 600 Seeten gar ju gering unbt
|d)on bon 100 3>af>ren fax o gebauet tuerben foHen
öaf^ero I)a 6 en ficb Pfarrer, Sdiutt^eiB unb 9 lati
mit Smtbidigung ganzer gemeinbt gan^ o^ne
febuiben unb atte§ bor^er abgetragen getuefert biefer
39
ertauung, Vergrößerung ber Sirißen abfouberli*
p ©ßren ber ßeßl. ®ret»faltigfeiiö, unfer lieben
grauen ber ©eeligften Butter CBotteS unbt genügen
9^örn unjerS ßtrdjen putronenS öorjunc^men“ ent*
TOlotlen unM ben anfang barmit gemacht ben 31ten
”™. rtn } 7 J}' ®°J U m(1 » m Don 15 Sauren ßero
oapm beflt|fen, foldfje bar 3 u nötige (Sielbet nach
unb muß oßne befdßwernuß ber gemeinbt anui=
fcßaffett unb erfpartß 12 ©tüdß gutBer meine auß
benen gemeinen gütern ermaßen, wie ban bat
£«*» legirt 91naftafiu§ SDiett Bürger unb ©off
©cßmitt nDßier unbt feine ©augfrau Simigunba
°bne leibß ©rben tbre guter, fo anno 1719 plus
oöerenti in ber gemeinbt Dertauft morben unb
Buben ertragen nebft baarem gelbt 1900 ©ulben
je|igen gelbtg ben gulben ab 60 Sreujer ober 30
lübus geregnet, unbt fein baju ebenmeffig legirteg
pmtp am IBadßauß, fo gegen eines ju naße unbt
m ber (Srbauung üerßinberlid) geftanbeneg .{muß
unbt sugeßör Biß an ben friißmeffcrep plaß" Der=
tauj^et morben; ©ott gebe iBnen barfür eine qliid=
fefige aufferfteßung. ferner Baben ßier 3 u folgenbe
bomert: ©err Joßanneg ©rog gemefener ßiefiqer
ItT ZP P T 6ßriftin,ms ©d,öffer jeßiger
i \ 3 ° 6ann ® eor 3 Öorabam
llmt§ Snedßt unb Ober ©dßultßeiß 3 u ©rbod) 100
rx ,,i e . r , r 3°B°nn 23altßafar ©cßuernann llnter=
fcßuttßeiß 90 fl., ©err Soßann öirdfenftodfb qe=
toefener UnterfdjultBeiß 50 ff., ©err ^BtüpS Woßr
l 5 . $ einrid & ^intreß 30 fl., ©err »eter
^mter 15 fl., ©err ©einrid) Soßlßaß 15 fl., ©err
in'fr^ rf^ü 0<f 15 r_1 ' unb ^ err £ einri( *> 3ung
!0 fl attc be§ gertcßtg, ©err Joßann ©cßmerßeil
unbt feine heb)te 40 fl., © rn ft ©öpffer 7 1 /* fl.,
Wie ban Bat man bie gemeine ©apiiafien unbt
3Uiteref|e uffgeßoBen a 364 fl., ©riftopßell Söller
’u ' 9 f at>- unbt treffe tjiccju legirt 84 fl
alten Sirdßen Seceffen 195 fl. unb ban be re=
cefjibug eccleftae unb nocß biefle 100 ©ulben rüd=
ttänbiger e>d^ä^ung ott obige» oufsmadbenb 5300 fl.
^ie mein 1720e r pat gegolten 3 a(6u§, ba»
Walter ftorn Bat 3 u Wainß uffen mardß gegolten
t 's! b,e i er er f te Quaberßein ift geleqt
toorben ben 25. Slpril 1721 uff Ward na| ber
fjfZ.. l ‘ n ! er glormiirbigfter Regierung ©aroli
lerti 9tomifcßen ÄotjferS, Sotbarii grancigci ©rafen
SJ^Tx^ guäbigften ©urfürften p
Waßnß unb «i|<ßoff p Söamberg, 3?eicßg ©anßler
Berrn Joßann ©rmein greßßerrn Don ©reiffenclam
43urggraffen p griebberg unb Sicebomb im 9tBein=
gau ©err ©eorg griebridj ileißmann 9anbtfd)reiber
‘ mbt m f e . rrn Uriebrid) Senbern ©emaltebotBen benbe
beg 9tBeingau§, roie ban ©err ©Briftian Scböner
Bjeßger ^farrBerr unb ©eelforger, ©err Soßann
@eorg ©orrabam 21mt§fne<Bt unb OberfcBultBenß
a 11 B 1 er, ©err 3 23. ©cßuemann UnterfifmltBeiß,
Zl '9 enri * 2)enfenß, ©enricfi
3ung, ißßilipv, ©dEmocf, Ifleter ©artenfelj unntt
doßann ©orabam gerid)t§fd)reibfrn be§ SRatB? unbt
gericßt§ 23orfteBenbe» in Latein uffgefeßt." 91un
folgt ba§ Obige in 8ateinif<Ber ©pracBe"
9tacB ber ,3aßt 1726 an ber ©piße be§ SlriumpB^
bogen§ warb ber ©Bor in biefem Saßre erbaut unb
)dllott ber Rird)en6oii 1728 ob, toie er jebt öor*
Banben ift. Oie Hircße ßatte früßer einen ’fpißen
©elm, 1828 marb berfelbe entfernt unb bie jeßiqe
ftuppel aufgefeßt, bie bem ©ottegßaug nibßt pir
OerpBönerung gereidßt unb gegen bag reicße gif*.
bta|enmaßroert ber Sßurmbruftung reißt ärmlicß
abiti&t.
Oie ßirdje erßielt 1377 3 mei ©loden bie 21nna=
unb vJiorcuSgtocfe ol» bie jtoei größten ber ^ird)e
betbe finb Arbeiten be» ©iocfengietters Sobunne»
öon ^rantfurt a. Wain. Oie beiben anberen
©foaen bie fogenannte ©cßröterglode unb bie
fietnfte waren 1686 unbrauißbar getoorben. 2tm
d un * 1686 gaben ©eBultßeiß unb Ütatß ju
©rbcicß ben ©ebrübern ©ottfrieb unb ©an! Oieorq
be Sapaire ©lodengießern 3 u Slrngburg in Sßeftfalen
beibe ©loden _ 3 um Umgießen in Arbeit. Oie ©e=
meinbe bcfdßnffte bie Waterialien, gab bem ©anb»
langer oierjeßn Oage lang guten Öoßn, boiß füllten
bie ®ießer bie beiben ©loden fo gießen, baß fte
p ben_ großem ftimmen. 3ft bie Arbeit qelunqen
bann tollen fte nebft Soften ein ©tiid 2öein oon
lo83 aug bem ©emeinbetetler erßalten. 23eibe
(«loden finb nicfjt meßr Dorßanben, bie Beiben
jeßigen Heineren ©loden finb 1768 unb 1845
gegoffen.
i-a me .Uiriße )o mebrig mar unb bie Orqel
nidßt mieten tonnte, Derfeßte man biefelbe Dor 1704
oon ber ©mporbitßne auf bie ©rbe, faß aber ben
gemalten geßler algbalb ein. Oag ©rbaißer
flrototolIbucB lagt über biefe ©adfe golqenbeg-
„Oemnad) Dor ©tliißen Saßren bie orgel Don ber
boßrHriB ober lebtner ßinten Dom Oßunn in
Witben ber Sird) 3 mifd)en 3 meß p : eiler naßer
malbt 3 u Derjeßt morben, roorauß maBrqenommen
baß bte !« r Verfaß ber orgel bie Sird) ’ nit allein
Derbundeü fonbern allen ecßo ßinmeg genoßinen,
Z ^“‘tßeiß unb ©ericßt mit 23ereinmi(liqung
öe» SBoßleBrnm. ©errng 3oß. ©roßen ßiefiqen
pfarrerg 3 u Derbefferung beffen bie orgel ßinten
unter beit bogen aßm glodentßurnt burcf) ©errn
Jacob Jtrlocßer Don ©reu 3 enadß ßinroiber Derfeßen
lallen, toorbor er nad) borßer beftBeßenem accorb
Baben jofle in allem lo fl. mit bem bebing, baß
?. ba B ootßige Sugeßör alß Seber, leim etc. auß
leinen Witbet BeßfiBaffen folle, beneben 3 f[. Dor
leine ©oft unbt Orandß. ©o gefcßeßen ©rbaiß ben
30. ^oDembr.g 1704." - 3) amit f^eint bie
r59 eI t 1'^ , n,cf l t Derbeffert 3 u ßabeu, benn im @e=
ncßtgbud) Beißt eg; „©rbaiß ben 20. Waß 1719
t|t Joßunneg SoßlBaß fdßreiner unb orgelmadjer
Don Sibricß anßero Sommen, melcßem mann unfer
Derftunbte orgel unb 3 erriffenen bald) 3 u repariren
m ' °° r t me(rf)e ^inniung unb reparirten
bald) ^ßm gegeben merben folben 6 fl. mit ber
40
©onbition, baß (Sr bie baju nötpige DRaterialia
()u§er Rewer arbeitf» anfcpaffen falle auff feine
(Soft." Dabei ift bemerft: „peutp ben 7. gunp
fet^nt ipm obige accorbirte 6 f[. naper befcpepener
ür&eitf) aflhiet bom 3fatf»auö bejcift, Seöocp mit
ber (Sonbition, baß (Sr ■/* 3apr lang bauot gutb
KP« wolle, ferner ift ipm jalt worben wegen 3
neuen pfeiffen 1 fl."
2tm 18. 3iuli 1722 würben bie neuen ßird)en=
ftüple Dertpeitt, es woren am 2ütar ein ©tnpl für
©cpultpeiß unb Ratl), welcher baS Erbacher iBBappen :
einen geflügelten Drohen trug, jmei ©tüple für
bie fynmilie oon Diej, brei Stühle für bie gamilie
beö ©cputtpeißen ©cpupmann, oier ©tüple für bie
Familie beS RmtSfnecpt unb Dberfhultpeißeu
@eorg porabam, jepn ©tüple für ben pof Drais,
ber in Erbacher ©entarfung liegt. 21 He biefe
® tü ^ e würben für erbliches Eigentpum ber Sn»
Öa6er erflärt. 2lm 20. guni 1722 bewilligte bie
oben erwähnten ©tüple für bie Familie Don Dieb
ber Rotp ju Et6ah bem SucnS RlbericuS greiperrn
oon Diej Sapitular ju ©t. Kurfarb in SGßirjburq
bafiir, baß betfelbe 200 ©ulben jum flircpenbau
beigefteuert. RlbericuS Don Diej follte bei gertiq*
ung ber ©ewölbe am DRicpetSaltür für biefeS ©eib
felbft^bü® SBappen im ©cplitß fertigen (affen.
Die gamifie Don Diej war früher ju Erbah |tarf
begütert.
XXII. 3Uw ber neueren «efdiidile bes llo.Hcrs »oricnhaufen.
3m 3apre 1752 würben bie ©ebäube beS
ÄlofterS 9Rarienpaufen, wie foppe jeßt befielen,
mobernifirt unb einer burcpgreifenben (Reparatur
unterworfen. Der öftlicpe glügel beS ffteujgangS
würbe batnals ebenfalls Deränbert, ber neuange»
brad)te 3opfftil paßt fcfjledjt ju ben gotpifdjen
©pißbogen ber genfter. Diefer KauDeränberung
Derbanlt auch ber ©aal im erften ©tocfwert beS
weftlicpen pauptbauS beS Si l öfters feine Einrichtung.
Silles mürbe {oftbar, aber fo gefcpmadloS, als nur
möglich, hergefteüt. Die Kapelle bei bem Alofter
Warb bamalS ebenfalls erbaut unb eine jepr (oft*
fpielige Sffiafferleitung ins Hlofter anaelegt. Ron
ber Srunnenftube bis in bie erfte Rleiflafhe waren
145 guß, Don biefer glafcpe bis jur jmeiten
glafcpe 51 guß, Don bet jmeiten bis jur Dritten
04 guß, Don ber britten jur Dierten f^laftpe 204
fyuß, Don ba bis jur fünften glafcpe 102 guß,
Don bä bis jur fechften unb leßteu glafcpe 95
guß Sange. Kon ben glafhen liefen bie 231ei=
röhren opne glafhen in ben ©arten, bie Slircpe
unb ben EonöentSbau. 'Ungelegt warb biefe (oft*
fpielige Scitung, welche tpeilmeije noch gebraucht
wirb, namentlich für geuerSgefapr.
9US 1781 Sturfitrß gtiebriep Start 3ofef Don
hltainj bie Ronnentlöfter Rltenmünfter unb Reich*
flareit ju 9Rainj mit papftlicper Erlaubniß aufpob,
würbe ein Dpeil ber Tonnen nad) Riarienpoufen
berfetst. 1
_2lls bas filofter ORarienmiinfter bei 2Borm§
aufgepobeit würbe, tarnen Rönnen baper nah
Rtarienpaufen, erhielten aber feinen gaprgepalt als
(Sntfcpäbigung auSgefeßt.
Sou je per betrieb ÜRarienpaufen ftarle Riep,
juht am 28. Rptil 1792 tarn jmifepen bem
Stlofter unb ben Refißern beS ÄammerforftS ein
Vertrag ju ©tanbe, üemnaep füllte Rlarienpaufeu
im Shimmerforft feine ©hafe treiben bis 1. Rpril
jebcS 3äpts, bie SBeibe begann nah ber ,f>eu= ober
©rummeternte unb brauchte Riarienpaüfen niept
auf DRihaeliS ju warten, ©inb bie betreffenben
'Recter bebaut, bann unterbleibt ber ©haftrieb auf
biefelben. Ruf gaftuaht 1811 marb baS
«(öfter vRaricnpaufen aufgepoben unb bie ©iiter
Oimen an bie perjoglid) Raffauifhe Sioffatnmer.
Die vlbtiffin erhielt 700, bie (ßiorin 400, lebe
'Rönne 300 unb jebe 2aienfd)weftec 150 fl. 3apreS=
rente angewiefen. Die aus 9Rarienmünfter bei
•Worms nah »larienpaufen gefommenen Rönnen
befamen 200 fl. Reute jährlid,. - Die Raffauifdje
Portammer Derfaufte am 6. 9Rai 1811 baS tlofter
nebft ©ut unb bem ©hafpof an ben greiperrn
paus «arl dou^ 3wieclein ju SWeßlar. Der Rn=
tauf mar nur ©peculation, um Dorpanbene ©api=
talien rentabel ju maepen, wie biefeS in einer Seit
bie feine ©taatspapiere unb Kanten fannte, üblich
war. Die^Jlauffu mme ift mir niht befannt ge=
worben. x \n bem -ftaufbriefauSjug, ber mir Dor=
liegt, fomint bie Kebingung Dor, baß alle ©utS*
beihreibungen unb Riffe wie Rcten über ©tod=
unb Sefepoljberehtigung, put= unb 2Beibegerehtig=
teit vRarienpaufenS _ an ben Käufer auSgctiefert
oi nb mi ® ie ! e§ niht, mespafb am
£ 1 . JRai 1836 greiperr Don 3wieelein biefe Site*
raltcn reclamirte, aber auch nichts erreichte bentt
ältere steten bietet baS jeßige greiperrlih Don
3wierlein’|he 91rhiD feineSwegS.
21m _ 6. 9Rai 1811 Derjihtete bie ©emeinbe
Rul pau|en auf bie Rnfpriidte jur paltunq beS
rjatelDiepS ans .01 öfter. Rm 10. 9Rai 1811 napm
greiperr Don Smierlein Don DRarienpaufen Kefiß.
Rad) ^bem Kaufbrief patte Rtarienpaujeu baS Recpt
mir wtoef- unb 2efepo(j in bem perrfhaftlidjen
äcammeifoc|t, wie auch bem ©hafpof biefeS juftanb.
41
ferner bie ©ut= unb 2 öeibcgered)tfante im ganjen
Umfang unb fiir olle Siebgattungen entfpredjenb
ben roirtbfcEiafttidien @runbfif|en. Diefe ©ut= unb
ffieibegerecbtigfeit mürbe 1820 uon Rajfau aufge»
buben unb ©err Uon 3roierlein mit 5800 ©ulben
in RHem entfdjäbigt.
RlS ber plbmatfcball 231üd)er 1813 auf 1814
mit ißreußen unb Rufjen bei Gfaub über ben
Rhein jog, batte 9Rarienf)aufen Oom 31. Dejentber
1813 RtorgenS 9 bis 10 Upr bis 1. Januar 1814
DRittagS 1 bis 2 Upr ©inquartirung uon 424
Slann , welche im ft'lofter unb im Sdjnfbofe
lagen.
Rulbaufen batte nach bem Rufbörcn be§ filoftetS
Wlarienbaufen bie ©elegenfjeit uertoren, bem ©otieS=
bienft beijuroobnen, es befaß, tuie beute nod), feinen
Pfarrer für feine Dorffircbe unb fd)loß baf;er am
am 1. Rpril 1813 mit bem ©errn uon groiertein
einen 9RietbSöertrag ab, inbem berfelbe jroei 3imtner
im ^lofter an ben StationariuS ber ©emeinbe ben
Sater Seiet für 12 ©ulben ßcrmiefbete. ©atb=
jäbrige Pnbigung unb RuSfdjlup, baß biefer
Sertrag ju einer ©ered)tfame roerbe, mar bebungen.
Sebürfe (ßater ^eter megen RlterS, firanfeit ober
Unuermögenbeit ©Ulfe unb ltnterftühung, bann
fofte bie ©emeinbe Rulbaufen anbermärtig SBobnuitg
unb Berpflegung befdjaffen. ^ater ißeter war
früher in RotfjgotteS gerocfen. Bisher batte feit
Rufpebung be§ ÄlofterS Rulbaufen gar feinen
©otteSbienft gehabt, burd) ben '$ater ^Beter fam
c§ für unbeftimmte 3 e >t ju einer georbneten Seel*
forge, ber ©otteSbienft roarb in brr OrtSfirdie ge=
haften. 3m 3abre 1817 mar bie ©emeinbe Rul*
baufe-n für bier berffoffene Sabre ben DRietbSjinS
mit 48 ©ulben nod) fdjulbig, Schultheiß flöppler
crfucbte am 12. Octobcr 1817 ben ©errn oou
3mierfein um ©daß biejes ©auSjinfeS megen
Rrmutf) ber ©emeinbe Rulbaufen. ©in ©ntfdjeib
liegt nicht in ben Rcten.
51 m 10 . 9Rai 1818 marb DRarienbaufen mit
332 DRorgeit Sanb, bem .Rio fl er unb ©Öfen, bem
Sammerforft mit 2813 DRorgen 2öalb" nub 470
DRsigen gelb ber ©emeinbe Rulbaufen gemäß
RefcriptS Riibesbeim ben 4. 9Rai 1818 cinberfeiht
unb hörte bamit bie frühere flüfterlidje Selbftän*
bigfeit unb peiljeit bon ©emeinbefteuern . auf.
fyreiberr bon 3tt)ierlein batte fcfcon am 30. Ruguft
1816 gegen biefeS Rnfinneit ©infpradjc erhoben.
Wfarienbaufen batte bisher mit bem Sdjafbof eine
i Mitte ©emeinbe gebildet. Ser Anfang mit bem
Öeranjieben bes ÄloftergutS, bie fdjlec£)ten panjen
beS Dorfs Rulbaufen ju beffern, marb 1798 unb
1800 gemacht, inbem 2 fufbaufen bem ^1 (öfter einen
Sbeif feiner ßriegSlaften aufbürbete unb biefeS mit
©rfofg burcbfeßte. Rad) ber Rufpebung bemobnten
ba§ fflofter bier Sädjterfamilien, ber Schäfer mit
ffamilie, ein fllofterbermafter unb ber ©eiftlicbe,
meldjer ben ©otteSbienft ju Rulbaufen beforgte, in
Äffern etma 40 Seelen. Die Binder ber Familien
befugten bie Schule ju Rulbaufen unb foHte beß*
halb 9Rarienbaufeit mit einem Beitrag jum «ebrer=
gebalt ju Rulbaufen bet'flngejogen werben. Snt
-bahre 1819 fofffe ber Rulbaufener Sobtenpof ans
ß (öfter auf beffeu Reder berlegt werben. peiperr
bon 3wierleiit erhob bagegen am 27. Suli 1819
©infprache unb führte in feiner juriftifd) fdjarfen
ftöeife ba§ Unredjte einer foldjen prberuitg aus.
© r wollte 9Rarienbaufen als ©emeinbe für fid)
gefidbert tniffen, obgleid) bie Bereinigung mit Rul*
häufen ftaatlid) längft bolljogen, aber immer nod)
beftritten mar. Ruf biefe Sorftellung berfiigte am
28. Suli 1819 baS bfvjoglicbe Rnti 511 DfübeSbeint
eine nochmalige Unterfudmng ber Sadje burd) ben
DRebicinalaffiftenten Slrandjer unb erpichte um Rn*
gäbe, ob fid) geeignetere Sfifläße in ber Rulpaufener
©emarfung für Rnloge beS DobtenpofS borfänben,
batte aber bereits am 17. Suli 1819 bie geplante
Verlegung bes DobtenpofS auf bie 9Rarienl)aufener
Reder befürwortet unb Sapatorcn beS ©elätibeS
jum Rerfaf)tcn int ©nteignungSroege beauftragt.
Die SBeigerung bes -pevvit bon 3mierlein megen
Bereinigung bes Sffoftcvguts mit ber ©emeinbe
Rufhaufen beruhte immer nod) nicht. £m' 1 ' uon
3mierfein mieS auf bie ifolirte Sage beS ©uteS bin,
betonte, baS .ftlofterg it fei bei ben ß'riegsfoftein
auStbeilungen 511 ©unften Rulhaufens ju bod) be=
(aftet worben, aus ber Bereinigung entftänben
SRißffänbe. Die 'JRarienl)aufener Selbfiur fei eine
gan) abgefd)loffene, nicht ein einziger frember Bieter
befinbe fid) barunter, meber 3 e bnten noch eine
anbere 9lbgabe hafte auf bem ©ute, bie ©ultur
l'.'iT.be a f freier Send be§ 33efi|ers, jeher ^ter
übe auf feinem tßacbtantbeil -bie gelbpolijei felbft,
baS ftlolec treibe feine Schafe, Schweine unb
RinbPiet) in eigener ©erbe unb befitse bafür feinen
eigenen ©irten. Die ©of= unb ©äuSpolijei ftebe
unter bein .fHofteroermalter. 3 >uei Familien be=
äabften Sd)ulge(b nad) Rulbaufen fiir ihre fiinber.
DaS Riarienbaufener ©runb« unb ©emerbefteuer=
fiütpet ftebe bem Rulbaufener bis auf etliche
©ulben gleich, werbe DRarienbaufen mit Rulbaufen
bereinigt, bann müßten bie jgoei Familien bem
Hehrer für ben Unterricht ihrer ft'inber ebenfoöiel
geben als ganj Rulbaufen. 9Rarien()anfen habe
bis jur IHufbebtiug feinen eigenen ©otteSbienft ge=
habt, Rulbaufen fei pial bon RüöeSbeim. 3^t
beforge ein ^ater aus RotbgotteS, ber ju 9Rarien=
häufen wohne, ben ©otteSbienft. Derfelbe erhalte
bon ber ©emeinbe jroei Klafter ©olj, feine Stol=
gebühren betrugen jroei bis brei ©ulben jährlich.
Die fatbolifdjen Familien RutbaufenS befuebten
jeßt ben ©otteSbienft ju Rulbaufen, roaS aber mit
bem^ Dobe beS ©eiftlichen ebenfalls aufböre. DaS
.(Hofter lönne, wenn fich mieber ein geweihter
Rltar in ber Rlofterlirche befinbe, feinen eigenen
©otteSbienft fid) felbft halten laffen. Der Befißer
bon 9Rarienl)aufen fei proteftantifcb unb lönne ju
feiner prote|tanti)"d)en Pfarrei eingepfarrt werben.
42
35ie fat()oli|d)cit Semofjuer gingen nur jur näcf>ften
fatpotifdjen ftird)e, otjue baf$ barau» eine ©erecp*
tigfeit entfiele. Sa* ßl öfter mie aud) her ©djaf=
l)of fjabe feine eigenen 93adpöufci\ eigene ©runnen
unb SBaffedeitung, eigene geuedöfdjgerätlje. 93 ici=
rtalmege feien in ber ÜHoftergemarfung feine t>or-
fyanbert, nur s -)3rioat=, getb= unb gturmege. 2 £ie
91ulfjaufen feinen Ort*oorftanb habe, befipe Starien-
baufen feinen ftlofteroorftanb, affe Sebürfniffe an
Öirten, gelöfdntüeu, 23acf^aitfern unb Srunnen
trage bajfelbe auf eigene Soften. (30. Sfuguft 1816).
Srop aller Sorftedungeu erfolgte bie ©in 0 er=
feibung unb 9Saricnf)aufeu muroe am 3. 91uguft
1819 mit 97 ©utben 26 Äreujer 2 Reifer 9lul=
baufener Steuerbetrug belegt, aud) forberte 91ul=
Raufen für» Japr isi 8 $mei ©runbfteuerfimpet,
bie jebod) gretfyerr oon 3 R 3erleiit ju jafjlen ftd)
weigerte.
91m 25. Juni 1819 erlieft greifrau Souife
Dort 3roiedcin geborene oon ©itlid), ba fatffofifd),
oom eräbifd)öffid)en Sicariat $u 91fd)affen&urg bie
(Sdaubttijs, in beut v -|3rioatoratorium 51 t 9Sarien=
baufen, ber ©apelle, an alten ©onn= unb geiertagen
®teffe für jid) Icfeit 511 taffen.
3m 3uni 1820 mürbe bie Sßüfferleitung in bie
©täfle gelegt, ©ie Quelle mürbe oben rtad) ber
Strebe ju etma 7 6 i§ 8 Fuß Don bem früheren
©cbtofbnuä gefaßt unb lief in bleiernen Stohren
hiS unter bie Ströge. — 3m Safjre 1841 mürbe
bie Kapelle pt SJtarienhoufen pr Familiengruft ber
Familie Don gtoierlein eingerichtet, tpiplipp §art=
mann Don (Seifenheim beforgte bie Slrbeiten. * ©ie
SJtaurcrarbeit foftete 7 ©utben 20 Sreujer, bie
9lbleitung be§ SEßaffer» au§ ber ©apette mad»te
10 ©utben 20 Sreujer, .für ©anb mürben bei-
auägabt 8 ©utben 12 Steujer, bet Ueherfdflng
betrug 101 ©utben 57 Sreujer ohne ©anb unb
«teine. 3nt 3at)te 1843 mürbe Frau Souife Don
QtDieriein geborene Don ©ütief) al§ erfte Seiche bort
beigefe|t.
©a ba§ SJtarienhaufener @ut eine fehr fdfledfle
iftente abroarf, erfolgte ber Serfauf beffetben für
Errichtung eine» Snahenrettung§haufe». Fm« 3 .
üon groiertein 6 eb«djte bie 21 nfia(t mit einer
mertfjöollen Shurmuhr nebft ©lode unb einem
merthootten ©laägemälbe. Seim SSetfciufe blieb
bie ©ruftcapefle Eigenthum ber freiherrlid)en
Familie.
XXIII. bn |attenl)ctnier £d)ul0cfd)id)tc.
Ser ättefte in Urfunben unb Segnungen 51 t
£mttenl)eim Oodontmenbe öeljrer erfdjeint 1544
of)nc Sennung be* Samen*. Ja bem öattenljeimer
©erid)t*bud) peifd e* nur: „Sdpilnteifkr gegen
Jacob megffener ©puB Ioen» fjalber, fo bafj uietgin
bt) jacoben gemeft ift, ift ber geridjt* befd)eibt, 100
ber fcpuelmeifter betrafen fenbe, baß bas metgin
jacoben umb Ioen gearbeit l)ab, fat gefdjien, ma*
red)t ift." gm gafjre 1566 erfolgte eine 9ceube=
fepung ber 52eljrerftefle 51 t vwttenfjeim, bie Sd)itl=
gelöfrage marb oerbanbett. ©* peifd baritber im
^rotofoltbucp : „Uff binftag bemt Sejjtenn Sa*
cembri» 91nuo 1566 fjatt ein fdmttfjeifj benebenn
ebnem ganüenn Sfjatt Jofjaitnem 2 Beiftenn bc @ 1 =
toangemt gue einem fdjulmeifter angenommen ber*
geftaft, baü er bie fdjitf, uff* XBeft im immer
moegfid), regir, bie Jugent, fo im unber fjautenn
gebenn, uff* treulicbft jur 3 u d)t unb erbarfeitt
unbertDeiß, bent Pfarrer bergteidtenn inn ber firdjenn
mit fingenn, fo bem fdjulampt antjengt, befurbedid),
gefprfam unb gemertig fein, 213etcb* er atfo mit
^antgegebener treue bem fd)uttt)aiffen 51 t paltenn
angetopt. Sep f oll im Oor feine gar Setotjnung
beB fdbulbienfts oom Sfjatt gegeben roerben 38
gulbenn. eooill aber bem fdjutmeifter IMnljer ann
ber abnupung ben fdjutmingartB gepitrt, fott ein
erfamer s Jtöatt jue im nemen. 6 ‘B fotl aud) bem
fd)nttneifter ein Drbnung mit ber Jungen Selonung
antreffenbt gegebenn merbenn, Derer erfid) atjeit gemefe
batten fo 11. So aber ber fdjutmeifter feinen bienft
refignirett tooeü, fott er* adtoeg ein Slonat beoor
ufffunbeit." Sefjrer 2 öeiB blieb nid)t lange, ba
ba* öattenl)eimer ^rototod tuörtlicb tagt: „ 2 lnn
l)eut Dato ©ampftagp poft oocem jocunbitati»,
metdjer mar ber 10 . s ?Sonat**tag Wat) Sltttto 67
fjat SdjultöaiB Sefampt einem ganzen S^att alljie
2 ibamum ©artorem oontt .spoff^eim ^ne epnent
feputmeifter angenommen :c." dud) f)ier maren
38 ©utben ©epatt unb gegenfeitige einmonatlicpe
Mitnbigung*^eit oorbe^atten.
„©atnftag» poft Sartljotomäus, melier mar ber
28. Stonatstag Sugufti 21 nno 68 fjat :c. Jacobum
SBolffiuin oon ©ttoiü jue einem fdjutmeifter ufge=
nommen" fätjrt ba» ^rotocodbud fort. S 9 ebin*
gungett maren bie obigen, bie ffitnbigungSfrift
betrug ^mei Slonate.
91m Sonntag ben achten Cctober 1570 naljm
bie ©emeinbe ben ©eorg Jacob Selbacf) „oon
2ßormb§" Oon fö'atpnrineutag J570 anfangenb §nm
Se'^rer an. Ser ©efjatt mar roie früher, bie
Äünbigung»frift feilte ein ^aar 93tonate betragen,
bod) bebung fid) bie ©emeinbe, burd) ba» öftere
SBanbern ber Se^rer ba^u ge^mungen, au», bap
$elbad) fid) oerbinblicf) tnac^e, meuigftens ein ^albe»
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